Foto: Steitz Foto: Schwarzwälder-Bote

Wolfachs Bürgermeister spricht über Projektvielfalt, die Altersstruktur und seine Beziehung zum Ort

Wolfach. 2016 war ein Jahr der Neuerungen, zum Beispiel das Votum für das Kinzigtalbad, der Abschluss des Weidezaunprojekts sowie der Entschluss für einen neuen, interkommunalen Tourismusverband. Im Interview mit
dem Schwarzwälder Boten blickt Bürgermeister Thomas Geppert (35, parteilos) auf die Ereignisse zurück und geht darauf ein, was 2017 in Wolfach passieren wird. Geppert ist persönlich immer noch fasziniert von seinem Job.

Herr Geppert, das Jahr eigt sich dem Ende, sind Sie froh darüber?

Es ist es immer eine schöne Zeit, wenn es auf den Jahreswechsel zugeht, aber in den aktuellen Themen geht es natürlich nahtlos weiter. Die Themen, die uns kommunalpolitisch augenblicklich bei uns hier in Wolfach beschäftigen, werden uns mehrheitlich auch ins Jahr 2017 begleiten. Dennoch ist diese Zeit zum Jahreswechsel auch immer gut, um Rück- und Ausblick zu halten.

Ist das Thema Offenhaltung mit dem Weidenzaun-Projekt für Wolfach jetzt erst einmal abgeschlossen?

Das Thema Offenhaltung kann niemals als abgeschlossen betrachtet werden, noch dazu auf einer Flächengemarkung wie wir es bekanntlich sind. Das Weidenzaun-Projekt im Jahr 2016 war zweifelsohne ein Vorzeigeprojekt
in diesem Bereich. Auch 2017 werden wir wieder bestimmte Zuschüsse für unsere Landwirte gewähren und auch im Einzelfall bei Maßnahmen schauen, wo wir unterstützen können. Aber eine direkte Anschlussmaßnahme
beim Weidenzaunprojekt ist derzeit nicht in Planung, auch mangels konkreter Nachfrage.

Welche Themen werden Sie außerdem ins nächste Jahr begleiten?

Aktuell findet sich eine Vielzahl an städtischen Projekten in der laufenden Bearbeitungsphase oder eben noch im Planungsstadium. Was uns in 2017 wie auch in den Folgejahren auf jeden Fall im kommunalpolitischen Bereich beschäftigen wird, ist das Thema Schulentwicklung. Dabei wird es darum gehen, unsere ortstypische Schullandschaft zukunftsträchtig aufzustellen und auszurichten – als Stichwort sei hier genannt: der Ganztagsbetrieb. Damit verbunden sind Fragestellungen, die mit allen Verantwortlichen, den Lehrern und Eltern, frühzeitig abgeklärt werden müssen. Anhand von zu erarbeitenden Bedarfsanalysen kann dann schließlich geplant werden. Neben dieser komplexeren Thematik wird uns unter anderem das ganz normale Alltagsgeschäft begleiten, wie beispielsweise die Unterhaltung und die Pflege der öffentlichen Infrastruktur. Erklärtes Ziel ist, dass 2017 einige Straßensanierungen vorangetrieben werden. Weitere Themen sind die Entwicklung einzelner Erweiterungsflächen oder auch der Abschluss von Erschließungsmaßnahmen, sowie die Breitbandversorgung.

Sind Sie was die Schulentwicklung betrifft, schon im Austausch mit dem neuen Schulleiter Manuel Ressel?

Der neue Schulleiter ist bereits seit den Sommerferien an der Herlinsbachschule und seit mittlerweile zwei Monaten nun offiziell im Amt. Es ist eine sehr gute Anlaufphase, geprägt von regem Kontakt zwischen Schulträger (Stadt) und Herrn Ressel. Gerade im Hinblick auf die angesprochene, weitere Strategie der Schulentwicklung bedarf es einer engen Abstimmung. Wir sind daran interessiert, dass die Zusammenarbeit zwischen Elternschaft, Schulleitung und dem Schulträger gut funktioniert und mit Herrn Ressel sind wir da meinem Eindruck zufolge auf einem guten Weg.

Wobei dürfen die Eltern denn mitbestimmen?

Zu gegebener Zeit wird eine Umfrage stattfinden, um so den grundsätzlichen Bedarf ermitteln zu können. Zielgruppe sind dabei die Eltern, deren Kinder in naher Zukunft das entsprechende Schulalter erreichen.

Hat Wolfach denn ein demografisches Problem?

Bei uns vor Ort ist die Altersstruktur noch ziemlich ausgeglichen. Natürlich macht der demografische Wandel auch vor Wolfach nicht Halt. Aber wir sind in der glücklichen Lage, dass wir vom vorhandenen Angebot für Schüler als auch für die kleineren Kinder gut aufgestellt sind. Wir haben in den beiden Kitas, sowohl im katholischen Kindergarten als auch im städtischen »Pfiffikus«, noch Plätze frei und können somit weitere Kindergartenkinder aufnehmen. Das ist eine gute Ausgangslage. Bei der Schulentwicklung müssen wir sehen, wie sich die Schülerzahlen insgesamt entwickeln und sich schließlich auf die verschiedenen Schulangebote
der Region verteilen.

