Während im Wald kaum noch Kulturen gepflanzt werden, sondern per Naturverjüngung Bäume wachsen, geht auf den freien Flächen der Trend in Richtung geplanter Aufforstung. Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Wald werden kaum noch Kulturen gepflanzt. Bäume wachsen per Naturverjüngung Bäume wachsen.

Wolfach - Im Technischen Ausschuss der Stadt Wolfach (TA) sind bereits zum wiederholten Mal Aufforstungsanträge kritisch diskutiert worden. Die Gremiumsmitglieder mussten mangels rechtlicher Möglichkeiten den Anträgen ihr "Einvernehmen erteilen".

"Man muss eben Geld in die Hand nehmen und die Leute bezahlen, dass sie die Landschaft offen halten", so lautete das Fazit von Carsten Boser (Grüne) zum ersten Aufforstungsantrag, dem die TA-Mitglieder am Mittwoch ihr Einvernehmen zu erteilen hatten. Konkret ging es um den Antrag eines Kirnbachers, eine Fläche von 0,09 Hektar mit Ahorn, Esche, Buche beziehungsweise Douglasie aufzuforsten. Ein gemeinsamer Ortstermin mit dem Landratsamt Ortenaukreis hatte zuvor ergeben, dass die Aufforstung im beantragten Umfang genehmigt werden wird.

"Es befinden sich keine Biotope auf der Fläche, noch ist das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigt, noch die Sicherheit von Gebäuden nachhaltig gefährdet oder die Ertragsfähigkeit benachbarter Grundstücke erheblich gemindert", so die Erkenntnis des Amts in puncto Landwirtschafts- und Landeskulturgesetz für beide Anträge. Und so erteilten die TA-Mitglieder bei zwei Enthaltungen ihr Einvernehmen dem ersten.

"Der gleiche Sachverhalt, nur eine Nummer größer", kündigte Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert dann den zweiten Aufforstungsantrag an. Ebenfalls auf der Gemarkung Kirnbach, nur weiter talaufwärts möchte ein Hofeigentümer eine Fläche von 2,76 Hektar mit Mischwald aufforsten. Zum Vergleich: Ein Fußballfeld hat 0,5 Hektar und auf der Gemarkung Wolfach sind von insgesamt 6799 Hektar Fläche 5302 Hektar bewaldet. Das entspricht einem Waldanteil von 78 Prozent, Tendenz steigend.

Deshalb bezeichnete Rechnungsamtsleiter Thomas Göpferich, der den Antrag vorstellte, diesen auch als "nicht eine, sondern mehrere Nummern größer". Es sei ein "Riesen-Fetzen", der da aufgeforstet werden soll. Bei dem vorgesehenen Grund handelt es sich um eine Wiese, die zwischen zwei Waldstücken liegt und an deren Rand ein Wohnanwesen steht. Die Gemeinde habe rechtlich keine Möglichkeiten, dies zu verhindern. Lediglich zu besagtem Wohnhaus und zu einer nahen Quelle müsse der Mindestabstand von 30 Metern eingehalten werden.

"Nur im Einvernehmen mit dem Eigentümer ließe sich die Aufforstung ausschließen", betonte Göpferich und verwies auf die Mindestflurkartierung. Zwar hätte die Stadt Wolfach noch keine beschlossene Satzung dazu, aber in einer "Voruntersuchung" zu dieser sei die beantragte Fläche zur dauerhaften Offenhaltung vorgesehen, dies sei allerdings nicht rechtlich bindend. "Der Eigentümer hat da natürlich das letzte Wort", meinte Göpferich und verwies darauf, dass die Fläche gut befahrbar sei, der Eigentümer aber nicht von seinem Aufforstungswunsch Abstand nehmen wolle.

"Leider ist dort kein Molch oder Juchtenkäfer gefunden worden", leitete Ernst Lange (Freie Wähler) die Diskussion ein. Die Gremiums- und Verwaltungsvertreter sollten in den Nordschwarzwald fahren und sich Möglichkeiten anschauen, wie dort die Aufforstung verhindert werde. Auf der Wolfacher Gemarkung seien zu viele solcher noch freier "Zinken". Als er bei der Stadt angefangen habe, sei noch ein landwirtschaftliches Unternehmen angegliedert gewesen. Eine solche Stelle könnte sich um die Offenhaltung kümmern. Die Beweidungskonzepte beispielsweise am Schlößle seien nicht tragfähig.

"Nicht die Landwirte strafen", dazu mahnte Bruno Heil (SPD). Forstwirtschaft sei rentabel. Die Offenhaltung der Landschaft sei ein Problem, dem man sich als Kommune und auch als Schwarzwald stellen müsse. Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert pflichtete dem voll bei und verwies auf die Landschaftserhaltungsverbände. Bei zwei Enthaltungen wurde zähneknirschend das zweite Einvernehmen erteilt.