Nicht nur am Klavier machte Julian Rombach eine gute Figur. Foto: Dorn

Julian Rombach begeistert im Blauen Salon / Besonders gekonnte Reinhard-Mey-Interpretationen

Gesanglich, instrumental und dramaturgisch auf hohem Niveau: Mit Julian Rombach hat sich im Wolfacher Blauen Salon ein junger Mann präsentiert, der sein Handwerk in höchstem Maße beherrscht.

Wolfach . "Ankunft Freitag 13.", besser als mit diesem Reinhard-Mey-Lied konnte man den Abend in Wolfach an eben einem solchen Freitag den 13. nicht eröffnen. "Heute hier, morgen dort", auch die Hymne aus der Feder von Hannes Wader fand ihr dankbares Publikum.

Mit der Auswahl der gut 50 Jahre alten Lieder nahm der 32-jährige Musikant das Publikum mit in die Zeit der guten alten BRD und der Blumenkinder. "If you’re going to San Francisco" (Rombach studierte ein Jahr an der California State University), "Imagine" (er bekam dort die Anfänge der Obama-Administration mit), "Blowin’ in the wind" (das Mundharmonika-Spielen brachte sich Rombach auf den Autofahrten zur Musikhochschule in Trossingen bei), geschickt wob Rombach Stationen seiner musikalischen Ausbildung in das Programm ein.

Die drei Hippie-Hymnen am Stück dienten dem Barden zudem als Steilvorlage für die Aussage, es sei gerade jetzt wieder an der Zeit, sich lautstark für den Frieden und die Demokratie einzusetzen. Gesagt, gesungen und ein vielstimmiger Chor stimmte mit in das Volkslied "Die Gedanken sind frei" ein. Als gebürtiger Kaiserstühler war Rombachs Lieblingsstrophe natürlich die mit dem "Glas Wein und meinem Mädchen dabei" – vielleicht benötigte er diese aber auch als Überleitung. Diesmal zu Liebesbekundungen an zwei Frauen, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Zunächst "Michelle (my belle)", besungen von Paul McCartney. Ungleich spröder kam die Frau daher, die Reinhard Mey Patin für seine "Annabelle" gestanden haben könnte. R Rombach hatte mit den langen Satzkonstruktionen seine liebe Mühe. Wem die Annabelle zu ironisch war, der bekam zur Pause mit Herbert Grönemeyers "Halt mich" die richtige Portion aufrichtiger Liebe serviert. Dabei konzentrierte sich Rombach auf sein virtuoses Klavierspiel.

"Bye-bye love": Spezielles Repertoire bei Scheidungen

"Tauben vergiften im Park" – gleich mit dem ersten Stück nach der Pause zeigte Julian Rombach seine komödiantischen Qualitäten. Der Verve übertrug sich auf das Publikum, das sich beim "Boxer" von Simon & Garfunkel gerne zum Mitmachen animieren ließ. Wem das gefallen habe, dem trug sich der Musikant an, auf Familienfesten zu spielen, speziell für Scheidungen habe er extra den Titel "Bye-bye love" in sein Repertoire aufgenommen.

Im Finale spielte Rombach seine Qualitäten in der Reinhard-Mey-Interpretation perfekt aus. Das Prädikat "bester Reinhard-Mey-Interpret" fehlt noch in seiner Vita, sei ihm für diesen Abend aber gerne verliehen. Außerdem vergaß er auch nicht seinen sich selbst auferlegten Auftrag, den Wolfachern Lieder für alle Lebenslagen liefern zu wollen. "Alle guten Dinge sind drei" und "Mein Apfelbäumchen" kreisten um den lieben Nachwuchs, "Wie vor Jahr und Tag" um alte und erneuerte Liebesversprechen und für die Männer im Publikum gab es auf den Nachhauseweg mit "Ich bin" die amüsante Aufzählung aller Jobs, für welche die Männer in der Familie zum Spezialisten auserkoren sind.

Für die Zugabe hatte Rombach den Song gewählt, mit dem auch der große Reinhard Mey seine Konzerte zu beenden pflegt. "Gute Nacht Freunde, gute Nacht Wolfach" sorgte für vielfache Gänsehaut und beschloss ein tolles Solo-Konzert, das die Besucher sicher in sehr guter Erinnerung behalten werden.