Das historische Wohlaufbett der Freien Narrenzunft Wolfach hat Hubert Kiefer liebevoll dekoriert. Foto: Dieterle Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet-Reihe: Kleiner Skandal um Mädchen im Bett des Sängers

Wolfach (red/am). Zu den schönsten Fasnetsumzügen der Freien Narrenzunft Wolfach gehört ohne jeden Zweifel der Wohlauf, das historische Narrenwecken am frühen Morgen des Schellenmendigs. Diesem Höhepunkt der Wolfacher Straßenfasnet ist eine besondere Ecke in der Sonderausstellung "S’goht degege – Hinter den Kulissen der Wolfacher Fasnet" im Museum gewidmet.

Das altehrwürdige Bett des Wohlaufsängers, das bis 1990 treue Dienste geleistet hatte, gehört zum Exponatenbestand des Museums. Das schreibt Margarete Dieterle von Kultur im Schloss Wolfach in der losen Fasents-Reihe. Hubert Kiefer hat die Wohlauf-Ecke besonders liebe- und stimmungsvoll gestaltet. Der Sohn von Wilhelm und Emma Kiefer, die seit Jahrzehnten alljährlich das Bett für den Wohlaufsänger herrichten, hat über das Bett die seit 1935 obligatorischen Stalllaternen gehängt, die einen zauberhaften Schatten an die Wand werfen.

Mit Traud Carosi, zu deren Familie der große Wohlaufsänger Rudolf Blattner zählt, hat er historische und aktuelle Fotos für das große Wohlaufbild zusammengestellt. Kiefer legte großen Wert auch auf ein kleines Bild mit den Fotos des amtierenden Wohlaufsängers Roland Schamm und dessen Vorgänger Walter Schmider, Rudolf Blattner und Albert Schmider.

Im historischen Bett sind drei der Marionetten, die beim Zunftabend 1997 einen großen Wohlaufauftritt beim Marionettenspiel hatten. Christian Keller hatte damals die Idee für diese originelle Darstellung. Köpfe und Hände der Marionetten schnitzte Holzbildhauer Daniel Schrempp, die Marionettenspielerinnen nähten die Nachthemden und Nachtmützen, strickten Socken, Fäustlinge und Schals, Hubert Kiefer schnitzte die Krachinstrumente, Christian Keller baute die Mini-Laternen. Diese Gemeinschaftsarbeit fand damals riesigen Anklang.

Um das historische Bett rankt sich aber auch eine kleine Skandalgeschichte. In früheren Jahrzehnten, als die Hanseleschar noch nicht gerade üppig war, pflegten die Wolfacher Narrenzünftler ihren Wohlauf auch bei Narrentreffen auswärts aufzuführen, am helllichten Tag natürlich und während des Festzugs in der gastgebenden Stadt. So auch in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der Bischofsstadt Rottenburg am Neckar. Und dort passierte es: Im Bett des Wohlaufsängers landeten Mädchen aus den Zuschauerreihen. O jerum. Der sang damals auch noch den heute verpönten Text "Im Namen des Herren Entechrist".

Darüber hat sich wer gehörig echauffiert? Seine Exzellenz, der Bischof höchstpersönlich. Den Wolfacher Narrenzünftlern wurde daraufhin gehörig der Kopf gewaschen. Heute zeigen sie den Wohlauf nicht mehr auswärts, der Entechrist wird nur noch heimlich gesungen und die Mädchen landen beim Festzug in der Altweibermühle der Alden Rungunkeln und Müller. Dort passiert ihnen genauso wenig wie einst im Bett des Wohlaufsängers. Nämlich nichts. Die Sonderausstellung "S’ goht degege – Hinter den Kulissen der Wolfacher Fasnet" des Vereins Kultur im Schloss Wolfach ist am kommenden Samstag und Sonntag wieder jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet.