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Räte debattieren über Kosten und Nutzen des Verwaltungsentwurfs. Meinungen weit auseinander. Mit Kommentar.

Wolfach - Bei der zweiten Entwurfsberatung des Haushaltplans der Stadt Wolfach ist erneut über die Sanierung der Minigolf-Anlage an der Kinzigstraße diskutiert worden. Bürgermeister Thomas Geppert machte sich für die Verwaltungsvariante stark.

Ob Premium-Wanderweg, Küche für den Kindergarten oder Regisafe und Ratsinfosystem, kein Thema polarisierte bei der Gemeinderatssitzung am vergangenen Mittwochabend mehr als der Minigolf-Kiosk.

Im Vermögenshaushalt 2017 ist die Investition mit 113 000 Euro aufgelistet. 10 000 Euro werden davon allerdings durch Zuschüsse abgefedert. Für die Netto-Haushaltsausgaben sind 2017 dafür also 103 000 Euro einkalkuliert. Hinzu kämen noch die Leistungen des Bauhofs, die einen Betrag von 38 000 Euro ausmachen würden, sodass sich insgesamt ein Brutto-Betrag von 151 000 Euro ergebe.

Bürgermeister Thomas Geppert gab bekannt, dass er diese "große Lösung" des Minigolf-Kiosks mit öffentlicher, barrierefreier WC-Anlage, einer Ladestation für E-Bikes und die Entfernung des Afra-Buckels favorisiere. Dieses Vorhaben sei sein "persönliches Steckenpferd".

Es sei zwar ein Projekt, das viel Geld in Anspruch nehme, aber es würde für die Stadt das richtige Signal setzen, den Kiosk neben die Festwiese mit Bewirtung anzusiedeln. Zudem gebe es Tag ein Tag aus Schwierigkeiten mit der Nachbarschaft, die Geppert auch nicht ständig schlichten möchte.

Noch einmal werde Geppert das Thema nicht wieder in den Haushaltsplan aufnehmen. "Hop oder top", bezog er Stellung. Entweder werde die Anlage richtig gut gebaut oder gar nicht, fand er.

Minigolf-Betreiber Birger Wellmann saß am vergangenen Mittwochabend im Publikum. Er selbst hatte drei Entwürfe für rund 24 000 Euro bis zu 50 000 Euro beigesteuert. Nun befand sich aber die vierte Variante im Vermögensplan für 2017 wieder.

Bernd Busch (Grüne) stimmte zu: "Ich hätte das Thema gern auch vom Tisch Wenn wir es machen – dann jetzt." Es könnte ein schöner Platz werden vom "Pfefferle" bis hoch zum Herrengarten, so Busch. Doch momentan sei dieser einfach nicht ästhetisch: Die Festwiese sei unvoll-endet, es gebe keinen Bezugspunkt neben dem Ensemble Schlosshalle.

Helmut Schneider (Freie Wähler) kritisierte: "Kindergarten, Ferienprogramm – uns geht finanziell die Luft aus." Es fehle seiner Meinung nach ein schlüssiges Konzept. "Nicht alles, was wir wollen, können wir auch leisten – wie das Kinzigtalbad – das passt nicht in mein finanzielles Bild von Nachhaltigkeit für die Stadt", bekannte er.

Projekte, so Geppert, könnten auch noch im Laufe der Jahre erwachsen, sich entwickeln. Aber wenn es gar nicht angegangen werde, bleibe es eben so und dann könne sich auch nichts daraus entwickeln, gab der Bürgermeister zu bedenken.

Emil Schmid (CDU) verwies auf den schönen Nebeneffekt, dass doch am Sonntag die Toilette im Schlossbau geöffnet werden könnte und dann für jeden, der die Minigolf-Anlage nutzen wolle, öffentlich zugänglich wäre.

Momentan steht auf dem Grundstück noch ein Provisorium mit Kiosk und WC-Containern. Geht es nach dem aktuellen Entwurf der Verwaltung, würde der Komplex eine neue barrierefreie Toilette bekommen. Außerdem würde er an der Kinzig entlang gen Norden verschoben werden, nämlich in Richtung des Herrengartens.

Peter Ludwig (CDU) wollte kein Spielverderber sein, sagte dennoch: "Ich gebe zu, dass der Platz dort nicht schön ist, aber irgendwo müssen wir sparen." Am liebsten will der CDU-Stadtrat keine Kredite und Rücklagen für den Haushalt 2017 in Anspruch nehmen.

Nicole Oberle (Freie Wähler) betonte: "Das Minigolf-Kiosk wäre das finanziell stärkste Projekt im Haushaltsplan." Allerdings zeigte Oberle auch Empathie für den Entwurf: Ein ansehnlicher Komplex mit guter Bewirtung wäre sicherlich schön.

Info: Vier ursprüngliche Planungsideen

Für den neuen Minigolf-Kiosk hat Martina Hanke von der Bauverwaltung in der ersten Haushaltsberatung vier Entwürfe vorgestellt. Die ersten drei stammten vom Betreiber Birger Wellmann, der vierte war von der Stadtverwaltung. Das erste Modell sah vor, für 24 000 Euro den Freisitz zu überdachen und das Gebäude dreiseitig zur Kinzigstraße zu schließen. Im zweiten Entwurf sollten für 38 700 Euro noch zusätzlich Schiebetüren an der Wand des Aufenthaltsraums angefertigt werden. Auch die WC-Container und das Kassenhäuschen sollten überdacht werden. Für das dritte Modell, das rund 50 000 Euro kosten könnte, würde der alte WC-Container entfernt und ein barrierefreies WC eingebaut. Der Bauhof würde für 5000 Euro die Fundamente setzen.

Nur der vierte Entwurf sieht die Beseitigung des Afra-Buckels der Unteren Kinziganlage vor. Mit einer E-Bike-Ladestation und Bauhofleistungen werden die Kosten brutto auf 151 000 Euro geschätzt.

Kommentar: Trauerspiel

Von Melanie Steitz

Manche Wolfacher Räte täten gut daran, sich familienfreundlicher zu zeigen. Zahlreiche Projekte sind diesbezüglich nächstes Jahr geplant. Aber bei der zweiten Haushaltsberatung wurde schnell klar: Die Erneuerung der Minigolf-Anlage sorgt immer noch für tiefe Gräben im Gemeinderat. Die Bedenken sind verständlich, schließlich könnte ein hoher Betrag fällig werden, wenn die Anlage in städtischer Trägerschaft generalsaniert und verlagert würde.

Diese Investition wäre jedoch eine langfristige, für die nächsten 20 bis 30 Jahre. Die Minigolf-Anlage ist wie überall ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Sie kann wesentlich zur Lebensqualität eines Standorts beitragen. Schön, dass sich ein Betreiber gefunden hat, der die Anlage den Menschen vor Ort zugänglich macht. Der Komplex mit Kiosk, Freisitz und WC-Containern ist aber ästhetisch gesehen kein Aushängeschild für den Ort. Kein Wunder, dass es von den Anwohnern gegenüber der Kinzigstraße regelmäßig Beschwerden gibt. Wenn der Standort nun verschoben und erneuert werden würde, wären diese Probleme ein für alle Mal beseitigt. Hinzu kommt, dass der Betreiber aus Frustration womöglich ganz aufhören könnte, wenn seinem Sanierungswunsch kein Gehör geschenkt wird. Die Räte könnten guten Willen zeigen, indem sie dieses Trauerspiel beenden.