Naser und Pranvera Shava mit ihren Töchtern Uivara und Ujvesa. Foto: Schwannauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Unterbringung von Flüchtlingen ist genau geregelt / Besuch bei einer Familie in einer provisorischen Unterkunft

Von Nicola Schwannauer

Vor Langenbach: Wolfach.

"Vor Langenbach" heißt die Straße am Stadtrand von Wolfach. Hier steht das Haus, dessen Nachbarn einst Krach schlugen, weil Asylbewerber eingezogen sind. Das ist zwei Jahre her. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt. Das Haus ist das letzte in der Straße, gleich dahinter umarmen tannenbewachsene Hügel sattgrüne Wiesen. In der Nummer 32 b sind im Moment vier Wohnungen belegt, die beiden im Erdgeschoss stehen wegen eines Wasserschadens leer. Der Wohnblock gehört der Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau Baden-Württemberg, deren Hauptverwaltung in Sigmaringen sitzt. Die Verantwortlichen beim Landkreis haben die Wohnungen als Flüchtlings- und Asylbewerberunterkunft bei der GSW angemietet.

Der schmale Langenbach rauscht direkt vor dem kleinen Spielplatz neben dem Haus. Diesen Platz hat die Stadt gepachtet und mit Sandkiste, Schaukeln und Sitzgruppe ausgestattet. An diesem Vormittag ist der Spielplatz ausgestorben und das Haus wirkt unbewohnt. Der föhnige Wind drückt gekippte Fenster zu und schlägt sie krachend wieder auf. "Wir tun hier vieles, um den Asylbewerbern das Leben angenehmer zu machen", sagt Christel Ohnemus, die für die Stadt Wolfach seit Januar ausschließlich für Asylbewerber zuständig ist. Darum habe man auch den kleinen Spielplatz eingerichtet. Christel Ohnemus ist bei der Stadt Wolfach als Sachgebietsleiterin für Soziales für die Asylbewerber zuständig.

Zwei Adressen in Wolfach bilden die einzige Unterkunft zur Erstaufnahme von Flüchtlingen im Kinzigtal. Dort leben insgesamt etwa 35 Menschen. Als Ausgleich dafür, dass in Wolfach so viele Flüchtlinge ankommen, muss die Stadt für keine Anschlussunterbringung sorgen. Die so genannte Erst-Unterbringung werde da angerechnet.

Auf das Klingeln öffnet erst einmal niemand, aus einem Fenster im zweiten Stock schauen eine Frau und ein Mann herunter. "Die Leute kommen eigenlich sehr selten auf mich zu", sagt Christel Ohnemus. Die Scheu und das Misstrauen gegenüber Behörden seien bei den meisten sehr ausgeprägt: "Manchmal dauert es sehr, sehr lange, bis die Leute ihre Berührungsängste etwas ablegen."

Schließlich öffnet der Mann das Fenster und ruft: "Ich komme!" Unten stellt er sich vor: Naser Shava. Er kam vor drei Monaten mit seiner Ehefrau Pranvera und den beiden kleinen Töchtern, dreieinhalb Jahre und zehn Monate alt, aus dem Kosovo nach Deutschland.

Die beiden Gebäude in Wolfach bilden die Erstaufnahme der Flüchtlinge und Asylbewerber im Kinzigtal, Am Langenbach und das städtische Gebäude in der Oberwolfacher Straße. Die Stadt bekommt als Ausgleich dafür keine Flüchtlinge zur Anschlussunterbringung zugewiesen. Es sei auch so schwierig, das alles zu meistern, sagt Christel Ohnemus. Ohne Ehrenamtliche, die sich für Asylsuchende einsetzen, ginge das nicht, "wir von der Stadt können nicht alleine für die Betreuung sorgen." Denn obwohl die Unterbringung der Flüchtlinge in Wolfach Sache des Landkreises ist, bleiben auch Aufgaben für die städtischen Mitarbeiter. Sie kümmern sich um die politischen Flüchtlinge aus Syrien, dem Iran und Afrika, und auch um jene, die aus Ländern kommen, in denen zwar keine akute Bedrohung für Leib und Leben zu herrschen scheint, die sich jedoch ein besseres Leben in Deutschland erhoffen.

Naser und Pranvera Shava kamen im Februar mit zwei Taschen, einem Rucksack und ihren beiden kleinen Töchtern nach Deutschland. "Mit Bussen und Zügen", berichtet Naser Shava. Er erzählt, er habe während des Balkankriegs bereits zwei Jahre in Deutschland verbracht, damals war er noch nicht volljährig. Von 1998 bis ins Jahr 2000 habe er in Dresden gelebt. Jetzt hofft er aufs Neue auf eine Zukunft in Deutschland für sich und seine Familie. "Hier ist es schön", sagt er, "im Kosovo gibt es nichts: Keine Arbeit, keine Medizin, keine Zukunft."

In Wolfach lebt die Familie in eineinhalb Zimmern mit Küche und Bad. Die Einrichtung ist spartanisch, auf dem kleinen Esstisch stehen Instantkaffee, Pulvertee und Zucker. Die dreieinhalbjährige Uivara malt mit einem Kugelschreiber Kringel auf eine Gebrauchsanleitung. "Ich will vor allem arbeiten", sagt Naser Shava. Er sei gelernter Bodenleger, könne Laminat und Parkett verlegen und würde "jede Arbeit" annehmen, "ich würde überall arbeiten." Jetzt, drei Monate nach der Ankunft in Deutschland, könnte er sich auf die Suche nach einer Arbeitsstelle machen, auch wenn das Asylverfahren noch läuft. Da haben sich die Regelungen zugunsten der Asylbewerber geändert.

Bis die Familie ihre Perspektive kennt, bleiben Kontakte zu den Hausnachbarn, die täglichen Verrichtungen, Spaziergänge in die Stadt. So versuchen sie, Struktur in ihre Tage zu bringen. Vielleicht, so hofft Pranvera Shava und ihr Ehemann übersetzt, klappt es ja bald mit einem Kindergartenplatz für ihre Ältere. Bislang sei die Suche erfolglos gewesen das haben sie von der Sozialarbeiterin Nina Schäuble erfahren, die die Familie zweimal pro Woche besucht und mit der Bürokratie hilft. Im Auftrag des Landratsamts Offenburg kümmert sie sich um die Asylsuchenden in Wolfach.

Dafür, dass der Kontakt zu den Menschen erhalten bleibt, kümmert sich auch das Netzwerk kommunale Integration Offenburg.

Alle Gemeinden Kinzigtal haben das Thema Wohnraum für Flüchtlinge und Asylbewerber auf der Tagesordnung. Das Landratsamt Offenburg weist den Gemeinden eine bestimmte Anzahl von Menschen nach Schlüssel zu. Diese wiederum suchen händeringend nach Lösungen für das Unterbringungsproblem.

In Mühlenbach lebt seit Mitte November 2014 eine afghanische Familie: Eltern und vier Kinder. Die Gemeinde hat die Wohnung angemietet, "denn unsere Gemeindewohnungen sind alle im Moment fest vermietet und damit belegt", sagt Christian Hofstetter, Hauptamtsleiter bei der Gemeindeverwaltung in Mühlenbach. So musste die Gemeinde sich auf Wohnungssuche begeben und inserieren. Eine einzige Rückmeldung sei gekommen, in dieser Wohnung lebt nun die Flüchtlingsfamilie.

Ein Ehepaar hat die Familie von Anfang an ehrenamtlich betreut und unterstütz: "Da sind wir froh, dass es so etwas gibt", sagt Hofstetter, "das würden wir von der Gemeinde aus gar nicht alleine schaffen."

Die Stadt Haslach stellt für die zehn Personen, die der Gemeinde 2014 zugewiesen wurden, ein städtisches Gebäude zur Verfügung. Dort gibt es einen Arbeitskreis Flüchtlinge. Sie bewegen die Bürger zu Spenden von Hausrat und Geschirr, sie laden die Kinder in den Sportverein ein, berichtet Adrian Ritter, Hauptamtsleiter der Stadt Haslach. "Das ist eine Erfolgsgeschichte", sagt er. Ritter geht davon aus, dass das Landratsamt der Stadt im laufenden Jahr ähnlich viele Flüchtlinge zuweisen wird. "Familien ordentliche Verhältnisse zu bieten, hat sich bewährt – wenn etwas Anständiges geboten wird, klappt das mit der Integration gut." Die Flüchtlinge erführen großen Rückhalt in der Bevölkerung: So hätten etwa viele Bürger Möbel gespendet. So wolle die Stadtverwaltung auch in Zukunft vorgehen, sagt Ritter. "Auf weiteren eigenen Wohnraum können wir im Moment nur begrenzt zugehen, unsere Kapazitäten sind begrenzt." Wenn uns weitere Menschen zugewiesen werden, dann prüfen wir unsere eigenen Möglichkeiten, bevor wir uns auf den Markt begeben und inserieren.

Dass sich Städte und Gemeinden auf Wohnungssuche für Menschen machen, die nicht wissen, wie lange sie bleiben werden und was danach kommt, diese Situation teilen alle.

In Steinach leben im Moment vier Familien, 17 Personen, die im vergangenen Jahr kamen. Mit der "Bauernschänke" hat die Gemeinde vor drei Jahren ein ehemaliges Hotel erworben und umgebaut, dort wohnen auf zwei Etagen zwei Familien aus dem Irak, ein Ehepaar aus Pakistan und eine Familie aus dem Kosovo. "Ein ganz vornehmes Ehepaar", nennt Hauptamtsleiter Gerhard Knosp die Leute aus Pakistan beeindruckt. Und fährt anschließend sachlich fort: "Der Bedarf bei uns ist im Moment gedeckt, und im Moment bekommen wir auch niemanden mehr zugewiesen."

