Teilnehmer erkunden bei Wolfacher Mountainbike-Tagen ein wahres Eldorado / Volontär des Schwarzwälder-Boten fährt mit

Der Waldweg ist nur schulterbreit, links geht es die Böschung hinauf, rechts steil bergab. Jetzt bloß keine Wurzel falsch erwischen, denke ich. "Das verzeihen die nicht", habe ich Tourguide Markus noch im Ohr. Ich verlagere das Gewicht nach hinten, dann hüpft das Vorderrad spielend über die Hindernisse auf dem Weg. Dann lehne ich mich ein wenig nach vorne, damit auch der hintere Reifen nachkommt. Sobald die Hindernisse geschafft sind, geht es in der Gruppe mit reichlich Schwung auf dem "Trail" in Richtung Tal.

Bei den Wolfacher Mountainbike-Tagen konnten Radbegeisterte auf kostenlosen Touren das Wolftal erkunden und dabei steile Anstiege meistern, über schmale Brücken balancieren und geschmeidig über Waldwege fahren – und dazu den ein oder anderen Kniff von den Tourguides lernen, die schon seit Jahrzehnten im Sattel sitzen.

Von den vielen Touren, die an diesem Wochenende angeboten werden, entscheide ich mich für eine leichte unter den mittelschweren. Man muss ja nicht gleich übertreiben. Trotzdem haben wir rund 30 Kilometer und mehr als 500 Höhenmeter in rund drei Stunden zu bewältigen. Am Wolfacher Bahnhof finden sich gegen halb zwei rund 60 Biker ein, die zum Teil das Neuste vom Neusten unterm Hintern haben: Ihre Boliden sind vorne und hinten gefedert, die Reifen so groß und breit wie möglich, dazu hydraulisch verstellbare Sattelstützen. Ein nicht ganz billiger Spaß, doch wer sich so richtig die Waldwege hinunterstürzen möchte, der spart nicht an Qualität. Dennoch bemerke ich den ein oder anderen mitleidigen Blick meiner Mitfahrer. Mein Rad ist nur vorne gefedert, hat deutlich schmalere Reifen und ansonsten keinerlei Schnickschnack. Für die Tour wird es aber reichen müssen.

Knifflige Stellen fordern die Mountainbiker

Ich schließe mich einer Gruppe von elf Teilnehmern an, die von Markus Müller und Robert Lüttschwager angeführt wird. Zum Einfahren geht es noch gemütlich durch das Mitteltal, hinter der Burgruine Schlössle in Oberwolfach wird es dann zum ersten Mal knifflig: "Wir fahren jetzt in den Wald. Da kommt dann eine schmale Brücke, über die wir fahren müssen. Wer es sich zutraut, kann’s gerne probieren. Die anderen können auch absteigen." Absteigen. Gleich am Anfang. Das wär’s ja noch.

Schon auf dem Waldweg ist es glitschig, der ein oder andere verliert den Halt und steigt ab. Mit etwas Hilfestellung meistern dann aber fast alle die Brücke als erste knifflige Stelle. Auf breiten Wegen geht es tiefer in den Wald. Die langen Steigungen bringen mich und meine Mitfahrer zum ächzen. "Nur keine Müdigkeit vorschützen", sagt der älteste Teilnehmer, der erst kürzlich in Rente gegangen ist und nun etwas mehr Zeit für solche Touren hat, wie er sagt. Silas, mit nur elf Jahren der jüngste Teilnehmer, nimmt die Anstiege hingegen wie der geölte Blitz und bekommt dafür viel Anerkennung von den Mitfahrern.

Die knackigen Anstiege münden immer wieder in kleinen Plateaus, auf denen kurz gerastet und etwas gefachsimpelt wird: Welcher Tacho zeigt die Höhenmeter am zuverlässigsten an? Welcher Reifendruck ist optimal fürs Gelände? Und wie fettet man seine Kette am besten? Die Tourenguides Markus und Robert haben zu jedem Thema einen Tipp auf Lager und helfen gerne weiter. Markus erzählt mir während der Fahrt, dass er bereits seit den frühen Neunzigern unterwegs ist, sein erstes Bike noch selbst aus Österreich geholt hat und damit als einer der ersten durchs Wolftal geheizt ist. Später hat er an Motocross-Wettbewerben teilgenommen und kann auch jetzt nicht von dem Kick lassen, den ihm das Biken bringt.

Nach einigem Auf und Ab versuchen sich die Teilnehmer an einer weiteren schwierige Stelle: Rechts gehts es vom Weg einen steilen Hang hinunter, an dessen Ende eine enge Linkskurve genaues Einlenken erfordert. Da ich vorher großspurig angekündigt hatte "natürlich auch Trails fahren" zu wollen, muss ich da jetzt durch. Scheinbar stehen die Chancen, es mit meinem eigenen Rad unbeschadet zu überstehen, nicht sehr gut, weshalb mir Robert sein vollgefedertes Bike leiht. Man sitzt wie auf einem gemütlichen Bürostuhl, den man mit dem breiten Lenker präzise steuern kann. Dennoch fährt das Rad nicht von alleine, schon gar nicht um die enge und mit Wurzeln gespickte Kurve. Beim ersten Versuch bremse ich noch vor der Kurve ab. Ich hätte sie weiter außen anfahren müssen. Mich packt der Ehrgeiz. Das muss doch zu schaffen sein. Ich nehme den Hang ein zweites Mal, diesmal springe ich in der Kurve ab. "Das ist mir echt zu heikel", schnaufe ich. "Kein Problem", sagt Robert und grinst, "dafür musste ich auch etwas üben."

Auf einem einfacheren Trail wird dann klar, was die Jungs eigentlich drauf haben: Während unser eins im Lauftempo über die Wurzeln hoppelt, gibt Markus zu Protokoll, wie er solche Wege nimmt: "Normalerweise fahre ich die mit vierzig Sachen." Ob er denn überhaupt nicht bremsen würde, frage ich ihn. "Naja schon. Aber es macht eben Fun, schnell zu fahren und zu springen."

Zum Abschluss der Tour geht es aus dem Wald über die Wiese am Vorstadtberg zurück nach Wolfach. Die Gruppe hat eine schöne Tour hinter sich und bedankt sich bei Robert und Markus für die schöne Ausfahrt. Die meisten Teilnehmer wollen im nächsten Jahr wiederkommen. Das plane auch ich. Dann aber mit dicken Reifen und ordentlicher Federung. Florian Forth