Neben dem Lehrpfad befindet sich ein Turbinenhaus. Dort gewinnt die Firma durch Wasserkraft Strom für die eigene Produktion. Foto: Steitz

Firmenchef Pascal Schiefer enthüllt acht Infotafeln / Fotos von Turbinenbau und Technik

Die Begeisterung für Technik treibt Leipold-Chef Pascal Schiefer und sein Team ständig an. Nun haben sie einen Wasserkraft-Lehrpfad eröffnet. Er ist für Jedermann zugänglich.

Wolfach . Bei strahlendem Sonnenschein weihte Schiefer den neuen Lehrpfad am Donnerstagnachmittag ein. Acht seit Juli fertiggestellte Infotafeln mit historischem Bildmaterial enthüllte er feierlich vor den Augen einer kleinen Gästeschar, worunter sich auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Kordula Kovac und Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert befanden.

Der Lehrer Klaus Ketterer von der Graf-Heinrich-Schule Hausach-Wolfach war sofort begeistert. "Der Lehrpfad bietet sich hervorragend für eine Besichtigung mit meiner zehnten Klasse an", sagte er. Ketterer will den Pfad demnächst im Fach "Natur und Technik" einbinden.

Schüler begeistern

Die Infotafeln befinden sich an der Produktionsstätte der Leipold-Gruppe in der Schiltacher Straße 5 in Wolfach. Sie sollen vor allem Schulklassen begeistern. "Natürlich waren für uns immer die Schulen ein wichtiges Zielpublikum", betonte Schiefer. Die Kinder sollten sich schon früh außerhalb des Unterrichtsraums mit Technik beschäftigen, findet er. Die Verantwortlichen bei Leipold hätten insbesondere an Schulklassen aus Wolfach und Hausach beim Bau des Lehrpfads gedacht.

Aber auch alle anderen interessierten Gruppen seien willkommen. Daher bietet Leipold nun geführte Begehungen an. Besuchergruppen können sich dafür im Vorfeld an Christiane Bachthaler – die das Projekt maßgeblich mitgestaltet hat – unter Telefon 07834/83 96 22 wenden.

Die Infotafeln erinnern an die Zeit der ersten Wasserkraftnutzung und deren Technik in der Antike bis zum Bau der neuen Turbine bei Leipold. In Zusammenarbeit mit dem 2016 verstorbenen Ehrenbürger Wolfachs Otto Schrempp trug ein Projektteam bei Leipold historische Unterlagen rund um die Wasserkraft und ihre Nutzung in Wolfach seit dem Mittelalter zusammen. Aus einer Sammlung entstand ein historischer Verlauf von den Flößern über die erste industrielle Nutzung bis hinein in die Neuzeit.

"Die Nutzung der Wasserkraft hat in Wolfach eine sehr lange Tradition", unterstrich Schiefer. Mühlen und Wasserräder wurden nachweislich bereits im 15. Jahrhundert betrieben. Ende des 19. Jahrhunderts ging die erste Turbine in Betrieb.

Auch Leipold setze seit Jahrzehnten auf Wasserkraft zur Eigenenergieerzeugung und fühle sich dem Thema bis heute verpflichtet, so der Geschäftsführer. Seit Mitte der 1950er-Jahre nutzt die Firma die Turbine für die eigene Energiegewinnung. 2013/2014 ließ Leipold den bisher offenen Kanal verrohren und das Kanalbett zuschütten. Ein neues Häuschen mit einer leistungsfähigeren Turbine, die eine Nennleistung von 184 Kilowatt an den Tag legt, entstand und befindet sich neben dem neuen Lehrpfad.

Rohre für Expansion

Das Gesamtvolumen der Investition belief sich Schiefer zufolge auf 1,5 bis zu 1,8 Millionen Euro. Der Bau sei die Grundlage für die geplante Expansion am Standort in der Schiltacher Straße. Denn erst die Verrohrung des Wasserzulaufs auf Werksniveau würde eine Erweiterung möglich machen. Vor diesem Hintergrund sei auch die Idee zum öffentlichen Lehrpfad entstanden.

Schiefer plädierte bei der Einweihung auch für die Vielfalt der Energienutzung. Gerade die Wasserkraft sei "ein wichtiger Baustein in den regenerativen Energien", findet er. Durch ihre "antizyklische Eigenschaft" könne sie auch sogenannte "Dunkelflauten" ausgleichen. Wenn Windräder und Fotovoltaik-Anlagen versagen würden, so könnte sie einspringen und Energie erzeugen. Würde eine Windkraftanlage an einem Tag, wo es nicht stürmt nur einen Gigabyte Strom herstellen, könnte die Wasserkraft mit acht Gigabyte einspringen und so einen Energieausfall verhindern, so Schiefer. "Wasserkraft steht leider immer noch sehr im Schatten von Fotovoltaik und Windkraft", bedauerte er daher.

In vierter Generation

Schon sein Großvater habe bei Leipold auf Wasserkraft gesetzt, damals noch am alten Grieshaber-Gebäude. Leipold nutzt diese Form der Energieerzeugung mittlerweile in vierter Generation. Auch die aktuell ruhende Anlage an der Wolf solle mittelfristig wieder genutzt werden. Die Fragen rund um den HQ 100 wären erledigt, so Schiefer und: "Wir können weitermachen."

INFO

Ausbildung

Weitere Informationen: "Just-in-time" (gerade rechtzeitig), "wie man das in der Industrie so macht", so Geschäftsführer Pascal Schiefer, sei die Ausbildungsbroschüre vor der Einweihungsveranstaltung der Leipold-Gruppe herausgekommen. Die Firma stellt darin alle Berufe vor, in denen sie junge Menschen ausbildet. Wie Schiefer erläutert, soll gezeigt werden, dass diese Berufe nicht zwangsläufig mit einem Ölbad oder Hörschaden zu tun hätten. Vielmehr werde in dem Heft über den Tellerrand geblickt, dass es eben nicht nur den Beruf des Industriemechanikers, sondern auch den des Elektronikers, Industriekaufmanns, technischen Produktionsdesigners sowie Maschinen- und Anlagenführers gibt.