Nach tagelangem Dauerfrost führten starke Regenfälle und milde Temperaturen am Dienstagvormittag laut Polizeipräsidium Offenburg zum Einsatz der Feuerwehren an Wolf und Kinzig. Foto: Haas, Bea

Spektakuläres Naturereignis. Schäden am Sachtleben-Wehr. Feuerwehren im Einsatz.

Oberwolfach/Wolfach - Spektakuläres Ereignis oder Naturkatastrophe? Beim Eisgang am Dienstag auf Wolf und Kinzig sind diese Kategorien verschwommen. Vor 32 Jahren wurden bei dieser Naturgewalt Brücken zerstört. Diesmal kam nur ein Wehr zu schaden.

Mit lautem Gerumpel und Getöse hat sich am Dienstag gegen 11 Uhr eine knappe halbe Stunde lang ein gewaltiger Eisgang in der Wolf in Oberwolfach talabwärts gewälzt. Zum Glück waren die dicken Eisschollen bereits so zerkleinert, dass sie sich nicht an den Brücken oder sonstigen Engpässen anstauen konnten.

Nach tagelangem Dauerfrost führten starke Regenfälle und milde Temperaturen am Dienstagvormittag laut Polizeipräsidium Offenburg zum Einsatz der Feuerwehren an Wolf und Kinzig.

Allein zehn Einsatzkräfte aus Oberwolfach hatten Bauhofleiter Martin Klausmann zufolge den gesamten Vormittag mit den Folgen des Eisgangs zu kämpfen. Überschwemmungen habe es zwar keine gegeben, dafür stauten sich die Brocken an Wolf und Kinzig enorm.

Vor allem Engstellen wie zum Beispiel die Wehre oder Felsvorsprünge seien von den anrollenden Eisbrocken betroffen gewesen, so Klausmann weiter. Bis zu zwei Quadratmeter große Eisbrocken mussten die Oberwolfacher abwehren.

Zunächst drohte gegen 10.45 Uhr die Wolf im Bereich eines Wehrs im Obertal über die Ufer zu treten, erläutert das Polizeipräsidium Offenburg.

Dort hatten sich talwärts 15 bis 20 Zentimeter große, treibende Eisplatten meterdick aufgestaut, die Einsatzkräfte mussten mit schwerem Gerät gegen das Hindernis ankämpfen, um den Wasserdurchlauf zu ermöglichen. Durch die Wucht der aufschlagenden Eisschollen waren bereits mehrere Holzdielen des Bauwerks abgeschlagen worden und trieben ebenfalls talwärts. Die flussabwärts stationierten Feuerwehren wurden alarmiert, die nachfolgenden Wehre geöffnet und die Flussläufe kontrolliert.

Vor Jahrzehnten sind bereits aufgrund von Eisgängen im Wolftal gewaltige Schäden entstanden. Franz Schmalz, Leiter der Wolfacher Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes, erzählt, dass 1985, ebenfalls im Januar, nur zehn Tage zuvor, im Wolftal mehrere Holzbrücken beispielsweise beim Vermessungsamt in Wolfach oder der Sauersteg in Halbmeil mitgerissen wurden, die hinterher wieder neu und robuster errichtet werden mussten.

Der Eisgang von 2009 hat ebenso die Macht der Urgewalt der Natur demonstriert. Damals gab es aber keine größeren Schäden. Der Eisbruch machte schon den Menschen vor einem Jahrhundert zu schaffen: Ein historisches Bild im Wolfacher Museum erinnert noch daran. Es zeigt einen gewaltigen Eisgang um 1900 an der Einmündung der Wolf (von links kommend) in die Kinzig (von rechts).

Im Nachbarort Wolfach sah die Lage am Dienstagvormittag ähnlich aus. Schmalz beobachtete, wie sich gegen 13 Uhr eine große Eismauer beim Wehr in der Nähe von Sachtleben Bergbau von Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr Wolfach gebildet hatte. In einem Rutsch löste sich die geschlossene Eisfläche und das Wasser floss auf einmal wieder durch.

"Das war schon spektakulär", urteilt Schmalz. Auch die Einsatzkräfte der Feuerwehr waren vor Ort und überwachten die Lage. Zu Überschwemmungen war es hier wie auch in Wolfach nicht gekommen, teilte Christian Keller, der stellvertretende Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, mit.

Laut dem Polizeipräsidium Offenburg zufolge hatten sich am frühen Nachmittag die Eismassen und damit das Gefahrenpotenzial deutlich verringert. Über etwaige Schäden würden noch keine Erkenntnisse vorliegen.

"Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen", schlussfolgert Keller. Nur das Wehr bei Sachtleben sei durch die Eismassen demoliert worden. 50 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Wolfach mit ihren Abteilungen waren im Einsatz. Sie hatten mit dem Bagger die Eiswand gelockert, so Keller, um einen Rückstau zu vermeiden.

Zuvor hatten die Helfer in Rot schon mit dem Wolfacher Bürgermeister Thomas Geppert abgestimmt, wie die Lage zu bewältigen sei.

Beim ersten Eisgang aus Schiltach war der Bereich des ehemaligen Grießhaber-Wehrs betroffen. Es wurde beschlossen, für den Ernstfall die Straßen abzusperren, damit sich der Verkehr nicht durch die Gefahrenzone bei Überschwemmungen schiebt. Auch ein Vertreter des Amts für Wasserwirtschaft vom Ortenaukreis beriet die Einsatzkräfte.

Auf dem abgesperrten Radweg nach Hausach liegen Eisschollen – die Zeugnisse der Naturgewalt. Hochwasser wie im Sulzbach gab es im Wolftal nicht. Auch spätere, kleinere Nachgänge aus Bad Rippoldsau-Schapbach und Schramberg sorgten nicht für Überschwemmungen, so Keller.

Video: So spektakulär war der Eisgang auf der Wolfach

Franz Schmalz hat die beeindruckenden Aufnahmen gemacht.