Beim Wettbewerb des Landschaftsunterhaltungsverband (LEV) werden die schönsten Wiesen ausgezeichnet. Unser Bild zeigt die Wiese von Landwirt Helmut Schneider aus Kirnbach. Er will damit öffentlich ein Zeichen setzen, was Bauern im Neben- und Vollerwerb für die Region leisten. Foto: Steitz

Vier Landwirte bei Wiesenmeisterschaft dabei. Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie.

Wolfach/Kirnbach - Vier Landwirte aus Wolfach und Kirnbach sind in die Auswahl der Wiesenmeisterschaft (WM) vom Landschaftserhaltungsverband (LEV) gekommen. Gesucht werden die schönsten Wiesen. Für viele ist die heutige Offenhaltung ein Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie.

Die Begutachtung der schönsten WM-Wiesen erfolgte vom 15. bis 30. Mai. Die Jury-Begehung war am 1. Juni. Das Gremium setzt sich unter anderem aus Vertretern des LEV Mittlerer Schwarzwald, BLHV Ortsverband Wolfach, BUND Schwarzwald-Baar-Heuberg, Nabu Dunningen, Landesverbands Badischer Imker und des Instituts für Agrarökologie und Biodiversität zusammen. Der WM-Sieger wird am 15. Oktober beim Bauernmarkt in Schiltach feierlich vom LEV, Landkreis Rottweil, prämiert. Wer ins Berufsleben eines Landwirts schnuppern will, kann sich bei Helmut Schneider unter Telefon 07834/86 98 94 oder per E-Mail an helmut.schneider@grubhof.de wenden.

Wolfach-Kirnbach/St. Roman . Eigentlich war Eva Mantel anfangs skeptisch. Sie wollte an dem Wettbewerb gar nicht teilnehmen. Die Wolfacherin, die ihren Hof nur im Nebenerwerb im Heubach führt, und ansonsten in der Pflegebranche tätig ist, hat sich dann mit der Zeit aber doch entschieden, mitzumachen. Und das zahlt sich vermutlich aus.

Ihr "Kollege" Helmut Schneider aus Kirnbach betreibt dies auch im Nebenerwerb und ist ansonsten bei der AOK beschäftigt. Für ihn ist die Teilnahme vor allem ein wichtiges Signal, die Sorgen und Nöte der Schwarzwälder Bauern an die Öffentlichkeit zu bringen. "Was die Landwirtschaft in der Region leistet, ist an der Wiesenmeisterschaft messbar", findet der Schneider, der sein Gehöft in der Evangelischen Grub, einem riesigen Grundstück außerhalb des Kirnbachtals, bezogen hat, das in der Nähe des Moosenmättles liegt.

Im Besitz von 15 Kühen

Schneider besitzt 15 Mutterkühe. Seine Bewerberfläche für die WM beträgt sechs Hektar. Aber große Chancen rechnet er sich nicht aus. Er verfüge nicht über so viel Artenvielfalt wie die Mantels, wenngleich bei dem Wettbewerb nicht nur die schönsten Wiesen gekürt werden, sondern auch diejenigen, die den schwierigen Spagat, die beste Kombination zwischen Ökologie und Ökonomie beherrschen. Die Wiesen sollen möglichst viel Ertrag bringen, sodass die Kühe von dem hohen Futterwert leben können. Zugleich sollen sie auch artenreich sein, was die Pflanzenwelt anbelangt.

Die Landwirte fördern den Tourismus in der Region, ist sich Schneider sicher, wovon die einheimische Hotellerie und Bevölkerung profitieren. Daher appelliert er an die Wolfacher, diese Dankbarkeit auch durch den Einkauf regionaler Produkte auszudrücken, der die Existenz solcher hiesiger Betriebe sichert.

Zwei Mal jährlich mähen

Eva Mantel betont: "Wenn alles zuwächst, ist das nicht der Anblick, den die Gäste sehen wollen." Die Bewirtschaftung mit speziellen Mähgeräten per Hand, sind sich alle Landwirte einig, ist aber zeitintensiv und schwer. Zweimal im Jahr benutzt Mantel den Balkenmäher für ihre Wiese in Hanglage. Daher glänzt ihr Objekt auch mit enormer Artenvielfalt.

