Der neue Vorstand der Wolfacher Kinzigflößer (von links): Roland Schillinger, Bernd Fritsch, Christoph Penning, Andreas Erker, Marita Künstle, Martin Vollmer, Bernd Kleinbub und Klaus Sattler. Fotos: Dorn Foto: Schwarzwälder-Bote

Generationswechsel bei den Wolfacher Kinzigflößern. Drei Gründungsmitglieder übergeben ihre Ämter.

Wolfach - Neben Rochaden im Vorstand sind junge Kinzigflößer als Kandidaten – und erstmals in der Vereinsgeschichte eine Kandidatin – für die vakanten Vorstandsämter gefunden worden. Die "Oberzollerin" Marita Künstle komplementiert ab jetzt diese Riege.

Gleich drei Gründungsmitglieder haben bei den Wolfacher Kinzigflößern das Vorstandsfloß verlassen. Nach 33 Jahren – davon 19 seit der Konstituierung als "eingetragener Verein" – übergaben der "Oberflößer" Anton Grießbaum, "Oberzoller" Erich Mosmann sowie Schriftführer Edgar Baur das Kommando in der Führungsmannschaft nun in jüngere Hände.

Mit einem dreifachen "Stellfall uff" und dem Flößerlied schickte die Versammlung ihren neuen Vereinsvorstand auf die Reise, auf der sicher so manche Untiefen und Stromschnellen zu passieren sein werden.

Edgar Baur und Manfred Schafheutle wiesen auf eine Untiefe am linken Kinzigufer hin: In der Flößerstube im ehemaligen Heimat- und Flößermuseum bedürfe es dringend wieder eines etwas liebevolleren Umgangs mit den Exponaten. Vielleicht könnten hierbei beide Seiten, die Kinzigflößer sowie der Verein "Kultur im Schloss", mit einer Wechselausstellung zur Flößerei wieder mehr voneinander profitieren, so der Tenor.

Hochkarätig geehrt

Griesbaum, Mosmann und Baur wurden bei der Versammlung mit hochkarätigen Ehrungen in den Flößer-Ruhestand verabschiedet. Griesbaum war 1984 als Gründungsmitglied mit auf dem Floß und stand dem Verein seit 2003 als Oberflößer vor. Von Beruf Revierförster, kannte sich Griesbaum mit Stammholz bestens aus und wusste, welche Ansprechpartner er in welcher Behörde ansprechen musste, damit der Dienstweg für die Flößer möglichst kurz ausfiel.

Sein Kollege Mosmann gehörte 1984 zu den Gründungsmitgliedern und bekam vom ersten Tag als "Oberzoller" die Finanzen der Flößer anvertraut. Damit die Einnahmen stimmten übernahm Mosmann zugleich die Organisation der Floßhafenfeste und sorgte sich rührend um die Bewirtung der Flößer bei allen Arbeitsdiensten.

Baur stieß gemeinsam mit Schafheutle 1999 aus den Reihen der "Schiffergesellschaft im Gewerbeverein" dazu. Mit "Schriftführer" war Baurs Tätigkeitsfeld nur sehr unzutreffend beschrieben. Über seine Kontakte zur Presse, zum Funk und Fernsehen versah er seine Flößerkameraden mit zahlreichen Statisten-Rollen in TV-Produktionen über die Flößerei im Schwarzwald. Hinzu kam sein Interesse für die Geschichte der Flößerei, das er nach seiner Demission als Schriftführer auch weiterhin ins Vereinsleben einbringen möchte.

Griesbaum wurde zum Ehren-Oberflößer und Mosmann zum Ehren-Oberzoller ernannt. Für Baur muss zum Ehren-Präfix allerdings erst noch die Amtsbezeichnung bestimmt werden: "Ehren-Schriftführer" wäre des Guten zu wenig gewesen, so die einhellige Meinung des Vorstands.

In Vertretung des erkrankten Oberflößers berichtete der stellvertretende Vorsitzende Bernd Kleinbub über das vergangene Flößerjahr mit dem Höhepunkt der Teilnahme am internationalen Flößertreffen in Lenggries.

Sehr gut angekommen

Auch an der Isar kamen die Auftritte der Kinzigtaler "Flößerkapelle" bei den Flößerfreunden aus ganz Europa wieder sehr gut an. Im heimischen Wolfach waren die Flößer eher an Land gefordert. Es galt, die Schaufloße, die an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet auf die Flößereitradition hinweisen, zu erneuern. Noch am Tag der Hauptversammlung hatten 17 Mann auf dem Fußbühl dafür neue Wieden gedreht.

Das Holz für die neuen Floße hat die Stadt Wolfach zur Verfügung gestellt. Geschleppt, geschält und geschnetzt wurden sie dann rund um den Flößerschuppen auf St. Jakob. Repariert wurden auch die drei Jugendfloße, die beim Hochwasser die ersten Kilometer solo abwärts der Kinzig unterwegs waren – eines von ihnen hatte es sogar bis nach Fischerbach geschafft.

Auch 2017 drängen sich wasserführungsbedingt die Termine der Flößer wieder auf wenige Tage. So stehen der deutsche Flößertag in Wolfratshausen, das internationale Flößertreffen im slowenischen Maribor sowie der 80. Geburtstag vom Ehrenflößer Ewald Fritsch im Mai auf der Tagesordnung. Dazu kommt noch der von vielen Flößerhoffnungen begleitete Probe-Schwall-Termin auf der umgebauten Kinzig.

Der Probe-Schwall sei im Vorfeld bis ins Detail mit den Verwaltungen abgestimmt. Kleinbub bat seine Flößer, an den dafür installierten technischen Anlagen jetzt kein Rädchen mehr zu verändern. Ein "Plan B" sei vorbereitet, griffe aber erst, wenn der Probe-Schwall nicht die für eine Floßfahrt erforderlichen Bedingungen stellen könnte.

Bürgermeister sorgt sich

Probe-Schwall und das Floßhafenfest beschäftigten die gesamte Flößerfamilie. Sie sorgt sich um ihr Fest. Vieles hänge davon ab, in welchem Umfang die Befahrung der Kinzig mit einem Floß tatsächlich möglich sein wird.

Um die Zukunft des Floßhafenfests und der Kinzigflößer kümmert sich auch Bürgermeister Thomas Geppert. Er hob hervor, dass die Flößer ihre Stadt national und international repräsentierten. Er hoffe, dass auch in 50 Jahren aktiv an die große Zeit der Kinzigflößerei in Wolfach erinnert werde.