Das ist der Heiratsbrief von Peter Vivell von 1685. Foto: Schrader

In Vergessenheit geraten: Wolfacher Archivschätze - einige stellt SchwaBo vor - heute: Heiratsbrief Peter Vivells von 1685.

Wolfach - Im Stadtarchiv schlummert manch’ interessanter Fund aus der Geschichte Wolfachs. Einige stellt der SchwaBo in loser Reihe vor – heute: der Heiratsbrief Peter Vivells von 1685.

Dieser wurde damals so genannt: "Heurathß-Brüeff zwischen dem Ehrbar: undt beschaidenen Jüngling Peter Fivel aus Savoien gebührtig an ainen: Sodann der Ehr: und züchtig Jungfrauen Catharina Armbruster anderen Theils".

Über die Bürgeraufnahme eines Ortsfremden berichtet ein Wolfacher Ratsprotokoll vom 7. September 1684: Peter Vivell (1653-1721) aus Passy in Savoien gebürtig, "thuet gebührend umb das Burgerrecht anhalten, mit Vermelden, daß er sich mit einer ehrlichen Burgertochter allhier verheurathen, zumalen auch seiner khünftigen Schwiegermutter, Ursula Losinger, das halbe Haus abkaufen wolle."

Vier Monate später wird berichtet, dass "Peter Fivel, Cramer auß Sovoien gebürtig, seine zue Erlangung allhiesigen Burgerrechts erfordernden 150 Gulden neben seinem Gebuhrtsbrief und daß derselbe keinen nachjagenden Herrn habe, sondern totaliter frey seye, vor einem ehrsamen Rat erlegt, warüberhin gedachter Peter Fivel zue einem Burger auf- und angenommen und angelobt, daß solches Gelt sein aigen und ohnbekhümmert Guth seye."

Der zwischen ihm und der "züchtigen Jungfrau" Catharina Armbruster geschlossene "Heurathß-Brüeff", der sich heute im Wolfacher Stadtarchiv befindet, regelte als Ehevertrag die finanziellen und rechtlichen Bedingungen ihrer Ehe. Das von Vivell seiner Schwiegermutter abgekaufte "halbe Haus" befand sich in der Hauptstraße 22.

Vivells Geburtsort Passy liegt 700 Meter hoch in der Nähe von St. Gervais (Haute-Savoie) und der Montblanc-Kette. Das Herzogtum Savoyen war bis 1796 politisch selbstständig und gehörte zum Heiligen Römischen Reich. Es wurde unter anderem durch die Hochgebirgslage und das Klima zu einem Auswanderungsland, zumal in wirtschaftlichen Notzeiten. Allerdings profitierte die Gemeinde auch von den ins Ausland abgewanderten Bewohnern, denn sie unterstützten ihre Heimat finanziell. In den angrenzenden Gebieten waren die in großer Zahl auswandernden Savoyarden nicht immer sehr willkommen.

Die Fivels in Passy zählten zu einer kleinen Familien-Handelsgesellschaft, die über mehrere Generationen und Grenzen hinweg tätig war. Das Geschlecht geht zurück auf den in einer Besitzstandsaufnahme von 1365 erwähnten Petrus Bochardi alias Fivel de Muret.

Ausgehend von Peter Vivell verzweigte sich das Geschlecht in viele Linien und alle heute noch in Deutschland lebenden rund 60 Personen mit dem Nachnamen Vivell stammen von ihm ab.