Stuttgart - Die Vision von einem frei empfangbaren Internet in der Stadt für jedermann bekommt so langsam Konturen. Im Oktober des vergangenen Jahres trat die Stuttgarter Wirtschaftsförderin Ines Aufrecht mit einem entsprechenden Plan an die Öffentlichkeit. „Hier geht es um die Zukunftsfähigkeit der Stadt. Diesem Trend entsprechend sollte eine moderne Stadt kostenloses WLAN im gesamten Stadtgebiet zur Verfügung stellen“, sagte sie damals.

Nun nach dreimonatiger Recherche und vielen Gesprächen – sogar mit dem Chaos-Computer-Club – ist Aufrecht ein gutes Stück weiter gekommen. Außerdem hat sie in Armin Dellnitz, dem Chef der Stuttgart- Marketing GmbH, Unterstützung gefunden. Beide arbeiten jetzt Hand in Hand, um die Idee von einem kostenlosen WLAN-Netz in der City umzusetzen. „Derzeit prüfen wir drei Varianten nach deren Umsetzbarkeit, Kosten und ihrer rechtlichen Situation“, sagt Aufrecht.

Die Privatanbieter-Variante

Die Privatanbieter-Variante: Die Stadtmöblierung JC Decaux könnte als privater Anbieter den Auftrag von der Stadt übernehmen, für den Internetempfang zu sorgen. Die Firma ist seit 1993 Partner der Landeshauptstadt und hofft auf eine Verlängerung des in zwei Jahren auslaufenden Vertrags. JC Decaux betreibt Außenwerbungsflächen durch Fahrgastunterstände, frei stehende Stadtinformationsanlagen oder beleuchtete Säulen mit Toiletten. Über diese Anlagen, die allesamt elektrifiziert sind, könnte in der City flächendeckend das Funksignal für den Internetempfang gesendet werden. In dieser Woche wollen sich Dellnitz und Aufrecht mit der Stadtmöblierung zu einem Gespräch treffen.

„Der Vorteil der Variante über einen privaten Anbieter liegt darin, dass damit auch die Haftungsfragen an diesen Partner übergehen“, sagt Aufrecht, „aus diesem Grund tendierte auch Freiburg zu so einer Lösung.“ Die Rede ist von der sogenannten Störerhaftung, also der Frage, inwieweit der Anschlussinhaber eines Internetzugangs dafür haften muss, wenn Dritte über dessen Anschluss eine Rechtsverletzung begehen. Diese juristischen Frage ist bisher noch nicht höchstrichterlich geklärt.

Die Gastro- und Handel-Variante

Die Gastro- und Handel-Variante: „Ich könnte mir auch vorstellen, die Hotels, Restaurants, Kneipen und Einzelhändler mit ins Boot zu bekommen“, sagt Ines Aufrecht. Ihr Plan sieht so aus: Die Gewerbetreibenden stellen kostenlos ihr Signal zur Verfügung, und die Stadt würde diese Punkte über eine WLAN-Stadtkarte publizieren. „Das wäre ein Imagegewinn für die Stadt, aber auch für die teilnehmenden Anbieter“, sagt Ines Aufrecht. Dabei denkt sie beispielsweise an die Buchhandlung Hugendubel auf der Königstraße. „Wenn sich herumspricht, dass man in oder vor einem Buchladen kostenlos mit seinem Smartphone surfen kann, ist das doch ein Mehrwert für so ein Geschäft“, sagt die Wirtschaftsförderin.

Die Light-Variante

Die Light-Variante: „Es wäre auch möglich, dass die Stadt über wenige und ausgewählte Hotspots als Anbieter auftritt. Zum Beispiel im I-Punkt auf der Königstraße oder am Schlossplatz. „Doch diese Lösung birgt viele Probleme“, sagt Aufrecht und beginnt aufzuzählen: „Die Kosten gingen wohl in die Millionen, der Empfang wäre nicht flächendeckend und die Umsetzung würde mehr Zeit in Anspruch nehmen.“ Hinzu kommt, dass die beschriebene Störerhaftung bei der Stadt läge.

Auf welche Variante es am Ende hinausläuft, kann Ines Aufrecht noch nicht sagen. „Der ganze Abwägungsprozess dauert länger, als ich anfangs gedacht habe. Ich rechne aber damit, dass wir in einem halben Jahr klarer sehen“, sagt sie, „aber wenn wir uns erst einmal für ein Modell entschieden haben, könnte es in der City ganz schnell funken.“