Solch süße Gesellen, pittoreske Spielzeugläden und Eisenbahnen, Räder und Rösser aus Holz zeigt die Spielzeugausstellung im Wolfacher Schloss. Foto: Kultur im Schloss

Am Anfang war das Blechspielzeug: "Kultur im Schloss" zeigt in Wolfach besondere Weihnachtsausstellung.

Wolfach - Der Verein "Kultur im Schloss Wolfach" zeigt vom ersten Advent bis Ende Februar 2016 im Museum im Fürstenberger Schloss in Wolfach die Sonderausstellung "Spielzeug von anno dazumal". Die Schätze des Karlsruher Sammlers Horst Keller zeigen gemäß dem Motto "Was früher unterm Christbaum lag".

Ob Eisenbahnen, Puppenstuben, Figuren zum Aufziehen, Bilderbücher, Brettspiele, Dampfmaschinen oder das Kasperletheater – es sind keine teuren Einzelstücke, sondern die Ausstellung zeigt benutztes, oft einfaches Spielzeug aus den vergangenen Jahrzehnten.

"Ihren weihnachtlichen Zauber entfalten und bei den Besuchern längst vergessene Gefühle wecken", das soll laut dem Vorsitzenden von "Kultur im Schloss", Christian Oberfell, die Schau im Wolfacher Schloss mit ihrer ungeheuren Fülle an Exponaten.

"Kultur im Schloss" betreibt im Auftrag der Stadt Wolfach das Museum im Fürstenberger Schloss, in dem das frühere Heimatmuseum und das kleine Flößermuseum beheimatet sind. Die früheren Museumsräume wurden in den Jahren 2008 bis 2013 aufwendig saniert und umgebaut.

Nachdem der Verein im vergangenen Winter das Museum völlig auf den Kopf gestellt hat, um der einheimischen Freien Narrenzunft zum Jubiläum "200 Jahre Festspieltradition" mit einer großen Fasnetsausstellung die Ehre zu erweisen, findet nun mit der großen Spielzeugschau erstmals eine Ausstellung mit überregionalem Charakter statt.

Schon als Kind holt Keller Historisches vom Müll

Horst Keller aus Karlsruhe ist graduierter Bauingenieur, pensionierter Grund- und Hauptschullehrer und lebt nach dem Tod seiner Frau Eve vor sieben Jahren mit den Schätzen im elterlichen Haus in der Karlsruher Nordweststadt. Dort hatte der heute 67-Jährige auch sein erstes Sammlererlebnis: Anfang der 50er-Jahre im letzten Jahrhundert hielt die Technik nach und nach Einzug ins Haus. Großeltern und Eltern wollten sich von zwei Bügeleisen trennen, die noch mit Kohle erhitzt wurden, zugunsten eines elektrischen Bügeleisens. Heimlich holte der junge Horst Keller die zwei Eisen vom Müll und versteckte sie. Damals sammelte er Bierdeckel, Streichholzschachteln, Schmetterlinge.

Haus voll bis unters Dach mit Spielzeug von einst

Aber erst, als er mit seiner späteren Frau beim Nachmittagstee saß und beide über altes Blechspielzeug sprachen, begann seine Leidenschaft, die ihn auf die Flohmärkte in Karlsruhe und Umgebung bis in die Pfalz und auf Streifzüge bei Sperrmüllaktionen regelrecht trieb. Viele andere Schätze und schließlich auch das besprochene Blechspielzeug ergatterten die beiden.

"Ich habe sie nicht gefunden, sie haben mich gefunden", meint er über seine Schätze. Er hat nie Gegenstände gesammelt, weil sie einen besonderen Wert hatten, auch nie fachspezifisch, "aber ich hatte ein Auge für Kleinigkeiten, für Selbstgebautes", sagt er. Wie viele Raritäten Horst Keller im Laufe der Jahrzehnte gesammelt hat, weiß er gar nicht. Es können vielleicht ein paar Tausend sein, schätzt er. Sein Haus ist jedenfalls voll davon bis unters Dach. Zu seiner Sammlung gehören ganz alte Exponate aus dem 19. Jahrhundert, viele stammen aus der Wende ins 20. Jahrhundert und in den Jahren vor den beiden Weltkriegen. Ein Großteil aber stammt aus den 50er-Jahren. Mit den 60er-Jahren hört die Sammlung auf.

Um den weihnachtlichen Charakter zu unterstreichen, wird der Verein die Ausstellung mit unterschiedlich dekorierten Christbäumen ergänzen. Auch für Kinder soll es Attraktionen geben. An den Adventssonntagen locken außerdem zusätzliche Nachmittagsveranstaltungen. Die Ausstellungsmacher hoffen, dass sich die Besucher an die glückseligen Gefühle erinnern, die sie als Kinder empfanden, wenn sie in der Weihnachtsstube endlich die Geschenke auspacken durften.

Weitere Informationen: www.kultur-im-schloss.org