Wie sieht es mit der älteren Bevölkerung aus?

Für die Senioren hat die »Johannes Brenz Pflege« im Januar 2016 die Tagespflege mit 20 verfügbaren Plätzen eröffnet, wo ambulante Betreuung stattfindet. In den nächsten Jahren wird die Nachfrage nach altersgerechtem Wohnraum in Stadtnähe merklich wachsen. Die Schaffung von barrierefreien Zugängen und die Anbindung von seniorengerechten Wohneinheiten an die Versorgung des täglichen Bedarfs wird die große Herausforderung  sein, die es gilt, im vorhandenen Gebäudebestand bestmöglich zu realisieren. Ziel muss es sein, dass die Menschen auch im Alter vor Ort in der gewohnten Umgebung bleiben können und dass damit auch die Stadt insgesamt belebt bleibt.

Ein Dauerbrenner war 2016 die Entscheidung über das Kinzigtalbad. Sind Sie mit der finanziellen Lösung zufrieden?

Der von der Verbandsversammlung mittlerweile gefasste Beschluss stellt insgesamt jetzt eine für alle Beteiligten verträgliche Lösung dar. Die geführten Diskussionen und Standpunkte sind allgemein bekannt und jetzt
geht es darum, dass der Verband nach vorne schaut, dass die entsprechenden Planungs und Bauleistungen vergeben werden und das Projekt auf den Weg gebracht wird.

Hätten Sie zu Beginn des Jahres damit gerechnet, dass sich der Investitionsbetrag massiv erhöht?

Es war für alle Beteiligten zunächst eine herbe Überraschung. Die Diskussionen und mitunter harten Verhandlungen, die wir alle dann dieses Jahr geführt haben waren am Ende richtig und jetzt müssen wir diesen Weg dann, wie eben aufgezeigt, weiter gehen.

2017 wird es auch eine gemeinsame Tourismus-Strategie mit den Kinzigtal-Gemeinden geben. Wie wird die Identität Wolfachs in diesem Verbund gestärkt?

Es wird einen gemeinsamen Verein »Schwarzwald Tourismus Kinzigtal e.V.« geben, der ab Herbst 2017 seine Arbeit aufnehmen wird. Sitz der neu einzurichtenden Geschäftsstelle wird Wolfach sein. Was die Identifikation betrifft, so bin ich überzeugt, dass es in gewissen Betätigungsfeldern gar nicht mehr anders geht, als sich interkommunal in der notwendigen Breite aufzustellen. Der Tourismusbereich ist dafür ein exemplarisches Beispiel:
Hier verschwimmen die einzelnen Ortsgrenzen zusehends, da man sich heutzutage letztlich nur als gemeinsame Region erfolgreich positionieren kann.

Welche Rolle kann Wolfach im Verbund wahrnehmen?

Das wird sich zeigen. Meinem Verständnis nach gilt es jetzt zunächst einmal das Ziel zu verfolgen, dass der Geschäftsbetrieb der neuen Organisation weiter vorbereitet wird und dann ab Herbst anlaufen kann. Damit sind wir aktuell zeitlich und personell sehr intensiv bei uns im Hause beschäftigt und werden auch im Jahr 2017 weiterhin diesbezüglich organisatorisch und technisch gefordert sein. Und dann muss man sehen, so ist meine Zielvorstellung, dass sich diese Organisation etabliert und sich dabei die erhofften Synergieeffekte in den einzelnen Rathäusern aller Mitgliedsgemeinden einstellen – so auch im eigenen Haus bei uns hier in Wolfach.

Wer nimmt daran teil?

Beteiligte Gemeinden sind: Steinach, Hofstetten, Mühlenbach, Haslach, Fischerbach, Hausach, Gutach, Hornberg, Lauterbach, Wolfach, Schiltach, Schenkenzell. Dass es jetzt zu diesem Schritt der Einrichtung
einer gemeinsamen Geschäftsstelle kommt, ist ein wesentlicher Meilenstein in der Geschichte der bisherigen gemeinschaftlichen Zusammenarbeit im Bereich des Tourismus.

Sie sind jetzt seit zwei Jahren im Amt. Ist Bürgermeister zu sein Ihr Traumjob?

Ja, auf jeden Fall! Das würde ich so unterschreiben. Ich fühle mich wohl in Wolfach und ich habe das Gefühl, dass wir alle zusammen, die Bevölkerung, der Gemeinderat und die Stadtverwaltung auf einem guten Weg miteinander sind. Die Themen sind bekanntlich vielfältig – das breite Themenspektrum in Kombination mit unseren örtlichen Strukturen ist es, was die Arbeit spannend macht.

Die Fragen stellte Melanie Steitz.