Sind "Metropolis" gewachsen: das Karlsruher Ensemble Sorpresa aus Felix Treiber (von links), Olga Zheltikova, Pia Maisch und Jochen Weidner. Foto: Schrader Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Karlsruher Ensemble Sorpresa brilliert bei der Vertonung des Stummfilms "Metropolis"

Mit übertriebener Süßlichkeit sind die Liebesszenen in "Metropolis" inszeniert. Das Quartett Sorpresa interpretiert den Stummfilm-Klassiker im Rathaussaal dennoch gekonnt.

Wolfach . Abermals präsentierte Oliver Schell bei den "Konzerten im Blauen Salon" im Rathaussaal Wolfach eine besondere Kostbarkeit: Das Karlsruher Ensemble Sorpresa begleitete am Sonntagabend live den Stummfilm "Metropolis" (1927) von Fritz Lang mit der Filmmusik von Gottfried Huppertz (1887-1937).

Das Quartett aus Felix Treiber (Violine und Arrangeur), Jochen Weidner (Klarinette), Pia Maisch (Cello) und Olga Zheltikova (Klavier) vollbrachte eine bewundernswerte Leistung, galt es doch, diese komplexe Musik auf die Sekunde genau über zweieinhalb Stunden hinweg mit dem Film zu synchronisieren.

Nur gelegentlich gab es, vom Komponisten dramaturgisch klug eingesetzt, kurze Pausen, in denen gerade die Stille die Handlung, von den Schauspielern in expressionistischer Überzeichnung mit großen Gesten vorangetrieben, besonders zur Geltung gebracht wurde.

Am überzeugendsten klang diese Musik, die mit ihrer oft schroffen Ästhetik spürbar die atemlose Wildheit der 1920er-Jahre in sich trägt, wenn sie, ganz dem futuristischen Zeitgeschmack entsprechend, zum Beispiel bei Langs Collagentechnik von der Darstellung der Maschinenwelt oder dem exzessiven Nachtleben in der Yoshiwara-Bar, mit maschinenhaften Repetitionen und perkussiven Elementen kongenial eine akustische Ebene hinzufügt, und mit ihr zur Einheit verschmilzt.

Von besonderem Reiz sind auch die prägnant eingesetzten Themen, die einzelne Handlungsebenen und Personen charakterisieren. So ist im Verlauf des Films immer wieder ein pulsierender Marschrhythmus zu hören, der sich schließlich zu einer Parodie der Marseillaise verdichtet, wenn die Arbeiter revoltieren.

Mit übertriebener Süßlichkeit überzog der Komponist Huppertz die von Lang am Rande des Kitsches inszenierten Schmacht- und Liebesszenen.

Insbesondere, wenn der Hauptdarsteller Gustav Fröhlich alias Freder Fredersen, der naive Sohn des allmächtigen Konzernbesitzers, mit Knickerbockerhosen durch die Szenerie stolpert und an jeder Ecke, zum Beispiel gegenüber den Arbeitern, den von Wassermassen bedrohten Kindern und seiner geliebten Maria, Herz beweist. Auch diesem opulenten Klangschmelz, an dem vor allem die Klarinette regen Anteil hatte, zeigte sich das Ensemble dem Stoff gewachsen.

Das Publikum im gut gefüllten Rathaussaal saß still in dieser überwältigenden Filmvorführung. Nur mit dem Applaus geizten die Besucher am Schluss. Das absolut perfekte Spiel der Musiker hätte durchaus größere Begeisterung verdient gehabt.