Das Klavierduo Stuttgart gastierte am Sonntagabend im Blauen Salon des Wolfacher Rathauses. Foto: Schrader

Klavierduo Stuttgart tritt im Blauen Salon auf / Repertoire reicht von Oper bis Ballettmusik

Im so trüben November hat das Klavierduo Stuttgart, dem Wolfacher Konzertpublikum am Sonntag im "Blauen Salon" einen zu Herzen gehenden Abend bereitet. Magdalena Galka und Claudia Großekathöfer gastierten mit "Wenn Musik der Liebe Nahrung ist".

Wolfach . Der künstlerische Leiter der Konzertreihe, Oliver Schell, entgegnete am Sonntagabend in seiner Einleitung der im Vorfeld zu hörenden Frage, ob denn so eine musikalische Darbietung zum Volkstrauertag passen würde, mit dem wunderschönen Satz: "Ohne Liebe gibt es keine Trauer".

Und so war der Weg für die beiden Pianistinnen, die mit ihrem vierhändigen Spiel die zahlreich erschienenen Zuhörer bald auf ihrer Seite hatten, bereitet.

Dabei überzogen sie alle Stücke gewissermaßen mit einem schmelzenden Zuckerguss, der stets sehr melodiebetont, die Begleitstimmen überwiegend als harmonisches Beiwerk behandelnd, alles in stetigem Legato war. So geriet ihnen auch zu Beginn Henry Purcell, der englische Großmeister des Barocks, und seine titelgebende Shakespeare-Liedbearbeitung "If Music Be The Food Of Love" doch allzu romantisch.

Exotischer Charme

Besser passte dieser interpretatorische Ansatz zu Edward Elgars "Salut d’amour" und Beethovens sechs Variationen über Goethes Gedicht "Ich denke dein". Die vier Stücke aus den "Spanischen Liebesliedern" von Robert Schumann überraschten durch ihren fremdländischen Charme.

Mit dem musikalischen Liebesklassiker schlechthin, der zeitlosen Oper "Carmen" von Bizet, betraten die Pianistinnen die große Bühne erregender Leidenschaft und todbringender Tragik.

Zumindest im Titel zeigte das Stück "Erotik" von Edvard Grieg eine weitere Facette des Themas auf. Um "Liebesfreud und Liebesleid" ging es auf wienerische Art im gleichnamigen Stück von Fritz Kreisler.

Formloses Gemisch

Mag bis dahin der durch und durch romantische, butterweiche Interpretationsansatz des Klavierduos dem kritischen Beobachter noch als angemessen erschienen sein, so wandelte sich dies bei Sergei Prokofjews genialischer Ballettmusik "Romeo und Julia".

Unter den zarten Händen der beiden Musikerinnen verschwammen die schroffe Wildheit, die rhythmische Explosivität, die pochenden Akkordschläge, die harmonischen Härten zu einem formlosen Tongemisch ohne feste Struktur, dem jene für Prokofjew so typische mitreißende Kraft verloren ging.

Der Abend endete nach den Variationen über Astor Piazollas "Libertango" von Markus Horn mit zwei kleinen Zugaben, und zwar von Debussy und Brahms. Das Publikum dankte dafür den beiden Damen mit kräftigem Applaus.