Zwar verfügt Mantel nicht über eine überaus ökonomische Wiese – was bei den Nominierungen der LEV Landkreis Rottweil ein Auswahlkriterium darstellt – aber über eine sehr ökologische. 30 verschiedene Pflanzen wie Margerite, Sumpfdotterblume, Sumpf-Vergissmeinnicht und Wiesen-Salbei blühen auf ihrer zwei Hektar großen Fläche zwischen Schiltach und St. Roman, die die LEV-Jury begehen durfte. Die Mindestanforderung liegt bei vier Kennarten. Das Fazit des Begutachters fiel daher auch überrascht aus: "So etwas hätte er noch nie gesehen", habe er anschließend gesagt, erzählt Evas Mann Roman.

Die Mantels sind mit ihrer ökologischen Artenvielfalt eine Ausnahme. Die Wiese ist über Jahre so gewachsen. Und trotz geringer Ökonomie haben die Landwirte aus dem Heubach gute Chancen den Sieg der WM zu erringen.

Im Vollerwerb tätig ist hingegen Hans-Jürgen Schondelmaier vom Simonshausenhof in Wolfach-Kirnbach, nahe des Naturfreundehauses Sommerecke. Er hat 2,8 Hektar bei der Wiesenmeisterschaft ins Spiel gebracht. Insgesamt bewirtschaftet er 35 Hektar Grünland und verfügt über 25 Mutterkühe und entsprechende Nachfolgekälber.

Schondelmaier hat viel Arbeit, vor allem auch in den Steillagen, wo der Futterertrag gering ausfällt. Seine Frau geht zusätzlich arbeiten. Tochter und Sohn sind schon in der Ausbildung und im Job. Die Nachfolge sei "noch nicht so klar." Zwei bis acht Stunden verbringt er täglich mit seiner Arbeit. Aber auch Nebenerwerbs-Bauer Schneider und seine Frau sind mit Hof und allem, was dazu gehört, auch Bürokratie, bis zu drei Stunden täglich beschäftigt.

Problem der Nachfolge

Schneider findet: Wenn die Kinder wenigstens in die Außenhöfe einziehen würden, dann könnte davon ausgegangen werden, dass die Wiesen wenigstens nicht brachliegen und zuwachsen. Ob die Nachfolger dann ebenfalls im Nebenerwerb arbeiten, weiß Schneider nicht: "Die Kombination muss jeder für sich selbst finden", sagt er.

"Es funktioniert, so lange Idealismus vorhanden ist", findet er. Ohne Zuschüsse wäre es für Landwirte heutzutage schwierig, diesen Idealismus auch mit wirtschaftlicher Tragfähigkeit zu unterlegen.

Allein Wolfach besteht Schneider zufolge aus 82 Prozent Wald. Wo früher noch Kartoffel- und Getreide angebaut wurde, stehen nun Bäume. Ein Grund ist sicherlich auch, dass der Anteil der in Wolfach praktizierenden Landwirte auf nunmehr fünf gesunken ist. Diese Haupterwerbsbauern waren früher einmal, vor 50 bis 80 Jahren, 200 Mann stark. Die Tendenz sei, dass die Anzahl der fünf praktizierenden Landwirte weiter sinkt, urteilt Schneider.

Verständnis vom Chef

Auch vom Arbeitgeber brauche es Verständnis als Landwirt im Nebenerwerb, unterstreicht Hansjörg Hils, ein weiterer WM-Teilnehmer aus Wolfach. Sein Staighof liegt im Grafenloch oberhalb des Kirnbachtals. Auch seine zwei Hektar große Wiese ist für die WM nominiert. Wenn er nicht mit seinem Hof beschäftigt ist, arbeitet er in der Metallindustrie.

Neben den Nachfolge-Problemen und ökonomischen Schattenseiten, gibt es auch Sonnenseiten am Beruf. Für Schneider war der Hof immer ein Stück weit Sicherheit. Eva Mantel liebt die Selbstständigkeit, das Arbeiten in der Natur mache ihr Spaß. "Ich hab jetzt Glück, die Familie steht dahinter und alle machen mit," sagt sie. Einer von beiden Söhnen werde wohl weitermachen, sagt sie.

Fast täglich besucht ihr Mann Roman die artenreiche WM-Wiese, von der die Jury so hellauf begeistert ist. "Was da oben herumschwirrt, ist nicht mehr normal", hebt er hervor. Von den verschiedenen Blumen werden einige Insekten und Schmetterlinge angelockt. Es seien viele seltene Falter dabei, so Roman Mantel. Das ist wahrscheinlich auf die gute Luft und die vorzügliche Bodenqualität auf dem Wolfacher Terrain zurückzuführen.

Ans Aufhören denken die Wolfacher Hofbesitzer Eva und Roman Mantel jedenfalls noch lange nicht.