Die Villa Baur in Wolfach war lange der Sitz des Postamts. Archivfoto: Selter Foto: Schwarzwälder-Bote

Serie: Wolfacher Amt zentral für Region

Von Helmut Selter

Dass die Post früher weit mehr war, als Porto, Briefe, Pakete oder Zustellung, zeigt ihre Entwicklung im Kinzigtal. Doch die wirtschaftliche Rolle als zentrale Instanz mit vielerlei Aufgaben, staatlichem Monopol und Verwaltungspostamt in Wolfach spielt sie nun nicht mehr.

Wolfach. Im Jahre 1837 erteilte der Großherzog von Baden für Wolfach und Schiltach die Genehmigung, dass in diesen Orten eine Brief- und Fahrpost-Expedition eingerichtet wird. Ab dem 16. August 1856 wurden die Leistungen durch die Einrichtung einer Stallmeisterei erweitert.

Doch zuvor, bis zum Jahre 1840, gab es kaum Postleistungen für das obere Kinzigtal. Damals musste die Post in Hausach abgeholt werden, das an der Strecke von Offenburg über Hausach und Hornberg hoch durch den Schwanenbach nach Krummenschiltach (heute Langenschiltach) weiter nach Rottweil in Richtung Augsburg, Villingen oder Schaffhausen führte.

Dieser Posttransport erfolgte ab dem Jahre 1848: Zweispännig kam die Kutsche in Hausach an und ging sechsspännig den Schwarzwald hoch weiter. Sie diente der Personen- und Briefbeförderung. Durch den Bau der Eisenbahn im Jahre 1866 änderte sich dies beträchtlich. Hausach war damals Endpunkt der Schwarzwaldbahn und von dort ging die Post- und Personenbeförderung weiter nach Wolfach, Schiltach und vor allem auch nach Bad Rippoldsau, das dem Adel als Erholungsort angenehm war.

Im Jahre 1872 erhielt Wolfach eine eigenen Postanstalt. Ab 1878 war diese im Bahnhofsgebäude untergebracht, das derzeit umgebaut wird. Früher stand der Wolfacher Bahnhof mit einer Dienstwohnung in Hausach. Nachdem die Schwarzwaldbahn ausgebaut und in Betrieb genommen wurde, erhielt Hausach einen neuen Bahnhof mit zwei Dienstwohnungen, denn für die Bahnhofsvorsteher galt die Residenzpflicht.

Der Wunsch der Wolfacher Bevölkerung war es damals, das Postamt in die Stadt zu bekommen. Das gelang 1888 – die Post wurde im Haus des Fuhrhalters Haas, in der ehemaligen Milchbar installiert. Bereits ab 1858 gab es einen Telegrafenanschluss, ab 1889 einen Telefonanschluss. Die Geschäfte der Post nahmen zu, was zur Überlegung führte, ein eigenes Gebäude zu suchen.

Mit dem Gebäude der Villa Baur, das der Witwe des einstigen Apothekers gehörte, wurde man fündig. Zu diesem gehörte damals ein großer Park hinter dem Gebäude. Mit dem Umbau wurde im Jahre 1900 begonnen, der Bezug erfolgte ein Jahr später. In diesem Gebäude befanden sich die Schalteranlagen der Post wie der Zustellerraum für die Briefträger, die Renten-, Rundfunk-, Kraftfahr-, Personalstelle, das Fernamt, die Fernsprechrechnungsstelle und die Dienstwohnung des Chefs.

Durch die vielseitigen Aufgaben der Post war dringend eine Erweiterung erforderlich, mit der 1957 begonnen wurde. Am 14. November 1958 wurde der neue Bau in Anwesenheit des damaligen Präsidenten der Oberpostdirektion Freiburg übergeben.

Das rückwärtige Areal der Villa Baur, der große Park, diente später der Erweiterung, wurde dort der Bautrupp der Fernmelderei untergebracht, der für die Freileitungen zuständig war. Private Telefone gab es in der Nachkriegszeit noch wenige und die Anschlüsse rund um Wolfach, zum Moosenmättle, nach St. Roman und auf den Schwarzenbruch wurden mit Freileitungen auf Stangen aufgebaut.

In Kirnbach, Halbmeil und Oberwolfach gab es dann auch Posthilfsstellen. In der Zeit, in der in Wolfach das Verwaltungspostamt war, gehörten die Postämter von Steinach über Haslach, Hausach, Gutach, Schiltach, Schenkenzell sowie Bad Rippoldsau-Schapbach zur Zuständigkeit der Wolfacher Zentrale. Dort waren rund 30 Mitarbeiter im Fernamt mit der Telefonvermittlung beschäftigt und etwa ähnlich viele mit der Zustellung auf dem Land und im Ort sowie hinter den Postschaltern.

Von Wolfach gingen auch Buslinien nach Bad Rippoldsau. Fahrten dorthin wie für die Strecken Freudenstadt–Freiburg und im Sommer Elzach–Hornberg waren im Wolfacher Verwaltungspostamt erhältlich.

Der rückwärtige Raum der ehemaligen Villa Baur diente später, als die Briefträger motorisiert wurden, als Stellplatz. Rund 500 Kilometer hatten die Briefträger des damaligen Verwaltungspostamts Wolfach täglich zu fahren und waren zugleich mit der Versorgung von Bad Rippoldsau beschäftigt.

"Großkampftage" für die Schalterbeamten waren damals die Termine für die Rentenauszahlungen, an denen die Rentner von den umliegenden Bergen und Tälern einmal im Monat in die Stadt kamen. Doch auch Menschen aus den Gebieten westlich der Oder bis zur Görlitzer Neiße, die Rentensprüche an den deutschen Staat hatten (Versorgungsrenten, Altersrenten der Arbeiter-, Angestellten-und Knappschaftsversicherung), reisten zu den im Abstand von zwei Monate anberaumten Terminen nach Wolfach und erhielten ihre Auszahlung. Die Stadt hatte davon beträchtlichen Gewinn. Im Winterhalbjahr blieben in Wolfach jeweils rund 500 000 D-Mark hängen.

1995 wurde die Post privatisiert. Nach und nach schlossen die Filialen, mancherorts sind von Poststellen mit Schaltern noch Post-Points übrig. In das ehemalige Postgebäude in die Bahnhofstraße 10 zog 2014 das Servicezentrum der Firma KHW Konzmann. Heute gibt es noch den Post-Point in einer Bäckerei. Die Bestrebungen der Post, 2011 die Zustellstützpunkte Wolfach, Hausach und Schiltach in Wolfach zusammen zu legen (wir berichteten), verliefen ergebnislos.