Der Kamera entgeht nichts: Alle Glasbläser müssen anpacken, wenn der Schmelztiegel, der sogenannte Hafen, ausgewechselt wird. Fotos: Agüera Foto: Schwarzwälder-Bote

SWR arbeitet an Dokumentation über Dorotheenhütte / Film soll Arbeit und die Menschen dahinter zeigen

Von Christiane Agüera

Wolfach. "Made in Südwest" heißt die Dokumentationsreihe des SWR-Fernsehens, die einzigartige Betriebe im deutschen Südwesten vorstellt. Ein Traditionsunternehmen, das genau in dieses Konzept passt, ist die Wolfacher Dorotheenhütte, wo ein Team des SWR derzeit in den Dreharbeiten steckt.

Was hinter dem 30-Minuten-Dokumentarfilm steckt, erklärt Autorin Tamara Spitzing vom Team aus Baden-Baden, SWR-Redaktion Stuttgart. Mit den neun Drehtagen sei es nicht getan. Für eine solche Produktion brauche es etwa vier Monate. So muss unter anderem nach dem Verfassen des rund 20-seitigen Drehbuchs, den eigentlichen Filmaufnahmen und der Arbeit mit der Cutterin eine Musikauswahl getroffen und auch noch der Text zum Film geschrieben werden, erklärt die Freiburgerin.

Der promovierten Archäologin, die seit ihrem Volontariat 1996 beim SWR-Fernsehen tätig ist, liegen solche aufwendigen Produktionen. Historisches mit landesgeschicht-lichem Bezug mag sie besonders gern. Deshalb werden neben den technischen Abläufen auch die Geschichte und die Mitarbeiter der Wolfacher Glashütte im Vordergrund stehen.

Ein besonderes Spektakel passierte während der Drehtage. Ein Hafenwechsel stand am gestrigen Freitag an. Klar, dass sich das Filmteam dies nicht entgehen ließ.

Zwei Mal im Jahr steht die Produktion in der Dorotheenhütte still, dann wird der Schmelztiegel, der sogenannte Hafen, ausgewechselt. Bei dem schweißtreibenden Kraftakt müssen alle zehn Glasbläser mit anpacken. "Eine kitzlige Angelegenheit", findet Dorotheenhütten-Inhaber Ralf Müller, denn der glühende Topf wiege fast eine halbe Tonne. Auf 1400 Grad wurde der Schmelzofen "Marion" hocherhitzt, "damit er nicht einstürzt", erklärt der Fachmann.

"Der ausgebaute Topf glüht noch Stunden nach", berichtet Müller. Etwa drei Stunden später könne der neue Hafen positioniert werden. Dieser muss dann drei Tage einbrennen. "Das Hafenmaterial ist Teil der Innovation, dies verwendet keine andere Glashütte", erklärt der Inhaber. Dadurch werde Energie gespart, weil wieder schneller geschmolzen werden könne. "Ein bisschen Alchemie ist bei dieser Handwerkskunst immer noch mit dabei", schwärmt der Dorotheenhütten-Chef. Während in der Nacht Sandkörner bei einer Temperatur von 1450 Grad schmelzen, hätte die Flüssigkeit am Morgen bei etwa 1180 Grad die perfekte Konsistenz, "wie Honig", um es formen und blasen zu können.

Dies sei der aufwendigste Dreh in der Geschichte der Dorotheenhütte, berichtet Müller. Ihm gefällt die Kombination aus traditionellem Handwerk am hochmodernen Schmelzofen und "das Nachspüren in die eigenen Produkte und die Menschen, die dahinter stehen".

Einer von diesen Menschen ist Manuel Dias. Der Portugiese kam als junger Glasbläser nach Wolfach und war 45 Jahre in der Glashütte beschäftigt. Gerne schaute er dem Hafenwechsel am Freitag zu. "Früher war ein solcher Wechsel noch viel umständlicher, trotzdem muss auch heute noch jeder Handgriff sitzen", zollt er seinen Kollegen Respekt. Wie er, kamen vor rund 50 Jahren viele Glasbläser aus Portugal in den Schwarzwald. Am Dienstag war das Filmteam in der Hausacher Burgschänke zu Gast, um sich über deren Leben, nun schon in der vierten Generation im Schwarzwald, einen Einblick zu verschaffen.

Die Sendung wird am 10. Dezember um 18.15 Uhr im SWR ausgestrahlt.