Auch in Steinach übernehmen ehrenamtliche Bürger Betreuungs- und Unterstützungsfunktion: "Die Leute werden gut versorgt", sagt Knosp. Da man weitere Menschen im Moment nicht erwarte, gehe man auch noch nicht auf Wohnungssuche. Gerhard Knosp, der schon lange die Asylbewerber der Gemeinde betreut, erinnert sich noch lebhaft an die 90er Jahre, als rund 50 Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien in Steinach ankamen. "Das hat damals ja auch irgendwie funktioniert", sagt er.

In Hausach gibt es keine städtischen Gebäude für Flüchtlinge, die Stadt mietet bei Bedarf Wohnungen an. So auch bei Gemeinderätin Karin Rosemann, die ihr Haus schon länger mit Asylbewerbern teilt. Seit eine Familie, die bei ihr lebte, nach Stuttgart zog, beherbergt sie eine Familie mit zwei Kindern aus dem Iran. Die Miete bezahlt das Landratsamt.

"Hoffentlich bleibt mir diese Familie erhalten", sagt Karin Rosemann. Das Zusammenleben funktioniere hervorragend: Der Familienvater hilft im Garten, sie hilft ihm mit der Bürokratie und bei der Kontaktaufnahme: "Wir helfen uns gegenseitig." Karin Rosemann nennt ihre neuen Nachbarn "offen und aktiv", das erleichtere natürlich den Kontakt und die Integration. Der Vater spielt im Fußballverein bei den alten Herren, das ältere Kind wird dieses Jahr eingeschult. "Es ist auch wichtig, dass das Verhältnis mit den Leuten stimmt, die unter einem wohnen", sagt Rosemann.

"Chaos könnte ich in meinem Haus nicht gebrauchen, da habe ich im Moment großes Glück."

Die einzige Unterkunft zur Erstaufnahme von Flüchtlingen im Kinzigtal steht in Wolfach. Dort leben etwa 35 Menschen in zwei Gemeinschaftsunterkünften.

Christel Ohnemus ist bei der Stadt Wolfach als Sachgebietsleiterin für Soziales für die Asylbewerber zuständig. Als Ausgleich dafür, dass in Wolfach so viele Flüchtlinge ankommen, muss die Stadt für keine Anschlussunterbringung sorgen. Die so genannte Erst-Unterbringung werde da angerechnet.

Die Flüchtlinge haben häufig eine Odyssee hinter sich, wenn sie in Deutschland ankommen. Die "Erstannahmestelle" befindet sich in Karlsruhe – dort bleiben die Menschen in der Regel ein paar Wochen und werden dann auf die Landkreise verteilt. Die Landratsämter wiederum weisen den Städten und Gemeinden nach einem festgelegten Schlüssel die Flüchtlinge, die diese aufnehmen müssen, zu.

"Die Nachbarn waren zuerst sehr skeptisch, als so viele Menschen auf einmal in den Block nebenan ziehen sollten", sagt Christel Ohnemus. Inzwischen kümmern sich auch in Wolfach Bürger ehrenamtlich darum, dass sich die neuen Mitbürger gut ins Sozialleben integrieren können. Die Verantwortlichen versuchen gemeinsam mit Ehrenamtlichen vieles, um die Flüchtlinge willkommen zu heißen und dafür zu sorgen, dass sie sich in der Gemeinde wohlfühlen.

Naser und Pranvera Shava blicken aus ihrem Esszimmerfenster am Stadtrand direkt ins satte Grün des Schwarzwalds. "Es ist schön hier", sagt Naser Shava.

Haslach: AK Flüchtlinge

Info:

Status und Pflichten der Flüchtlinge

Wer ist für die Flüchtlinge zuständig? Bund und Länder teilen sich die Zuständigkeiten für jene Menschen, die sich an der Grenzbehörde als asylsuchend gemeldet haben und die diesen Status anerkannt bekommen. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sind die Länder für die Unterbringung der Flüchtlinge verantwortlich. In Erstaufnahmeeinrichtungen leben Asylsuchende bis zu drei Monate lang. Danach werden sie in Gemeinschaftsunterkünften oder dezentral in Wohnungen untergebracht. So lange Asylbewerber in einer Erstaufnahmeeinrichtung leben, dürfen sie ihren Bezirk nur mit Genehmigung verlassen. Später entscheiden die Bundesländer darüber, in welchem Gebiet sie sich aufhalten dürfen, im Landkreis oder im ganzen Bundesland.

Die Flüchtlinge melden sich beim Einwohnermeldeamt. Kinder und Jugendliche im Schulalter sind Schulpflichtig. Sobald der Asylstatus oder die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt ist, endet die Zuständigkeit der Länder. Anerkannte Asylbewerber und Flüchtlinge müssen sich selbst eine Wohnung suchen und haben offiziell Zugang zum Arbeitsmarkt.

Von Nicola Schwannauer

Vor Langenbach: Wolfach.

"Vor Langenbach" heißt die Straße am Stadtrand von Wolfach. Hier steht das Haus, dessen Nachbarn einst Krach schlugen, weil Asylbewerber eingezogen sind. Das ist zwei Jahre her. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt. Das Haus ist das letzte in der Straße, gleich dahinter umarmen tannenbewachsene Hügel sattgrüne Wiesen. In der Nummer 32 b sind im Moment vier Wohnungen belegt, die beiden im Erdgeschoss stehen wegen eines Wasserschadens leer. Der Wohnblock gehört der Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau Baden-Württemberg, deren Hauptverwaltung in Sigmaringen sitzt. Die Verantwortlichen beim Landkreis haben die Wohnungen als Flüchtlings- und Asylbewerberunterkunft bei der GSW angemietet.

Der schmale Langenbach rauscht direkt vor dem kleinen Spielplatz neben dem Haus. Diesen Platz hat die Stadt gepachtet und mit Sandkiste, Schaukeln und Sitzgruppe ausgestattet. An diesem Vormittag ist der Spielplatz ausgestorben und das Haus wirkt unbewohnt. Der föhnige Wind drückt gekippte Fenster zu und schlägt sie krachend wieder auf. "Wir tun hier vieles, um den Asylbewerbern das Leben angenehmer zu machen", sagt Christel Ohnemus, die für die Stadt Wolfach seit Januar ausschließlich für Asylbewerber zuständig ist. Darum habe man auch den kleinen Spielplatz eingerichtet. Christel Ohnemus ist bei der Stadt Wolfach als Sachgebietsleiterin für Soziales für die Asylbewerber zuständig.

Zwei Adressen in Wolfach bilden die einzige Unterkunft zur Erstaufnahme von Flüchtlingen im Kinzigtal. Dort leben insgesamt etwa 35 Menschen. Als Ausgleich dafür, dass in Wolfach so viele Flüchtlinge ankommen, muss die Stadt für keine Anschlussunterbringung sorgen. Die so genannte Erst-Unterbringung werde da angerechnet.

Auf das Klingeln öffnet erst einmal niemand, aus einem Fenster im zweiten Stock schauen eine Frau und ein Mann herunter. "Die Leute kommen eigenlich sehr selten auf mich zu", sagt Christel Ohnemus. Die Scheu und das Misstrauen gegenüber Behörden seien bei den meisten sehr ausgeprägt: "Manchmal dauert es sehr, sehr lange, bis die Leute ihre Berührungsängste etwas ablegen."

Schließlich öffnet der Mann das Fenster und ruft: "Ich komme!" Unten stellt er sich vor: Naser Shava. Er kam vor drei Monaten mit seiner Ehefrau Pranvera und den beiden kleinen Töchtern, dreieinhalb Jahre und zehn Monate alt, aus dem Kosovo nach Deutschland.

Die beiden Gebäude in Wolfach bilden die Erstaufnahme der Flüchtlinge und Asylbewerber im Kinzigtal, Am Langenbach und das städtische Gebäude in der Oberwolfacher Straße. Die Stadt bekommt als Ausgleich dafür keine Flüchtlinge zur Anschlussunterbringung zugewiesen. Es sei auch so schwierig, das alles zu meistern, sagt Christel Ohnemus. Ohne Ehrenamtliche, die sich für Asylsuchende einsetzen, ginge das nicht, "wir von der Stadt können nicht alleine für die Betreuung sorgen." Denn obwohl die Unterbringung der Flüchtlinge in Wolfach Sache des Landkreises ist, bleiben auch Aufgaben für die städtischen Mitarbeiter. Sie kümmern sich um die politischen Flüchtlinge aus Syrien, dem Iran und Afrika, und auch um jene, die aus Ländern kommen, in denen zwar keine akute Bedrohung für Leib und Leben zu herrschen scheint, die sich jedoch ein besseres Leben in Deutschland erhoffen.

Naser und Pranvera Shava kamen im Februar mit zwei Taschen, einem Rucksack und ihren beiden kleinen Töchtern nach Deutschland. "Mit Bussen und Zügen", berichtet Naser Shava. Er erzählt, er habe während des Balkankriegs bereits zwei Jahre in Deutschland verbracht, damals war er noch nicht volljährig. Von 1998 bis ins Jahr 2000 habe er in Dresden gelebt. Jetzt hofft er aufs Neue auf eine Zukunft in Deutschland für sich und seine Familie. "Hier ist es schön", sagt er, "im Kosovo gibt es nichts: Keine Arbeit, keine Medizin, keine Zukunft."

