Beim Netzwerk Integration dabei (von links): Christel Ohnemus von der Stadt Wolfach mit Wolfgang Kolodzy und Silke Sattler, die ehrenamtlich Deutschkurse für Flüchtlinge in Wolfach geben Foto: Schwarzwälder-Bote

Wolfacher Netzwerk Integration bereitet sich für Flüchtlinge vor. Begleiter und Deutschhelfer können sich melden.

Wolfach - Zum zweiten Treffen des Netzwerk Integration sind am Dienstagabend 19 Ehrenamtliche und Hilfsbereite in Sachen Flüchtlingsbetreuung ins Wolfacher Rathaus gekommen. Unter der Moderation von Christel Ohnemus von der Stadt stellte sich heraus, dass Interessenten als persönliche Begleiter, Paten und mit einfachem Deutschtraining helfen können.

"Ich bin froh, dass es so einen großen Interessentenkreis gibt", lautete das Fazit von Christel Ohnemus. Als Sachbearbeiterin für Asyl und Soziales bei der Stadt Wolfach hatte sie nach dem ersten Treffen im Juni die damaligen Teilnehmer zu der Zusammenkunft eingeladen. Und weit mehr willige Helfer und Ehrenamtliche als erwartet waren gekommen. Schließlich mussten einige der 19 Besucher auf der Treppe im Lesesaal Platz nehmen. Auch ein Asylbewerber war zu dem Treffen gekommen und bestätigte auf Deutsch, wie hilfreich für seine Familie die persönliche Begleitung durch einen Ehrenamtlichen sei.

Rechtliche Grundlage

"Die Flüchtlinge bei uns sind alle Bewerber, in Wolfach gibt es keine anerkannten Asylberechtigten", erklärt Ohnemus die rechtlichen Terminologien. Flüchtlinge, die in Deutschland Schutz vor politischer, religiöser oder sonstiger Verfolgung suchen, seien nach der Antragsstellung zunächst so lange Asylbewerber, bis sie von der zuständigen Behörde als Flüchtling anerkannt werden. Zu den einzelnen Asylverfahren würde die Gemeindeverwaltung allerdings keine Informationen haben, wie da der aktuelle Stand sei.

Ohnemus machte diesbezüglich den Helfern und Interessierten auch klar, dass die von ihnen begleiteten Flüchtlingen nach Ablehnung des Asylantrags abrupt fort sein könnten. In Wolfach seien im August zwei Familien innerhalb von einer Woche abgeschoben worden. Dessen sollte man sich bewusst sein, trotz der persönlichen Bindung, die mit der Zeit bei der Begleitung der Asylbewerber im Alltag entstehe.

Situation vor Ort

Entgegen der gedrängten Situation in vielen Flüchtlingsunterkünften in anderen Kommunen, sind laut Ohnemus in Wolfach derzeit bei weitem nicht alle Wohnräume belegt. Zur Verfügung stehe die Gemeinschaftsunterkunft des Landratsamts, die Platz für 45 Personen bietet, und für eine Familie eine Wohnung der Stadt. Derzeit leben rund 15 Asylbewerber in Wolfach.

Am heutigen Donnerstag sollen laut Ohnemus nun zehn Syrer zur Unterbringung in Wolfach ankommen. Wie auch für die Asylbewerber zuvor wäre für die Flüchtlinge auch eine persönliche Begleitung durch einen Helfer eine gute Unterstützung, beispielsweise bei Behördengängen, aber auch im Alltag, beim Einkaufen, beim Arzt. Möglich sei für Interessierten auch, den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen, mit in den Kindergarten oder zu gehen und Deutschkurse zu geben.

Sprache ist wichtig

"Ganz kleine Klassen", in denen Kinder mit ähnlichen Voraussetzungen Deutsch lernen können und die passende Didaktik forderte der evangelische Pfarrer Stefan Voß mit Nachdruck. Der Geistliche richtete auch die Bitte an alle, beim Sprechen auf die Redegeschwindigkeit zu achten und Hochdeutsch zu sprechen. Claudia Brohammer machte daraufhin das Angebot, Interessierten Tipps zu geben, wie Kinder Sprache lernen.

Ohnemus erläuterte weiter, dass erwachsene Asylbewerber von Amts wegen erst zu einem bezahlten Integrationskurs zugelassen würden, sobald sie ein Aufenthaltstitel hätten. Bis dahin seien die Flüchtlinge sprachlich auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen. Elke Hundt vom Migrationsdienst der Diakonie ergänzte, dass weitere Integrationskurse derzeit vor allem daran scheitern, dass es keine weiteren Deutschlehrer gibt. Ziel sei es, zu den Integrationskursen in Offenburg auch einen im mittleren Kinzigtal zu ermöglichen.

Von ihren Erfahrungen mit den ehrenamtlich organisierten Deutschkursen berichteten Wolfgang Kolodzy und Silke Sattler, die zusammen mit Andrea Schillinger für die Flüchtlinge der Gemeinschaftsunterkunft Kurse anbieten. Eine hohe Frustrationstoleranz brauche man und es sei auch wichtig, dass die Teilnehmer in etwa die selben Voraussetzungen erfüllen. "Wir sind mit Analphabeten an unsere Grenzen gestoßen", räumte Kolodzy ein. Doch Materialien für den Unterricht und zu Alltagsthemen gebe es ganz gute. Beide erklärten sich bereit, Interessierten Tipps und eine Einführung zu geben.

Begleiter gesucht

"Wir müssen erst mal den Bedarf bei den Flüchtlingen ermitteln, was für Hilfe wer braucht", betonte Ohnemus. Die Ehrenamtlichen und Interessierten sollen ihr deshalb per Mail, Telefon oder persönlich mitteilen, wenn sie eine Familie persönlich begleiten, Kindern bei den Hausaufgaben helfen, ein einfaches Deutschtraining für Flüchtlinge geben möchten.

Auch Angebote wie Socken stricken, Musikunterricht oder handwerkliche Kenntnisse können gemeldet werden. Für die, die helfen wollen, aber keine Zeit haben, sei eine Patenschaft mit gespendetem Sprachkurs möglich, so lautete das Diskussionsergebnis zu einer Anfrage zum VHS-Deutschkurs. Ohnemus würde dann den Kontakt zwischen den beiden herstellen.

Für Sachspenden erklärte Ohnemus, dass nichts mehr angenommen werden könne, da alle Lager voll seien. Hundt von der Diakonie verwies auf eine Online-Plattform, wo Möbel, Spielsachen oder andere Spenden eingestellt werden können und lud sie zur Veranstaltung "Integration durch Gemeinschaft" am 28. Oktober in Hornberg ein. Ohnemus betonte, dass sie zu bestimmten Fragen an den Ansprechpartner beim Landratsamt vermittelt. "Mehr können wir im Moment nicht machen", kam sie abschließend auf die geringe Flüchtlingszahlen in Wolfach zurück, "doch dass kann jetzt ganz schnell gehen."