Linus Rauber (links) hat die Selbstständigkeit gewagt und Manfred Schafheutle in ihm einen außerfamiiären, aber innerbetrieblichen Nachfolger fürs Autohaus Wäschle gefunden. Foto: Jehle Foto: Schwarzwälder-Bote

Serie: Außerfamiliäre Nachfolge bei Wolfacher Autohaus Wäschle / Feier zum 60-jährigen Bestehen im Herbst

Von Evelyn Jehle

Das Wolfacher Autohaus Wäschle gibt es 60 Jahre. Im Jubiläumsjahr wurden die Weichen des bisher familiengeführten Betriebs neu gestellt und ein außerfamiliärer Nachfolger gefunden.

Wolfach. Anfang Mai übernahm Linus Rauber von Anny und Manfred Schafheutle das Autohaus. Trotz seinen erst 24 Jahren weiß der gelernte Elektroniker für Betriebstechnik, auf was er sich einlässt. "Das war keine Sofortentscheidung", sagt er. Mehrere Wochen hospitierte Rauber in dem Autohaus, bevor er sich 2014 zu einer Ausbildung zum zertifizierten Automobilverkäufer entschloss.

Ihm ist klar, dass Autos längst nicht mehr nur fahren müssen. Hochkomplexe Systeme wie Voll-LED-Scheinwerfer oder aktiver Spurhalteassistent erfordern immer mehr Technik und Computer. Der Kunde wünscht Navigationssysteme zur Orientierung und Freisprecheinrichtungen für komfortables Telefonieren, um nur einiges zu nennen.

Das veränderte Verbraucherverhalten und neue Märkte in der Automobilbranche stellen gerade kleinere Autohäuser im ländlichen Raum vor große Herausforderungen. Hinzu kommen zum Teil weitreichende Vorgaben des Herstellers, was der Händler im Rahmen des Jahresverkaufsplans vorzuhalten hat. Außerdem informieren sich immer mehr Kunden vorab im Internet.

"Sehr viele Kunden kommen bereits mit konkreten Vorstellungen von Preis und Ausstattung des von ihnen gewünschten Autos", erklärt Rauber. Aber: Autokauf ist Vertrauenssache und der Kontakt von Angesicht zu Angesicht nach wie vor wichtig. In den letzten Jahrzehnten habe sich das Autohaus mit seinem Service einen guten Namen in der Region geschaffen.

"Eine Neugründung hätte ich nicht gemacht", stellt Rauber klar, zumal in Wolfach mit sechs Autohäusern eine hohe Marktsättigung gegeben ist. Zudem mache sich auch der demografische Wandel in der Branche bemerkbar: ein großer Zuwachs an Fahranfängern ist nicht zu erwarten.

Abgesehen davon sei man im strukturschwachen Raum auf Mobilität angewiesen und brauche ein Fahrzeug, merkt Manfred Schafheutle an. Der langjährige Chef des Autohauses ist froh, in Linus Rauber einen fähigen Nachfolger gefunden zu haben. Wichtig sei, dass die Wechselbeziehung Hersteller-Werkstatt-Kunde passe. Dazu brauche es eine agile Geschäftsführung und die sieht Schafheutle in Rauber verwirklicht. Es seien drei Kfz-Meister unter der zehnköpfigen Belegschaft, die den Reparaturbetrieb stemmen. Auch für größere Fahrzeuge seien die ausreichend hohen Werkstatthallen geeignet. Der TÜV-Standort auf dem Werksgelände gewährleiste darüber hinaus umfassende Dienstleistung am Kunden.

Rauber, der bei seinem früheren Arbeitgeber Leipold gute berufliche Perspektiven hatte, mag nach eigener Aussage die abwechslungsreiche Arbeit und hat Spaß am Umgang mit Menschen. "Ich arbeite heute statt 35 Stunden die Woche das Doppelte – aber es kommt mir nicht so vor", beschreibt der junge Firmenchef die Freude am Gewerbe.

Ganz oben auf seiner Agenda steht die gesteigerte Internetpräsenz von "Wäschle". Der frischgebackene Unternehmer, der in seiner Freizeit in der Trachtenkapelle Kinzigtal musiziert und in der Feuerwehr Wolfach ist, schätzt die Unterstützung der "erfahrenen alte Garde". Dazu gehören nicht nur die Schafheutles, sondern auch sein Vater Bernhard und sein Onkel Gottfried Rauber, die beide in leitenden Positionen im Autohaus arbeiten.

"Was gut läuft, behalte ich bei. Vermutlich werden wir uns im Angebot breiter aufstellen", kündigt Rauber an, im Reparaturbetrieb umfasse die Auslastung aktuell 35 Prozent Fremdfahrzeuge. Im Herbst ist geplant, das Firmenjubiläum und den Inhaberwechsel gebührend in einer öffentlichen Veranstaltung zu feiern.