In Wolfach lebt die Familie in eineinhalb Zimmern mit Küche und Bad. Die Einrichtung ist spartanisch, auf dem kleinen Esstisch stehen Instantkaffee, Pulvertee und Zucker. Die dreieinhalbjährige Uivara malt mit einem Kugelschreiber Kringel auf eine Gebrauchsanleitung. "Ich will vor allem arbeiten", sagt Naser Shava. Er sei gelernter Bodenleger, könne Laminat und Parkett verlegen und würde "jede Arbeit" annehmen, "ich würde überall arbeiten." Jetzt, drei Monate nach der Ankunft in Deutschland, könnte er sich auf die Suche nach einer Arbeitsstelle machen, auch wenn das Asylverfahren noch läuft. Da haben sich die Regelungen zugunsten der Asylbewerber geändert.

Bis die Familie ihre Perspektive kennt, bleiben Kontakte zu den Hausnachbarn, die täglichen Verrichtungen, Spaziergänge in die Stadt. So versuchen sie, Struktur in ihre Tage zu bringen. Vielleicht, so hofft Pranvera Shava und ihr Ehemann übersetzt, klappt es ja bald mit einem Kindergartenplatz für ihre Ältere. Bislang sei die Suche erfolglos gewesen das haben sie von der Sozialarbeiterin Nina Schäuble erfahren, die die Familie zweimal pro Woche besucht und mit der Bürokratie hilft. Im Auftrag des Landratsamts Offenburg kümmert sie sich um die Asylsuchenden in Wolfach.

Dafür, dass der Kontakt zu den Menschen erhalten bleibt, kümmert sich auch das Netzwerk kommunale Integration Offenburg.

Alle Gemeinden Kinzigtal haben das Thema Wohnraum für Flüchtlinge und Asylbewerber auf der Tagesordnung. Das Landratsamt Offenburg weist den Gemeinden eine bestimmte Anzahl von Menschen nach Schlüssel zu. Diese wiederum suchen händeringend nach Lösungen für das Unterbringungsproblem.

In Mühlenbach lebt seit Mitte November 2014 eine afghanische Familie: Eltern und vier Kinder. Die Gemeinde hat die Wohnung angemietet, "denn unsere Gemeindewohnungen sind alle im Moment fest vermietet und damit belegt", sagt Christian Hofstetter, Hauptamtsleiter bei der Gemeindeverwaltung in Mühlenbach. So musste die Gemeinde sich auf Wohnungssuche begeben und inserieren. Eine einzige Rückmeldung sei gekommen, in dieser Wohnung lebt nun die Flüchtlingsfamilie.

Ein Ehepaar hat die Familie von Anfang an ehrenamtlich betreut und unterstütz: "Da sind wir froh, dass es so etwas gibt", sagt Hofstetter, "das würden wir von der Gemeinde aus gar nicht alleine schaffen."

Die Stadt Haslach stellt für die zehn Personen, die der Gemeinde 2014 zugewiesen wurden, ein städtisches Gebäude zur Verfügung. Dort gibt es einen Arbeitskreis Flüchtlinge. Sie bewegen die Bürger zu Spenden von Hausrat und Geschirr, sie laden die Kinder in den Sportverein ein, berichtet Adrian Ritter, Hauptamtsleiter der Stadt Haslach. "Das ist eine Erfolgsgeschichte", sagt er. Ritter geht davon aus, dass das Landratsamt der Stadt im laufenden Jahr ähnlich viele Flüchtlinge zuweisen wird. "Familien ordentliche Verhältnisse zu bieten, hat sich bewährt – wenn etwas Anständiges geboten wird, klappt das mit der Integration gut." Die Flüchtlinge erführen großen Rückhalt in der Bevölkerung: So hätten etwa viele Bürger Möbel gespendet. So wolle die Stadtverwaltung auch in Zukunft vorgehen, sagt Ritter. "Auf weiteren eigenen Wohnraum können wir im Moment nur begrenzt zugehen, unsere Kapazitäten sind begrenzt." Wenn uns weitere Menschen zugewiesen werden, dann prüfen wir unsere eigenen Möglichkeiten, bevor wir uns auf den Markt begeben und inserieren.

Dass sich Städte und Gemeinden auf Wohnungssuche für Menschen machen, die nicht wissen, wie lange sie bleiben werden und was danach kommt, diese Situation teilen alle.

In Steinach leben im Moment vier Familien, 17 Personen, die im vergangenen Jahr kamen. Mit der "Bauernschänke" hat die Gemeinde vor drei Jahren ein ehemaliges Hotel erworben und umgebaut, dort wohnen auf zwei Etagen zwei Familien aus dem Irak, ein Ehepaar aus Pakistan und eine Familie aus dem Kosovo. "Ein ganz vornehmes Ehepaar", nennt Hauptamtsleiter Gerhard Knosp die Leute aus Pakistan beeindruckt. Und fährt anschließend sachlich fort: "Der Bedarf bei uns ist im Moment gedeckt, und im Moment bekommen wir auch niemanden mehr zugewiesen."

Auch in Steinach übernehmen ehrenamtliche Bürger Betreuungs- und Unterstützungsfunktion: "Die Leute werden gut versorgt", sagt Knosp. Da man weitere Menschen im Moment nicht erwarte, gehe man auch noch nicht auf Wohnungssuche. Gerhard Knosp, der schon lange die Asylbewerber der Gemeinde betreut, erinnert sich noch lebhaft an die 90er Jahre, als rund 50 Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien in Steinach ankamen. "Das hat damals ja auch irgendwie funktioniert", sagt er.

In Hausach gibt es keine städtischen Gebäude für Flüchtlinge, die Stadt mietet bei Bedarf Wohnungen an. So auch bei Gemeinderätin Karin Rosemann, die ihr Haus schon länger mit Asylbewerbern teilt. Seit eine Familie, die bei ihr lebte, nach Stuttgart zog, beherbergt sie eine Familie mit zwei Kindern aus dem Iran. Die Miete bezahlt das Landratsamt.

"Hoffentlich bleibt mir diese Familie erhalten", sagt Karin Rosemann. Das Zusammenleben funktioniere hervorragend: Der Familienvater hilft im Garten, sie hilft ihm mit der Bürokratie und bei der Kontaktaufnahme: "Wir helfen uns gegenseitig." Karin Rosemann nennt ihre neuen Nachbarn "offen und aktiv", das erleichtere natürlich den Kontakt und die Integration. Der Vater spielt im Fußballverein bei den alten Herren, das ältere Kind wird dieses Jahr eingeschult. "Es ist auch wichtig, dass das Verhältnis mit den Leuten stimmt, die unter einem wohnen", sagt Rosemann.

"Chaos könnte ich in meinem Haus nicht gebrauchen, da habe ich im Moment großes Glück."

Die einzige Unterkunft zur Erstaufnahme von Flüchtlingen im Kinzigtal steht in Wolfach. Dort leben etwa 35 Menschen in zwei Gemeinschaftsunterkünften.

Christel Ohnemus ist bei der Stadt Wolfach als Sachgebietsleiterin für Soziales für die Asylbewerber zuständig. Als Ausgleich dafür, dass in Wolfach so viele Flüchtlinge ankommen, muss die Stadt für keine Anschlussunterbringung sorgen. Die so genannte Erst-Unterbringung werde da angerechnet.

Die Flüchtlinge haben häufig eine Odyssee hinter sich, wenn sie in Deutschland ankommen. Die "Erstannahmestelle" befindet sich in Karlsruhe – dort bleiben die Menschen in der Regel ein paar Wochen und werden dann auf die Landkreise verteilt. Die Landratsämter wiederum weisen den Städten und Gemeinden nach einem festgelegten Schlüssel die Flüchtlinge, die diese aufnehmen müssen, zu.

"Die Nachbarn waren zuerst sehr skeptisch, als so viele Menschen auf einmal in den Block nebenan ziehen sollten", sagt Christel Ohnemus. Inzwischen kümmern sich auch in Wolfach Bürger ehrenamtlich darum, dass sich die neuen Mitbürger gut ins Sozialleben integrieren können. Die Verantwortlichen versuchen gemeinsam mit Ehrenamtlichen vieles, um die Flüchtlinge willkommen zu heißen und dafür zu sorgen, dass sie sich in der Gemeinde wohlfühlen.

Naser und Pranvera Shava blicken aus ihrem Esszimmerfenster am Stadtrand direkt ins satte Grün des Schwarzwalds. "Es ist schön hier", sagt Naser Shava.

Haslach: AK Flüchtlinge

Info:

Status und Pflichten der Flüchtlinge

Wer ist für die Flüchtlinge zuständig? Bund und Länder teilen sich die Zuständigkeiten für jene Menschen, die sich an der Grenzbehörde als asylsuchend gemeldet haben und die diesen Status anerkannt bekommen. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sind die Länder für die Unterbringung der Flüchtlinge verantwortlich. In Erstaufnahmeeinrichtungen leben Asylsuchende bis zu drei Monate lang. Danach werden sie in Gemeinschaftsunterkünften oder dezentral in Wohnungen untergebracht. So lange Asylbewerber in einer Erstaufnahmeeinrichtung leben, dürfen sie ihren Bezirk nur mit Genehmigung verlassen. Später entscheiden die Bundesländer darüber, in welchem Gebiet sie sich aufhalten dürfen, im Landkreis oder im ganzen Bundesland.

Die Flüchtlinge melden sich beim Einwohnermeldeamt. Kinder und Jugendliche im Schulalter sind Schulpflichtig. Sobald der Asylstatus oder die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt ist, endet die Zuständigkeit der Länder. Anerkannte Asylbewerber und Flüchtlinge müssen sich selbst eine Wohnung suchen und haben offiziell Zugang zum Arbeitsmarkt.

Von Nicola Schwannauer

Vor Langenbach: Wolfach.

