Im alten Altarraum der Kirche St. Laurentius Wolfach erläutert Caritas-Beauftragter und Sozialpädagoge Gerhard Schrempp (links) interessierten Besuchern nach dem Sonntagsgottesdienst Stationen der Ausstellung über Flüchtlinge. Foto: Becker

Veranstaltungsreihe: Caritas zeigt Bilder-Ausstellung zum Auftakt von "Nah an den Menschen von weit weg".

Wolfach - Wohl selten kommt es vor, dass ein Gottesdienst so betroffen macht wie am Sonntagmorgen in der Wolfacher St.-Laurentius-Kirche. Grund hierfür war die Eröffnung der Veranstaltungsreihe zum Thema Flucht und Vertreibung.

Der Caritasverband Kinzigtal unter der Federführung der Sozialpädagogen Stefanie Brüschke und Gerhard Schrempp hat sich, in Zusammenarbeit mit den Weltläden, dieser großen Herausforderung, die seit einem Jahr Deutschland, Europa, ja die ganze Welt bewegt, gestellt. Eine Ausstellung, szenische Lesungen, Kinofilme, ein Theaterabend und eine WDR-Dokumentation werden bis Mitte Juni das Thema an verschiedenen Orten im Altkreis Wolfach von allen Seiten beleuchten und darstellen.

Das Projekt "Nah an Menschen von weit weg" wurde am sonntäglichen Frühgottesdienst mit der Eröffnung der Ausstellung begonnen. Anstelle der Predigt lasen Stefanie Brüschke und Gerhard Schrempp Erlebnisberichte von Flüchtlingen vor: die tagelange Überfahrt übers Mittelmeer in vollgestopften, meist seeuntüchtigen Booten, die Gruppen, die von Schleppern auf unwegsamen Pfaden stunden-, nächte- und tagelang übers Gebirge an die türkische Grenze gebracht werden und das harte Leben im Lager sowie die Hoffnungslosigkeit bei der allernötigsten Versorgung mit Wasser und Nahrung.

Pfarrer erinnern an Besuch des Papsts bei Flüchtlingen auf Lesbos

Auch die Katastrophe 2013 vor Lampedusa und der Anblick von langen Sargreihen mit den fast 600 ertrunkenen Menschen wurde in Erinnerung gerufen, Dazu wurden in einer Präsentation entsprechende Bilder gezeigt. Ganz bestimmt waren Texte und Bilder für etliche Gottesdienstbesucher schier unerträglich.

Leid, Elend, Gemeinheiten, Menschenverachtung und brutale Ausbeutung der Flüchtlinge machten tief betroffen. In ihren Worten erinnerten Pfarrer Wendelin Benz und Diakon Willi Bröhl an den jüngsten Besuch von Papst Franziskus in den Flüchtlingslagern auf Lesbos und seine Aufforderung, den Menschen brüderlich zu helfen.

Nach dem Gottesdienst wurde die Ausstellung im alten Altarraum eröffnet. Auf Schautafeln wurde über die Situation in Marokko, Überfahrten übers Mittelmeer aber auch von der großen Hilfsbereitschaft der Menschen in einigen europäischen Ländern in Text und Bild berichtet und informiert.

Am reichhaltig bestückten Büchertisch wurden von etlichen Besuchern Bücher bestellt. Titel wie "Über das Meer", "Hoffnung im Herzen-Freiheit im Sinn" oder gar die "Bekenntnisse eines Menschenhändlers", der eiskalt über das "Milliardengeschäft" erzählt.

"Die große Hoffnung ist das Vergessen", und damit das nicht stattfindet, sollen die Menschen hier gründlich informieren können. Dies dient auch dazu, dass ungerechtfertigte Vorurteile fallen gelassen werden oder gar nicht erst aufkommen.

Die weiteren Veranstaltungen im Mai und Juni in Haslach, Schiltach, Steinach, Wolfach und Biberach werden angekündigt. Gleich heute und morgen wird in der Reihe "Nah an den Menschen von weit weg" im Haslacher Kino ein Film gezeigt.