Gottfried Moser (70) fühlt sich in seinem Garten in Biberach sehr wohl. Foto: Jehle

Bürgermeister a.D. feiert heute seinen 70. Geburtstag / Er plant schon die nächste Motorradtour für 2017

Wolfach. Mehr als 20 Jahre lang hat Gottfried Moser in Wolfach als Bürgermeister gewirkt und mit der Stadtsanierung das Ortsbild nachhaltig geprägt. Heute feiert er seinen 70. Geburtstag. Der Schwarzwälder Bote hat ihn an seinem Wohnort Biberach besucht und gefragt, wie es ihm geht, wie er die Ereignisse in Wolfach beurteilt und ob er noch seine BMW 1200 fährt.

Herr Moser, vor zwei Jahren sagte Wolfach Ihnen mit einem glanzvollen Fest Lebewohl. Wie lebt es sich als Pensionär?

Bestens! (lacht) Es gibt so viele Dinge zu tun, für die nie Zeit war, zum Beispiel der Besuch kultureller Veranstaltungen mit meiner Frau und die Familie pflegen und genießen. Ich bin relativ häuslich und koche gerne. Seit ich
mehr Zeit habe, sehe und betreue ich natürlich auch meine vier Enkel häufiger. Außerdem betreue und berate ich ehrenamtlich Menschen, die in behördlichen oder privaten Angelegenheiten Hilfe benötigen. Die persönliche Beratung liegt mir mehr, als die Begleitung öffentlicher Aktionen. Der einzelne Mensch ist mir wichtig.

Haben Sie sich nicht auch selbstständig gemacht?

Ja, ich habe ein Beratungsunternehmen gegründet. Derzeit arbeite ich an der Sanierung des ehemaligen Hukla-Areals in Gengenbach mit und berate die Firma Aliseo.

Bei Ihrer Verabschiedung in Wolfach wurden Sie als „Stadtbaumeister“ bezeichnet. Der Gestalter ist also in Ihnen rege wie eh und je?

Ich habe 54 Jahre gearbeitet – und das immer gerne. Sanieren und Bauen und damit etwas Schönes zum Wohlfühlen für die Menschen schaffen, ist eine wunderbare und bleibende Aufgabe. Dies zeigt sich durchaus auch bei uns daheim in Haus und Garten. Der Garten ist insbesondere mein Betätigungsfeld. So haben wir selbst einen eigenen Zaun entworfen und ich habe ihn dann realisiert unter Verwendung alter Bauteile und neuer Elemente. Jetzt planen wir eine neue Gartengestaltung für mehr Leben im Garten mit Brunnen und einer Sitz- und Liegebank, natürlich in Eigenregie gebaut.

Werden Sie auch mal auf der Gartenbank sitzen bei dem Elan, den Sie an den Tag legen?

Ich hoffe doch. Es ist mir bewusst, dass ich während meiner beruflichen Zeit zeitweise als sehr anstrengend empfunden wurde, mit Visionen und Gedanken für die Zukunft und im Umsetzen von Maßnahmen. Heute bin ich da
auch noch nicht geduldiger geworden.

Sind Sie noch politisch aktiv?

Nein, aber ich interessiere mich natürlich nach wie vor für das Geschehen in der Heimat und in der ganzen Welt. Ein richtiger Politiker war ich wohl nie, gerne aber Verwaltungsfachmann und wirtschaftlich
denkender Unternehmer.

Verfolgen Sie auch die Ereignisse in Wolfach?

Natürlich – auch des gesamten Kinzigtals. Ich bin nach wie vor ein Verfechter einer großen Kinzigtalgemeinschaft in wirtschaftlicher Hinsicht, als auch in gewerblicher Entwicklung. Gemeinsame Schulpolitik, das gemeinsame Kinzigtalbad und gemeinsamer Tourismus sind und werden in Zukunft unerlässlich sein. In der globalen Gesellschaft werden kleine Einheiten auf Dauer nicht zukunftsfähig und wirtschaftlich sein. Ein regional zukunftsfähiger Gemeindeverwaltungsverband wäre meiner Meinung nach eine gute Lösung unter Beachtung der Selbstständigkeit der einzelnen Gemeinden und Städte.

Wagen Sie einen Ausblick auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr?

Wir führen angeregte Diskussionen in der Familie und im Freundeskreis über die derzeitige politische Lage in Deutschland und in der Welt. Einig sind wir uns darin, dass durch eine Stärkung der etablierten
demokratischen Parteien in Deutschland regierungsfähige Mehrheiten erhalten bleiben müssen. Allerdings müssen unsere Parteivertreter in CDU, SPD, Grüne und FDP wieder näher zu den Menschen gehen und deren Sorgen ernst nehmen. Auch wir Wähler müssen wieder mehr von den Abgeordneten einfordern. Geschimpfe auf die AfD halte ich für falsch. Andere schlecht zu reden bedeutet doch nur, dass ich selbst keine eigenen guten Argumente habe. Dies gilt im Privaten und auch ganz besonders in der Politik.

Am 70. Geburtstag bietet sich an, Rückschau zu halten. Sind Sie mit Ihrem Leben wie es bisher war einverstanden?

Ja sehr. Ich hatte viel Glück in meinem Leben. Auch beruflich war ich so erfolgreich wie es in jungen Jahren nicht vorstellbar war. Ich bin gesund geblieben, und dafür und für alles was ich erreicht habe bin ich sehr dankbar.

Auf welche Momente sind Sie besonders stolz?

Privat auf meine Familie, die Kinder und Enkel. Beruflich auf die vielen schönen Augenblicke der Begegnung mit Menschen und auf gelungene Stadt- und Dorfgestaltungen, welche die Menschen erfreut haben und wenn sie dann stolz auf ihr Städtchen sind.

Und welche Momente machten Ihnen zu schaffen?

Unlautere Angriffe und Behauptungen, denen ich als amtierender Bürgermeister wegen des Dienstgeheimnisses oft nicht widersprechen konnte und durfte. Oder Dinge, die politisch in den Raum gestellt wurden, aber nie eingetroffen sind. Gefreut hat mich da viel mehr die mehrheitlich gute Arbeit im Stadtrat mit vielen positiven Ergebnissen für die Menschen klein und groß.

Steigen Sie auch noch auf Ihre BMW 1200?

Selbstverständlich. Dieses Jahr war ich mit Christian Keller wieder unterwegs. Calais – Dover – durch England und dann mehrere Tage in Irland. Für 2017 wird bereits überlegt und geplant. Ich fahre schon 50 Jahre Motorrad und genieße die Entspannung, das Auslüften von Körper und Geist.

Sie sind ein Mensch mit Visionen – wie sieht Ihre Vision für sich selbst aus?

Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, gibt es immer etwas zu tun, beruflich und privat. So manche Motorradtour steht auch noch aus in Länder, die ich noch nicht gesehen habe. Ansonsten genieße
ich mit meiner Frau und der Familie die freien Abende und Wochenenden ganz besonders.

Die Fragen stellte Evelyn Jehle