"Vor Langenbach" heißt die Straße am Stadtrand von Wolfach. Hier steht das Haus, dessen Nachbarn einst Krach schlugen, weil Asylbewerber eingezogen sind. Das ist zwei Jahre her. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt. Das Haus ist das letzte in der Straße, gleich dahinter umarmen tannenbewachsene Hügel sattgrüne Wiesen. In der Nummer 32 b sind im Moment vier Wohnungen belegt, die beiden im Erdgeschoss stehen wegen eines Wasserschadens leer. Der Wohnblock gehört der Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau Baden-Württemberg, deren Hauptverwaltung in Sigmaringen sitzt. Die Verantwortlichen beim Landkreis haben die Wohnungen als Flüchtlings- und Asylbewerberunterkunft bei der GSW angemietet.

Der schmale Langenbach rauscht direkt vor dem kleinen Spielplatz neben dem Haus. Diesen Platz hat die Stadt gepachtet und mit Sandkiste, Schaukeln und Sitzgruppe ausgestattet. An diesem Vormittag ist der Spielplatz ausgestorben und das Haus wirkt unbewohnt. Der föhnige Wind drückt gekippte Fenster zu und schlägt sie krachend wieder auf. "Wir tun hier vieles, um den Asylbewerbern das Leben angenehmer zu machen", sagt Christel Ohnemus, die für die Stadt Wolfach seit Januar ausschließlich für Asylbewerber zuständig ist. Darum habe man auch den kleinen Spielplatz eingerichtet. Christel Ohnemus ist bei der Stadt Wolfach als Sachgebietsleiterin für Soziales für die Asylbewerber zuständig.

Zwei Adressen in Wolfach bilden die einzige Unterkunft zur Erstaufnahme von Flüchtlingen im Kinzigtal. Dort leben insgesamt etwa 35 Menschen. Als Ausgleich dafür, dass in Wolfach so viele Flüchtlinge ankommen, muss die Stadt für keine Anschlussunterbringung sorgen. Die so genannte Erst-Unterbringung werde da angerechnet.

Auf das Klingeln öffnet erst einmal niemand, aus einem Fenster im zweiten Stock schauen eine Frau und ein Mann herunter. "Die Leute kommen eigenlich sehr selten auf mich zu", sagt Christel Ohnemus. Die Scheu und das Misstrauen gegenüber Behörden seien bei den meisten sehr ausgeprägt: "Manchmal dauert es sehr, sehr lange, bis die Leute ihre Berührungsängste etwas ablegen."

Schließlich öffnet der Mann das Fenster und ruft: "Ich komme!" Unten stellt er sich vor: Naser Shava. Er kam vor drei Monaten mit seiner Ehefrau Pranvera und den beiden kleinen Töchtern, dreieinhalb Jahre und zehn Monate alt, aus dem Kosovo nach Deutschland.

Die beiden Gebäude in Wolfach bilden die Erstaufnahme der Flüchtlinge und Asylbewerber im Kinzigtal, Am Langenbach und das städtische Gebäude in der Oberwolfacher Straße. Die Stadt bekommt als Ausgleich dafür keine Flüchtlinge zur Anschlussunterbringung zugewiesen. Es sei auch so schwierig, das alles zu meistern, sagt Christel Ohnemus. Ohne Ehrenamtliche, die sich für Asylsuchende einsetzen, ginge das nicht, "wir von der Stadt können nicht alleine für die Betreuung sorgen." Denn obwohl die Unterbringung der Flüchtlinge in Wolfach Sache des Landkreises ist, bleiben auch Aufgaben für die städtischen Mitarbeiter. Sie kümmern sich um die politischen Flüchtlinge aus Syrien, dem Iran und Afrika, und auch um jene, die aus Ländern kommen, in denen zwar keine akute Bedrohung für Leib und Leben zu herrschen scheint, die sich jedoch ein besseres Leben in Deutschland erhoffen.

Naser und Pranvera Shava kamen im Februar mit zwei Taschen, einem Rucksack und ihren beiden kleinen Töchtern nach Deutschland. "Mit Bussen und Zügen", berichtet Naser Shava. Er erzählt, er habe während des Balkankriegs bereits zwei Jahre in Deutschland verbracht, damals war er noch nicht volljährig. Von 1998 bis ins Jahr 2000 habe er in Dresden gelebt. Jetzt hofft er aufs Neue auf eine Zukunft in Deutschland für sich und seine Familie. "Hier ist es schön", sagt er, "im Kosovo gibt es nichts: Keine Arbeit, keine Medizin, keine Zukunft."

In Wolfach lebt die Familie in eineinhalb Zimmern mit Küche und Bad. Die Einrichtung ist spartanisch, auf dem kleinen Esstisch stehen Instantkaffee, Pulvertee und Zucker. Die dreieinhalbjährige Uivara malt mit einem Kugelschreiber Kringel auf eine Gebrauchsanleitung. "Ich will vor allem arbeiten", sagt Naser Shava. Er sei gelernter Bodenleger, könne Laminat und Parkett verlegen und würde "jede Arbeit" annehmen, "ich würde überall arbeiten." Jetzt, drei Monate nach der Ankunft in Deutschland, könnte er sich auf die Suche nach einer Arbeitsstelle machen, auch wenn das Asylverfahren noch läuft. Da haben sich die Regelungen zugunsten der Asylbewerber geändert.

Bis die Familie ihre Perspektive kennt, bleiben Kontakte zu den Hausnachbarn, die täglichen Verrichtungen, Spaziergänge in die Stadt. So versuchen sie, Struktur in ihre Tage zu bringen. Vielleicht, so hofft Pranvera Shava und ihr Ehemann übersetzt, klappt es ja bald mit einem Kindergartenplatz für ihre Ältere. Bislang sei die Suche erfolglos gewesen das haben sie von der Sozialarbeiterin Nina Schäuble erfahren, die die Familie zweimal pro Woche besucht und mit der Bürokratie hilft. Im Auftrag des Landratsamts Offenburg kümmert sie sich um die Asylsuchenden in Wolfach.

Dafür, dass der Kontakt zu den Menschen erhalten bleibt, kümmert sich auch das Netzwerk kommunale Integration Offenburg.

Alle Gemeinden Kinzigtal haben das Thema Wohnraum für Flüchtlinge und Asylbewerber auf der Tagesordnung. Das Landratsamt Offenburg weist den Gemeinden eine bestimmte Anzahl von Menschen nach Schlüssel zu. Diese wiederum suchen händeringend nach Lösungen für das Unterbringungsproblem.

In Mühlenbach lebt seit Mitte November 2014 eine afghanische Familie: Eltern und vier Kinder. Die Gemeinde hat die Wohnung angemietet, "denn unsere Gemeindewohnungen sind alle im Moment fest vermietet und damit belegt", sagt Christian Hofstetter, Hauptamtsleiter bei der Gemeindeverwaltung in Mühlenbach. So musste die Gemeinde sich auf Wohnungssuche begeben und inserieren. Eine einzige Rückmeldung sei gekommen, in dieser Wohnung lebt nun die Flüchtlingsfamilie.

Ein Ehepaar hat die Familie von Anfang an ehrenamtlich betreut und unterstütz: "Da sind wir froh, dass es so etwas gibt", sagt Hofstetter, "das würden wir von der Gemeinde aus gar nicht alleine schaffen."

Die Stadt Haslach stellt für die zehn Personen, die der Gemeinde 2014 zugewiesen wurden, ein städtisches Gebäude zur Verfügung. Dort gibt es einen Arbeitskreis Flüchtlinge. Sie bewegen die Bürger zu Spenden von Hausrat und Geschirr, sie laden die Kinder in den Sportverein ein, berichtet Adrian Ritter, Hauptamtsleiter der Stadt Haslach. "Das ist eine Erfolgsgeschichte", sagt er. Ritter geht davon aus, dass das Landratsamt der Stadt im laufenden Jahr ähnlich viele Flüchtlinge zuweisen wird. "Familien ordentliche Verhältnisse zu bieten, hat sich bewährt – wenn etwas Anständiges geboten wird, klappt das mit der Integration gut." Die Flüchtlinge erführen großen Rückhalt in der Bevölkerung: So hätten etwa viele Bürger Möbel gespendet. So wolle die Stadtverwaltung auch in Zukunft vorgehen, sagt Ritter. "Auf weiteren eigenen Wohnraum können wir im Moment nur begrenzt zugehen, unsere Kapazitäten sind begrenzt." Wenn uns weitere Menschen zugewiesen werden, dann prüfen wir unsere eigenen Möglichkeiten, bevor wir uns auf den Markt begeben und inserieren.

Dass sich Städte und Gemeinden auf Wohnungssuche für Menschen machen, die nicht wissen, wie lange sie bleiben werden und was danach kommt, diese Situation teilen alle.

In Steinach leben im Moment vier Familien, 17 Personen, die im vergangenen Jahr kamen. Mit der "Bauernschänke" hat die Gemeinde vor drei Jahren ein ehemaliges Hotel erworben und umgebaut, dort wohnen auf zwei Etagen zwei Familien aus dem Irak, ein Ehepaar aus Pakistan und eine Familie aus dem Kosovo. "Ein ganz vornehmes Ehepaar", nennt Hauptamtsleiter Gerhard Knosp die Leute aus Pakistan beeindruckt. Und fährt anschließend sachlich fort: "Der Bedarf bei uns ist im Moment gedeckt, und im Moment bekommen wir auch niemanden mehr zugewiesen."

Auch in Steinach übernehmen ehrenamtliche Bürger Betreuungs- und Unterstützungsfunktion: "Die Leute werden gut versorgt", sagt Knosp. Da man weitere Menschen im Moment nicht erwarte, gehe man auch noch nicht auf Wohnungssuche. Gerhard Knosp, der schon lange die Asylbewerber der Gemeinde betreut, erinnert sich noch lebhaft an die 90er Jahre, als rund 50 Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien in Steinach ankamen. "Das hat damals ja auch irgendwie funktioniert", sagt er.

