Die Narrenzunft Schömberg (oben von links) zeigte ihre historische "Bolones", die Narrenzunft Burladingen hat ihre Festspieltradition erst 2006 wiederbelebt, die Kißlegger Narrenzunft schilderte, wie Frauen zur Feuerwehr kamen. und die Staufener Narren ließen den "alten Schweden" auferstehen. Fotos: Buchholz Foto: Schwarzwälder-Bote

Jeweilige Festspieltradition den Wolfachern gekonnt näher gebracht / Ironie des Schicksals bei Feuerwehrstück

Von Peter Buchholz

Wolfach. Mit einem Sternmarsch auf den alten Krutmärkt vor dem Wolfacher Rathaus startete der Samstag zum Jubiläum 200 Jahre Freie Narrenzunft Wolfach. Im Nu verwandelte sich die Hauptstraße in ein farbenprächtiges närrisches Spektakel.

Die Zuschauer wagten sich wegen des nasskalten Wetters zunächst nur zaghaft aus ihren Häusern. Der Wetterbericht sollte jedoch recht behalten und pünktlich zu den ersten Auftritten passte alles. Schnell zeigte sich auch, dass die Organisatoren ein gutes Händchen bei der Auswahl der Festspielzünfte hatten.

Den Auftakt machte die Narrenzunft Schömberg. Ihre historische "D´Bolones" (Polonaise) brachten unzählige Kleidlesträger von der rauhen Alb nach Wolfach. Die verkürzte Version des einst aus Frankreich importierten Fasnetsauftritt faszinierte die zahlreichen Zuschauer. Bis 1796 lässt sich ihr in der schwäbisch-allemannischen Fasnet einzigartige Brauch nachverfolgen.

Spektakulär ging es dann am "Hugo-Fräzle-Platz" mit der Aufführung des Schelmenspiels der Staufener Narren weiter. Dicht gesäumt standen die Zuschauer dabei bis zur Kirchstraße. "Der alte Schwede" aus dem Jahr 1649 war ein teuflisch-närrisches Spektakel. Der alte Schwede führte darin die Staufener gewaltig wegen seiner finanziellen Not an der Nase herum. Die Spielgruppe wuchs in ihrer Darstellung über die närrischen Erwartungen weit hinaus. Natürlich durfte auch Mephisto in Wolfach nicht fehlen und am Ende stand eine einvernehmliche Lösung für die Stadt.

Wieder hieß es den Standort zu wechseln, denn die Narrenzunft Burladingenzig mit Nautle, Bachhaldabutz und Läufer unter den Klängen der Fanfaren auf die Rathausbühne. Bereits um die Jahrhundertwende fanden die Burladinger Fasnetspiele im Freien statt. Die in den fünfziger Jahren eingeschlafene Tradition wurde 2006 wieder belebt. Die richtige Entscheidung, wie Zunftmeister Josef Entreß ausführte, denn die Zunft wurde bei der Erstaufführung regelrecht überrannt. Geschichte und Geschichten, Anekdoten, Witz und natürlich ein Theaterstück wurden bei den Festspieltagen auch den Wolfachern präsentiert. Der Läufer hatte in seinen Versen eigens für die Festspiele die Rede mit Wolfacher Lokalkolorit angereichert. Anschließend gab es ebenfalls traditionsgemäß Rührei mit Speck für die Besucher vor der Rathausbühne.

Weiter ging es dann wieder am "Hugo-Fränzle-Platz". Auf der Bühne warteten die bayrisch derben Floriansjünger der Kißlegger Narrenzunft. "Frau Pompier und das Husarenstückle" aus dem Jahre 1865 schilderte den feucht-steinigen Weg, der "Weiberkraft in die Feuerwacht". In ihrem Bühnenstück zogen die Kißlegger nicht nur die Zuschauer in ihren Bann und sorgten mit urbayrischem, mitunter angeheitert lallendem Machogeplänkel für laute Lacher, sondern zeigten den Besuchern auch den "wahren Grund, warum z´Kißlegg am gumpigen Dunnerschtig Weiberfasnet ischt".

Schließlich wurden die Weibsleut mit Auszeichnung in die Feuerwehr aufgenommen, als sie mit List und Tücke ihre Mannen abgefüllt hatten und den Schultes aus dem fingiert rauchenden Gebäude gerettet hatten. Die männlichen Floriansjünger waren nicht mehr Herr ihrer Sinne und der Dinge.

Die Ironie des Schicksals: Nur wenige Stunden später brannte es tatsächlich in Wolfach (siehe "Ortenaukreis"-Seite dieser Ausgabe) im Hause des verstorbenen Ehrennarros und Festspielinitiators von einst Josef Krausbeck am Schützeneck. Für einen Moment erinnerte man sich an die "Geschichte" und den damit verbundenen Aberglauben, als nach dem Aufführen der "Altweibermühle" Wolfach von Katastrophen heimgesucht worden.