In Hausach gibt es keine städtischen Gebäude für Flüchtlinge, die Stadt mietet bei Bedarf Wohnungen an. So auch bei Gemeinderätin Karin Rosemann, die ihr Haus schon länger mit Asylbewerbern teilt. Seit eine Familie, die bei ihr lebte, nach Stuttgart zog, beherbergt sie eine Familie mit zwei Kindern aus dem Iran. Die Miete bezahlt das Landratsamt.

"Hoffentlich bleibt mir diese Familie erhalten", sagt Karin Rosemann. Das Zusammenleben funktioniere hervorragend: Der Familienvater hilft im Garten, sie hilft ihm mit der Bürokratie und bei der Kontaktaufnahme: "Wir helfen uns gegenseitig." Karin Rosemann nennt ihre neuen Nachbarn "offen und aktiv", das erleichtere natürlich den Kontakt und die Integration. Der Vater spielt im Fußballverein bei den alten Herren, das ältere Kind wird dieses Jahr eingeschult. "Es ist auch wichtig, dass das Verhältnis mit den Leuten stimmt, die unter einem wohnen", sagt Rosemann.

"Chaos könnte ich in meinem Haus nicht gebrauchen, da habe ich im Moment großes Glück."

Die einzige Unterkunft zur Erstaufnahme von Flüchtlingen im Kinzigtal steht in Wolfach. Dort leben etwa 35 Menschen in zwei Gemeinschaftsunterkünften.

Christel Ohnemus ist bei der Stadt Wolfach als Sachgebietsleiterin für Soziales für die Asylbewerber zuständig. Als Ausgleich dafür, dass in Wolfach so viele Flüchtlinge ankommen, muss die Stadt für keine Anschlussunterbringung sorgen. Die so genannte Erst-Unterbringung werde da angerechnet.

Die Flüchtlinge haben häufig eine Odyssee hinter sich, wenn sie in Deutschland ankommen. Die "Erstannahmestelle" befindet sich in Karlsruhe – dort bleiben die Menschen in der Regel ein paar Wochen und werden dann auf die Landkreise verteilt. Die Landratsämter wiederum weisen den Städten und Gemeinden nach einem festgelegten Schlüssel die Flüchtlinge, die diese aufnehmen müssen, zu.

"Die Nachbarn waren zuerst sehr skeptisch, als so viele Menschen auf einmal in den Block nebenan ziehen sollten", sagt Christel Ohnemus. Inzwischen kümmern sich auch in Wolfach Bürger ehrenamtlich darum, dass sich die neuen Mitbürger gut ins Sozialleben integrieren können. Die Verantwortlichen versuchen gemeinsam mit Ehrenamtlichen vieles, um die Flüchtlinge willkommen zu heißen und dafür zu sorgen, dass sie sich in der Gemeinde wohlfühlen.

Naser und Pranvera Shava blicken aus ihrem Esszimmerfenster am Stadtrand direkt ins satte Grün des Schwarzwalds. "Es ist schön hier", sagt Naser Shava.

Haslach: AK Flüchtlinge

Info:

Status und Pflichten der Flüchtlinge

Wer ist für die Flüchtlinge zuständig? Bund und Länder teilen sich die Zuständigkeiten für jene Menschen, die sich an der Grenzbehörde als asylsuchend gemeldet haben und die diesen Status anerkannt bekommen. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sind die Länder für die Unterbringung der Flüchtlinge verantwortlich. In Erstaufnahmeeinrichtungen leben Asylsuchende bis zu drei Monate lang. Danach werden sie in Gemeinschaftsunterkünften oder dezentral in Wohnungen untergebracht. So lange Asylbewerber in einer Erstaufnahmeeinrichtung leben, dürfen sie ihren Bezirk nur mit Genehmigung verlassen. Später entscheiden die Bundesländer darüber, in welchem Gebiet sie sich aufhalten dürfen, im Landkreis oder im ganzen Bundesland.

Die Flüchtlinge melden sich beim Einwohnermeldeamt. Kinder und Jugendliche im Schulalter sind Schulpflichtig. Sobald der Asylstatus oder die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt ist, endet die Zuständigkeit der Länder. Anerkannte Asylbewerber und Flüchtlinge müssen sich selbst eine Wohnung suchen und haben offiziell Zugang zum Arbeitsmarkt.

Von Nicola Schwannauer

Vor Langenbach: Wolfach.

"Vor Langenbach" heißt die Straße am Stadtrand von Wolfach. Hier steht das Haus, dessen Nachbarn einst Krach schlugen, weil Asylbewerber eingezogen sind. Das ist zwei Jahre her. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt. Das Haus ist das letzte in der Straße, gleich dahinter umarmen tannenbewachsene Hügel sattgrüne Wiesen. In der Nummer 32 b sind im Moment vier Wohnungen belegt, die beiden im Erdgeschoss stehen wegen eines Wasserschadens leer. Der Wohnblock gehört der Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau Baden-Württemberg, deren Hauptverwaltung in Sigmaringen sitzt. Die Verantwortlichen beim Landkreis haben die Wohnungen als Flüchtlings- und Asylbewerberunterkunft bei der GSW angemietet.

Der schmale Langenbach rauscht direkt vor dem kleinen Spielplatz neben dem Haus. Diesen Platz hat die Stadt gepachtet und mit Sandkiste, Schaukeln und Sitzgruppe ausgestattet. An diesem Vormittag ist der Spielplatz ausgestorben und das Haus wirkt unbewohnt. Der föhnige Wind drückt gekippte Fenster zu und schlägt sie krachend wieder auf. "Wir tun hier vieles, um den Asylbewerbern das Leben angenehmer zu machen", sagt Christel Ohnemus, die für die Stadt Wolfach seit Januar ausschließlich für Asylbewerber zuständig ist. Darum habe man auch den kleinen Spielplatz eingerichtet. Christel Ohnemus ist bei der Stadt Wolfach als Sachgebietsleiterin für Soziales für die Asylbewerber zuständig.

Zwei Adressen in Wolfach bilden die einzige Unterkunft zur Erstaufnahme von Flüchtlingen im Kinzigtal. Dort leben insgesamt etwa 35 Menschen. Als Ausgleich dafür, dass in Wolfach so viele Flüchtlinge ankommen, muss die Stadt für keine Anschlussunterbringung sorgen. Die so genannte Erst-Unterbringung werde da angerechnet.

Auf das Klingeln öffnet erst einmal niemand, aus einem Fenster im zweiten Stock schauen eine Frau und ein Mann herunter. "Die Leute kommen eigenlich sehr selten auf mich zu", sagt Christel Ohnemus. Die Scheu und das Misstrauen gegenüber Behörden seien bei den meisten sehr ausgeprägt: "Manchmal dauert es sehr, sehr lange, bis die Leute ihre Berührungsängste etwas ablegen."

Schließlich öffnet der Mann das Fenster und ruft: "Ich komme!" Unten stellt er sich vor: Naser Shava. Er kam vor drei Monaten mit seiner Ehefrau Pranvera und den beiden kleinen Töchtern, dreieinhalb Jahre und zehn Monate alt, aus dem Kosovo nach Deutschland.

Die beiden Gebäude in Wolfach bilden die Erstaufnahme der Flüchtlinge und Asylbewerber im Kinzigtal, Am Langenbach und das städtische Gebäude in der Oberwolfacher Straße. Die Stadt bekommt als Ausgleich dafür keine Flüchtlinge zur Anschlussunterbringung zugewiesen. Es sei auch so schwierig, das alles zu meistern, sagt Christel Ohnemus. Ohne Ehrenamtliche, die sich für Asylsuchende einsetzen, ginge das nicht, "wir von der Stadt können nicht alleine für die Betreuung sorgen." Denn obwohl die Unterbringung der Flüchtlinge in Wolfach Sache des Landkreises ist, bleiben auch Aufgaben für die städtischen Mitarbeiter. Sie kümmern sich um die politischen Flüchtlinge aus Syrien, dem Iran und Afrika, und auch um jene, die aus Ländern kommen, in denen zwar keine akute Bedrohung für Leib und Leben zu herrschen scheint, die sich jedoch ein besseres Leben in Deutschland erhoffen.

Naser und Pranvera Shava kamen im Februar mit zwei Taschen, einem Rucksack und ihren beiden kleinen Töchtern nach Deutschland. "Mit Bussen und Zügen", berichtet Naser Shava. Er erzählt, er habe während des Balkankriegs bereits zwei Jahre in Deutschland verbracht, damals war er noch nicht volljährig. Von 1998 bis ins Jahr 2000 habe er in Dresden gelebt. Jetzt hofft er aufs Neue auf eine Zukunft in Deutschland für sich und seine Familie. "Hier ist es schön", sagt er, "im Kosovo gibt es nichts: Keine Arbeit, keine Medizin, keine Zukunft."

In Wolfach lebt die Familie in eineinhalb Zimmern mit Küche und Bad. Die Einrichtung ist spartanisch, auf dem kleinen Esstisch stehen Instantkaffee, Pulvertee und Zucker. Die dreieinhalbjährige Uivara malt mit einem Kugelschreiber Kringel auf eine Gebrauchsanleitung. "Ich will vor allem arbeiten", sagt Naser Shava. Er sei gelernter Bodenleger, könne Laminat und Parkett verlegen und würde "jede Arbeit" annehmen, "ich würde überall arbeiten." Jetzt, drei Monate nach der Ankunft in Deutschland, könnte er sich auf die Suche nach einer Arbeitsstelle machen, auch wenn das Asylverfahren noch läuft. Da haben sich die Regelungen zugunsten der Asylbewerber geändert.

Bis die Familie ihre Perspektive kennt, bleiben Kontakte zu den Hausnachbarn, die täglichen Verrichtungen, Spaziergänge in die Stadt. So versuchen sie, Struktur in ihre Tage zu bringen. Vielleicht, so hofft Pranvera Shava und ihr Ehemann übersetzt, klappt es ja bald mit einem Kindergartenplatz für ihre Ältere. Bislang sei die Suche erfolglos gewesen das haben sie von der Sozialarbeiterin Nina Schäuble erfahren, die die Familie zweimal pro Woche besucht und mit der Bürokratie hilft. Im Auftrag des Landratsamts Offenburg kümmert sie sich um die Asylsuchenden in Wolfach.

Dafür, dass der Kontakt zu den Menschen erhalten bleibt, kümmert sich auch das Netzwerk kommunale Integration Offenburg.

Alle Gemeinden Kinzigtal haben das Thema Wohnraum für Flüchtlinge und Asylbewerber auf der Tagesordnung. Das Landratsamt Offenburg weist den Gemeinden eine bestimmte Anzahl von Menschen nach Schlüssel zu. Diese wiederum suchen händeringend nach Lösungen für das Unterbringungsproblem.

In Mühlenbach lebt seit Mitte November 2014 eine afghanische Familie: Eltern und vier Kinder. Die Gemeinde hat die Wohnung angemietet, "denn unsere Gemeindewohnungen sind alle im Moment fest vermietet und damit belegt", sagt Christian Hofstetter, Hauptamtsleiter bei der Gemeindeverwaltung in Mühlenbach. So musste die Gemeinde sich auf Wohnungssuche begeben und inserieren. Eine einzige Rückmeldung sei gekommen, in dieser Wohnung lebt nun die Flüchtlingsfamilie.

Ein Ehepaar hat die Familie von Anfang an ehrenamtlich betreut und unterstütz: "Da sind wir froh, dass es so etwas gibt", sagt Hofstetter, "das würden wir von der Gemeinde aus gar nicht alleine schaffen."

Die Stadt Haslach stellt für die zehn Personen, die der Gemeinde 2014 zugewiesen wurden, ein städtisches Gebäude zur Verfügung. Dort gibt es einen Arbeitskreis Flüchtlinge. Sie bewegen die Bürger zu Spenden von Hausrat und Geschirr, sie laden die Kinder in den Sportverein ein, berichtet Adrian Ritter, Hauptamtsleiter der Stadt Haslach. "Das ist eine Erfolgsgeschichte", sagt er. Ritter geht davon aus, dass das Landratsamt der Stadt im laufenden Jahr ähnlich viele Flüchtlinge zuweisen wird. "Familien ordentliche Verhältnisse zu bieten, hat sich bewährt – wenn etwas Anständiges geboten wird, klappt das mit der Integration gut." Die Flüchtlinge erführen großen Rückhalt in der Bevölkerung: So hätten etwa viele Bürger Möbel gespendet. So wolle die Stadtverwaltung auch in Zukunft vorgehen, sagt Ritter. "Auf weiteren eigenen Wohnraum können wir im Moment nur begrenzt zugehen, unsere Kapazitäten sind begrenzt." Wenn uns weitere Menschen zugewiesen werden, dann prüfen wir unsere eigenen Möglichkeiten, bevor wir uns auf den Markt begeben und inserieren.

Dass sich Städte und Gemeinden auf Wohnungssuche für Menschen machen, die nicht wissen, wie lange sie bleiben werden und was danach kommt, diese Situation teilen alle.

In Steinach leben im Moment vier Familien, 17 Personen, die im vergangenen Jahr kamen. Mit der "Bauernschänke" hat die Gemeinde vor drei Jahren ein ehemaliges Hotel erworben und umgebaut, dort wohnen auf zwei Etagen zwei Familien aus dem Irak, ein Ehepaar aus Pakistan und eine Familie aus dem Kosovo. "Ein ganz vornehmes Ehepaar", nennt Hauptamtsleiter Gerhard Knosp die Leute aus Pakistan beeindruckt. Und fährt anschließend sachlich fort: "Der Bedarf bei uns ist im Moment gedeckt, und im Moment bekommen wir auch niemanden mehr zugewiesen."

Auch in Steinach übernehmen ehrenamtliche Bürger Betreuungs- und Unterstützungsfunktion: "Die Leute werden gut versorgt", sagt Knosp. Da man weitere Menschen im Moment nicht erwarte, gehe man auch noch nicht auf Wohnungssuche. Gerhard Knosp, der schon lange die Asylbewerber der Gemeinde betreut, erinnert sich noch lebhaft an die 90er Jahre, als rund 50 Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien in Steinach ankamen. "Das hat damals ja auch irgendwie funktioniert", sagt er.

In Hausach gibt es keine städtischen Gebäude für Flüchtlinge, die Stadt mietet bei Bedarf Wohnungen an. So auch bei Gemeinderätin Karin Rosemann, die ihr Haus schon länger mit Asylbewerbern teilt. Seit eine Familie, die bei ihr lebte, nach Stuttgart zog, beherbergt sie eine Familie mit zwei Kindern aus dem Iran. Die Miete bezahlt das Landratsamt.

"Hoffentlich bleibt mir diese Familie erhalten", sagt Karin Rosemann. Das Zusammenleben funktioniere hervorragend: Der Familienvater hilft im Garten, sie hilft ihm mit der Bürokratie und bei der Kontaktaufnahme: "Wir helfen uns gegenseitig." Karin Rosemann nennt ihre neuen Nachbarn "offen und aktiv", das erleichtere natürlich den Kontakt und die Integration. Der Vater spielt im Fußballverein bei den alten Herren, das ältere Kind wird dieses Jahr eingeschult. "Es ist auch wichtig, dass das Verhältnis mit den Leuten stimmt, die unter einem wohnen", sagt Rosemann.

"Chaos könnte ich in meinem Haus nicht gebrauchen, da habe ich im Moment großes Glück."

Die einzige Unterkunft zur Erstaufnahme von Flüchtlingen im Kinzigtal steht in Wolfach. Dort leben etwa 35 Menschen in zwei Gemeinschaftsunterkünften.

Christel Ohnemus ist bei der Stadt Wolfach als Sachgebietsleiterin für Soziales für die Asylbewerber zuständig. Als Ausgleich dafür, dass in Wolfach so viele Flüchtlinge ankommen, muss die Stadt für keine Anschlussunterbringung sorgen. Die so genannte Erst-Unterbringung werde da angerechnet.

Die Flüchtlinge haben häufig eine Odyssee hinter sich, wenn sie in Deutschland ankommen. Die "Erstannahmestelle" befindet sich in Karlsruhe – dort bleiben die Menschen in der Regel ein paar Wochen und werden dann auf die Landkreise verteilt. Die Landratsämter wiederum weisen den Städten und Gemeinden nach einem festgelegten Schlüssel die Flüchtlinge, die diese aufnehmen müssen, zu.

"Die Nachbarn waren zuerst sehr skeptisch, als so viele Menschen auf einmal in den Block nebenan ziehen sollten", sagt Christel Ohnemus. Inzwischen kümmern sich auch in Wolfach Bürger ehrenamtlich darum, dass sich die neuen Mitbürger gut ins Sozialleben integrieren können. Die Verantwortlichen versuchen gemeinsam mit Ehrenamtlichen vieles, um die Flüchtlinge willkommen zu heißen und dafür zu sorgen, dass sie sich in der Gemeinde wohlfühlen.

Naser und Pranvera Shava blicken aus ihrem Esszimmerfenster am Stadtrand direkt ins satte Grün des Schwarzwalds. "Es ist schön hier", sagt Naser Shava.

Haslach: AK Flüchtlinge

Info:

Status und Pflichten der Flüchtlinge

Wer ist für die Flüchtlinge zuständig? Bund und Länder teilen sich die Zuständigkeiten für jene Menschen, die sich an der Grenzbehörde als asylsuchend gemeldet haben und die diesen Status anerkannt bekommen. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sind die Länder für die Unterbringung der Flüchtlinge verantwortlich. In Erstaufnahmeeinrichtungen leben Asylsuchende bis zu drei Monate lang. Danach werden sie in Gemeinschaftsunterkünften oder dezentral in Wohnungen untergebracht. So lange Asylbewerber in einer Erstaufnahmeeinrichtung leben, dürfen sie ihren Bezirk nur mit Genehmigung verlassen. Später entscheiden die Bundesländer darüber, in welchem Gebiet sie sich aufhalten dürfen, im Landkreis oder im ganzen Bundesland.

Die Flüchtlinge melden sich beim Einwohnermeldeamt. Kinder und Jugendliche im Schulalter sind Schulpflichtig. Sobald der Asylstatus oder die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt ist, endet die Zuständigkeit der Länder. Anerkannte Asylbewerber und Flüchtlinge müssen sich selbst eine Wohnung suchen und haben offiziell

Von Nicola Schwannauer

Vor Langenbach: Wolfach.

"Vor Langenbach" heißt die Straße am Stadtrand von Wolfach. Hier steht das Haus, dessen Nachbarn einst Krach schlugen, weil Asylbewerber eingezogen sind. Das ist zwei Jahre her. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt. Das Haus ist das letzte in der Straße, gleich dahinter umarmen tannenbewachsene Hügel sattgrüne Wiesen. In der Nummer 32 b sind im Moment vier Wohnungen belegt, die beiden im Erdgeschoss stehen wegen eines Wasserschadens leer. Der Wohnblock gehört der Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau Baden-Württemberg, deren Hauptverwaltung in Sigmaringen sitzt. Die Verantwortlichen beim Landkreis haben die Wohnungen als Flüchtlings- und Asylbewerberunterkunft bei der GSW angemietet.

Der schmale Langenbach rauscht direkt vor dem kleinen Spielplatz neben dem Haus. Diesen Platz hat die Stadt gepachtet und mit Sandkiste, Schaukeln und Sitzgruppe ausgestattet. An diesem Vormittag ist der Spielplatz ausgestorben und das Haus wirkt unbewohnt. Der föhnige Wind drückt gekippte Fenster zu und schlägt sie krachend wieder auf. "Wir tun hier vieles, um den Asylbewerbern das Leben angenehmer zu machen", sagt Christel Ohnemus, die für die Stadt Wolfach seit Januar ausschließlich für Asylbewerber zuständig ist. Darum habe man auch den kleinen Spielplatz eingerichtet. Christel Ohnemus ist bei der Stadt Wolfach als Sachgebietsleiterin für Soziales für die Asylbewerber zuständig.

Zwei Adressen in Wolfach bilden die einzige Unterkunft zur Erstaufnahme von Flüchtlingen im Kinzigtal. Dort leben insgesamt etwa 35 Menschen. Als Ausgleich dafür, dass in Wolfach so viele Flüchtlinge ankommen, muss die Stadt für keine Anschlussunterbringung sorgen. Die so genannte Erst-Unterbringung werde da angerechnet.

Auf das Klingeln öffnet erst einmal niemand, aus einem Fenster im zweiten Stock schauen eine Frau und ein Mann herunter. "Die Leute kommen eigenlich sehr selten auf mich zu", sagt Christel Ohnemus. Die Scheu und das Misstrauen gegenüber Behörden seien bei den meisten sehr ausgeprägt: "Manchmal dauert es sehr, sehr lange, bis die Leute ihre Berührungsängste etwas ablegen."

Schließlich öffnet der Mann das Fenster und ruft: "Ich komme!" Unten stellt er sich vor: Naser Shava. Er kam vor drei Monaten mit seiner Ehefrau Pranvera und den beiden kleinen Töchtern, dreieinhalb Jahre und zehn Monate alt, aus dem Kosovo nach Deutschland.

Die beiden Gebäude in Wolfach bilden die Erstaufnahme der Flüchtlinge und Asylbewerber im Kinzigtal, Am Langenbach und das städtische Gebäude in der Oberwolfacher Straße. Die Stadt bekommt als Ausgleich dafür keine Flüchtlinge zur Anschlussunterbringung zugewiesen. Es sei auch so schwierig, das alles zu meistern, sagt Christel Ohnemus. Ohne Ehrenamtliche, die sich für Asylsuchende einsetzen, ginge das nicht, "wir von der Stadt können nicht alleine für die Betreuung sorgen." Denn obwohl die Unterbringung der Flüchtlinge in Wolfach Sache des Landkreises ist, bleiben auch Aufgaben für die städtischen Mitarbeiter. Sie kümmern sich um die politischen Flüchtlinge aus Syrien, dem Iran und Afrika, und auch um jene, die aus Ländern kommen, in denen zwar keine akute Bedrohung für Leib und Leben zu herrschen scheint, die sich jedoch ein besseres Leben in Deutschland erhoffen.

Naser und Pranvera Shava kamen im Februar mit zwei Taschen, einem Rucksack und ihren beiden kleinen Töchtern nach Deutschland. "Mit Bussen und Zügen", berichtet Naser Shava. Er erzählt, er habe während des Balkankriegs bereits zwei Jahre in Deutschland verbracht, damals war er noch nicht volljährig. Von 1998 bis ins Jahr 2000 habe er in Dresden gelebt. Jetzt hofft er aufs Neue auf eine Zukunft in Deutschland für sich und seine Familie. "Hier ist es schön", sagt er, "im Kosovo gibt es nichts: Keine Arbeit, keine Medizin, keine Zukunft."

In Wolfach lebt die Familie in eineinhalb Zimmern mit Küche und Bad. Die Einrichtung ist spartanisch, auf dem kleinen Esstisch stehen Instantkaffee, Pulvertee und Zucker. Die dreieinhalbjährige Uivara malt mit einem Kugelschreiber Kringel auf eine Gebrauchsanleitung. "Ich will vor allem arbeiten", sagt Naser Shava. Er sei gelernter Bodenleger, könne Laminat und Parkett verlegen und würde "jede Arbeit" annehmen, "ich würde überall arbeiten." Jetzt, drei Monate nach der Ankunft in Deutschland, könnte er sich auf die Suche nach einer Arbeitsstelle machen, auch wenn das Asylverfahren noch läuft. Da haben sich die Regelungen zugunsten der Asylbewerber geändert.

Bis die Familie ihre Perspektive kennt, bleiben Kontakte zu den Hausnachbarn, die täglichen Verrichtungen, Spaziergänge in die Stadt. So versuchen sie, Struktur in ihre Tage zu bringen. Vielleicht, so hofft Pranvera Shava und ihr Ehemann übersetzt, klappt es ja bald mit einem Kindergartenplatz für ihre Ältere. Bislang sei die Suche erfolglos gewesen das haben sie von der Sozialarbeiterin Nina Schäuble erfahren, die die Familie zweimal pro Woche besucht und mit der Bürokratie hilft. Im Auftrag des Landratsamts Offenburg kümmert sie sich um die Asylsuchenden in Wolfach.

Dafür, dass der Kontakt zu den Menschen erhalten bleibt, kümmert sich auch das Netzwerk kommunale Integration Offenburg.

Alle Gemeinden Kinzigtal haben das Thema Wohnraum für Flüchtlinge und Asylbewerber auf der Tagesordnung. Das Landratsamt Offenburg weist den Gemeinden eine bestimmte Anzahl von Menschen nach Schlüssel zu. Diese wiederum suchen händeringend nach Lösungen für das Unterbringungsproblem.

In Mühlenbach lebt seit Mitte November 2014 eine afghanische Familie: Eltern und vier Kinder. Die Gemeinde hat die Wohnung angemietet, "denn unsere Gemeindewohnungen sind alle im Moment fest vermietet und damit belegt", sagt Christian Hofstetter, Hauptamtsleiter bei der Gemeindeverwaltung in Mühlenbach. So musste die Gemeinde sich auf Wohnungssuche begeben und inserieren. Eine einzige Rückmeldung sei gekommen, in dieser Wohnung lebt nun die Flüchtlingsfamilie.

Ein Ehepaar hat die Familie von Anfang an ehrenamtlich betreut und unterstütz: "Da sind wir froh, dass es so etwas gibt", sagt Hofstetter, "das würden wir von der Gemeinde aus gar nicht alleine schaffen."

Die Stadt Haslach stellt für die zehn Personen, die der Gemeinde 2014 zugewiesen wurden, ein städtisches Gebäude zur Verfügung. Dort gibt es einen Arbeitskreis Flüchtlinge. Sie bewegen die Bürger zu Spenden von Hausrat und Geschirr, sie laden die Kinder in den Sportverein ein, berichtet Adrian Ritter, Hauptamtsleiter der Stadt Haslach. "Das ist eine Erfolgsgeschichte", sagt er. Ritter geht davon aus, dass das Landratsamt der Stadt im laufenden Jahr ähnlich viele Flüchtlinge zuweisen wird. "Familien ordentliche Verhältnisse zu bieten, hat sich bewährt – wenn etwas Anständiges geboten wird, klappt das mit der Integration gut." Die Flüchtlinge erführen großen Rückhalt in der Bevölkerung: So hätten etwa viele Bürger Möbel gespendet. So wolle die Stadtverwaltung auch in Zukunft vorgehen, sagt Ritter. "Auf weiteren eigenen Wohnraum können wir im Moment nur begrenzt zugehen, unsere Kapazitäten sind begrenzt." Wenn uns weitere Menschen zugewiesen werden, dann prüfen wir unsere eigenen Möglichkeiten, bevor wir uns auf den Markt begeben und inserieren.

Dass sich Städte und Gemeinden auf Wohnungssuche für Menschen machen, die nicht wissen, wie lange sie bleiben werden und was danach kommt, diese Situation teilen alle.

In Steinach leben im Moment vier Familien, 17 Personen, die im vergangenen Jahr kamen. Mit der "Bauernschänke" hat die Gemeinde vor drei Jahren ein ehemaliges Hotel erworben und umgebaut, dort wohnen auf zwei Etagen zwei Familien aus dem Irak, ein Ehepaar aus Pakistan und eine Familie aus dem Kosovo. "Ein ganz vornehmes Ehepaar", nennt Hauptamtsleiter Gerhard Knosp die Leute aus Pakistan beeindruckt. Und fährt anschließend sachlich fort: "Der Bedarf bei uns ist im Moment gedeckt, und im Moment bekommen wir auch niemanden mehr zugewiesen."

Auch in Steinach übernehmen ehrenamtliche Bürger Betreuungs- und Unterstützungsfunktion: "Die Leute werden gut versorgt", sagt Knosp. Da man weitere Menschen im Moment nicht erwarte, gehe man auch noch nicht auf Wohnungssuche. Gerhard Knosp, der schon lange die Asylbewerber der Gemeinde betreut, erinnert sich noch lebhaft an die 90er Jahre, als rund 50 Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien in Steinach ankamen. "Das hat damals ja auch irgendwie funktioniert", sagt er.

In Hausach gibt es keine städtischen Gebäude für Flüchtlinge, die Stadt mietet bei Bedarf Wohnungen an. So auch bei Gemeinderätin Karin Rosemann, die ihr Haus schon länger mit Asylbewerbern teilt. Seit eine Familie, die bei ihr lebte, nach Stuttgart zog, beherbergt sie eine Familie mit zwei Kindern aus dem Iran. Die Miete bezahlt das Landratsamt.

"Hoffentlich bleibt mir diese Familie erhalten", sagt Karin Rosemann. Das Zusammenleben funktioniere hervorragend: Der Familienvater hilft im Garten, sie hilft ihm mit der Bürokratie und bei der Kontaktaufnahme: "Wir helfen uns gegenseitig." Karin Rosemann nennt ihre neuen Nachbarn "offen und aktiv", das erleichtere natürlich den Kontakt und die Integration. Der Vater spielt im Fußballverein bei den alten Herren, das ältere Kind wird dieses Jahr eingeschult. "Es ist auch wichtig, dass das Verhältnis mit den Leuten stimmt, die unter einem wohnen", sagt Rosemann.

"Chaos könnte ich in meinem Haus nicht gebrauchen, da habe ich im Moment großes Glück."

Die einzige Unterkunft zur Erstaufnahme von Flüchtlingen im Kinzigtal steht in Wolfach. Dort leben etwa 35 Menschen in zwei Gemeinschaftsunterkünften.

Christel Ohnemus ist bei der Stadt Wolfach als Sachgebietsleiterin für Soziales für die Asylbewerber zuständig. Als Ausgleich dafür, dass in Wolfach so viele Flüchtlinge ankommen, muss die Stadt für keine Anschlussunterbringung sorgen. Die so genannte Erst-Unterbringung werde da angerechnet.

Die Flüchtlinge haben häufig eine Odyssee hinter sich, wenn sie in Deutschland ankommen. Die "Erstannahmestelle" befindet sich in Karlsruhe – dort bleiben die Menschen in der Regel ein paar Wochen und werden dann auf die Landkreise verteilt. Die Landratsämter wiederum weisen den Städten und Gemeinden nach einem festgelegten Schlüssel die Flüchtlinge, die diese aufnehmen müssen, zu.

"Die Nachbarn waren zuerst sehr skeptisch, als so viele Menschen auf einmal in den Block nebenan ziehen sollten", sagt Christel Ohnemus. Inzwischen kümmern sich auch in Wolfach Bürger ehrenamtlich darum, dass sich die neuen Mitbürger gut ins Sozialleben integrieren können. Die Verantwortlichen versuchen gemeinsam mit Ehrenamtlichen vieles, um die Flüchtlinge willkommen zu heißen und dafür zu sorgen, dass sie sich in der Gemeinde wohlfühlen.

Naser und Pranvera Shava blicken aus ihrem Esszimmerfenster am Stadtrand direkt ins satte Grün des Schwarzwalds. "Es ist schön hier", sagt Naser Shava.

Haslach: AK Flüchtlinge

Info:

Status und Pflichten der Flüchtlinge

Wer ist für die Flüchtlinge zuständig? Bund und Länder teilen sich die Zuständigkeiten für jene Menschen, die sich an der Grenzbehörde als asylsuchend gemeldet haben und die diesen Status anerkannt bekommen. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sind die Länder für die Unterbringung der Flüchtlinge verantwortlich. In Erstaufnahmeeinrichtungen leben Asylsuchende bis zu drei Monate lang. Danach werden sie in Gemeinschaftsunterkünften oder dezentral in Wohnungen untergebracht. So lange Asylbewerber in einer Erstaufnahmeeinrichtung leben, dürfen sie ihren Bezirk nur mit Genehmigung verlassen. Später entscheiden die Bundesländer darüber, in welchem Gebiet sie sich aufhalten dürfen, im Landkreis oder im ganzen Bundesland.

Die Flüchtlinge melden sich beim Einwohnermeldeamt. Kinder und Jugendliche im Schulalter sind Schulpflichtig. Sobald der Asylstatus oder die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt ist, endet die Zuständigkeit der Länder. Anerkannte Asylbewerber und Flüchtlinge müssen sich selbst eine Wohnung suchen und haben offiziell

Von Nicola Schwannauer

Wolfach. Flüchtlinge und Asylsuchende kommen im Kinzigtal zuerst in Wolfach an, wo sie vorläufig wohnen. Die Verantwortung für die Unterbringung liegt beim Landkreis – doch auch die Stadtverwaltung ist in das Thema stark eingebunden. Ein Besuch bei einer Familie aus dem Kosovo.

"Vor Langenbach" heißt die Straße am Stadtrand von Wolfach. Hier steht das Haus, dessen Nachbarn vor rund zwei Jahren verhindern wollten, dass Asylbewerber dort einziehen sollten – die fehlende Infrastruktur für die Flüchtlinge sahen sie als Problem an. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt. Das Haus ist das letzte in der Straße, gleich dahinter umarmen tannenbewachsene Hügel sattgrüne Wiesen.

In der Nummer 32 b stehen zwei Wohnungen wegen eines Wasserschadens im Moment leer. Der Wohnblock gehört der Wohnungsbaugesellschaft GSW mit Sitz in Sigmaringen. Die Verantwortlichen beim Landkreis haben die Wohnungen als Flüchtlings- und Asylbewerberunterkunft angemietet.

Der schmale Langenbach rauscht direkt vor dem kleinen Spielplatz neben dem Haus. Ein Stück Wiese hat die Stadt hier gepachtet und Sandkiste, Schaukeln und Sitzgruppe daraufgestellt. An diesem Vormittag ist der Spielplatz wie ausgestorben, der Wohnblock wirkt verlassen. Der föhnige Wind drückt gekippte Fenster zu und schlägt sie krachend wieder auf. "Wir tun hier vieles, um den Asylbewerbern das Leben angenehmer zu machen", sagt Christel Ohnemus von der Stadt Wolfach, die für die Asylbewerber zuständig ist.

Zwei Adressen in Wolfach sorgen für eine vorläufige Unterbringung der Flüchtlinge, die ins Kinzigtal kommen. 48 Plätze stellt der Landkreis dort nach Auskunft des Landratsamts Offenburg. Davon seien im Moment 28 Plätze belegt. Als Ausgleich dafür muss die Stadt nicht wie die übrigen Kinzigtal-Gemeinden für Anschlussunterbringung sorgen.

Auf das Klingeln öffnet erst einmal niemand, aus einem Fenster im zweiten Stock schauen eine Frau und ein Mann herunter. "Die Leute kommen eigentlich sehr selten auf mich zu", sagt Christel Ohnemus.

"Die Berührungsängste sind bei den Menschen sehr ausgeprägt"

Die Scheu und das Misstrauen gegenüber Behörden seien bei den meisten sehr ausgeprägt: "Manchmal dauert es sehr, sehr lange, bis die Leute ihre Berührungsängste etwas ablegen." Schließlich öffnet der Mann das Fenster und ruft: "Ich komm’ runter!" Unten stellt er sich vor: Naser Shava. Vor drei Monaten kam er mit seiner Ehefrau Pranvera und den beiden kleinen Töchtern, dreieinhalb Jahre und zehn Monate alt, aus dem Kosovo nach Deutschland.

Die Betreuung der Flüchtlinge zu gewährleisten, sei eine Herausforderung, sagt Christel Ohnemus. Ohne Ehrenamtliche, die sich für Asylsuchende einsetzen, ginge das nicht, "wir von der Stadt können nicht alleine für die Betreuung sorgen." Denn obwohl die Unterbringung der Flüchtlinge in Wolfach Sache des Landkreises ist, bleiben auch Aufgaben für die städtischen Mitarbeiter. Sie kümmern sich um die politischen Flüchtlinge, die etwa aus Syrien, dem Iran und den afrikanischen Ländern kommen, und auch um jene, die zwar nicht politisch verfolgt werden, sich aber ein besseres Leben in Deutschland erhoffen.

Naser und Pranvera Shava kamen im Februar mit zwei Taschen, einem Rucksack und ihren beiden kleinen Töchtern nach Deutschland. "Mit Bussen und Zügen", berichtet Naser Shava. Er erzählt, er habe während des Balkankriegs Ende der neunziger Jahre bereits zwei Jahre in Deutschland verbracht. Jetzt hofft er aufs Neue auf eine Zukunft in Deutschland für sich und seine Familie. "Hier ist es schön", sagt er, "im Kosovo gibt es nichts: Keine Arbeit, keine Medizin, keine Zukunft."

In Wolfach lebt die Familie in eineinhalb Zimmern mit Küche und Bad. Die Einrichtung ist provisorisch, auf dem kleinen Esstisch stehen Pulvertee und Zucker. Die dreieinhalbjährige Uivara malt mit einem Kugelschreiber Kringel auf eine Gebrauchsanleitung. "Ich will vor allem arbeiten", sagt Naser Shava. Er sei gelernter Bodenleger, könne Laminat und Parkett verlegen und würde "überall arbeiten." Jetzt, drei Monate nach der Ankunft in Deutschland, könnte er sich auf die Suche nach einer Arbeitsstelle machen, auch wenn das Asylverfahren noch läuft. Hier haben sich die Regelungen zugunsten der Asylbewerber geändert.

Bis die Familie ihre Perspektive kennt, bleiben Kontakte zu den Hausnachbarn, die täglichen Verrichtungen, Spaziergänge in die Stadt. So versuchen sie, Struktur in ihre Tage zu bringen. Vielleicht, so hofft Pranvera Shava und ihr Ehemann übersetzt, klappt es ja bald mit einem Kindergartenplatz für ihre Ältere.

Zweimal pro Woche Besuch von der Sozialarbeiterin

Bislang müssen sie darauf noch warten – das haben sie von der Sozialarbeiterin erfahren, die die Familie zweimal pro Woche im Auftrag des Landratsamts besucht und bei der Bürokratie behilflich ist. Naser und Pranvera Shava blicken aus ihrem Esszimmerfenster am Stadtrand direkt ins satte Grün des Schwarzwalds. "Es ist schön hier", sagt Naser Shava. Wenn er im Ort unterwegs sei, dann kennen ihn manche schon: "Sie grüßen mich."