Benjamin Lang ist Wirtschaftsmathematiker bei einem Pharmaunternehmen und beschäftigt sich hauptsächlich mit Statistik. Foto: Ilg

Mathematik, Wirtschaftswissenschaften und Informatik in einem Studiengang. Die Ausbildung ist breit angelegt und die Jobaussichten gut.

Bevor ein neues Medikament auf den Markt gebracht werden darf, muss seine Sicherheit und Wirksamkeit in Studien nachgewiesen sein. Es soll schließlich helfen. Und darf nicht schaden, beispielsweise bei gleichzeitiger Einnahme eines anderen Arzneimittels. Benjamin Lang, 28, arbeitet bei Boehringer Ingelheim in Biberach an solchen Studien. Zunächst schlucken etwa 15 Probanden das Testmedikament, nach wenigen Tagen wird ihnen Blut zur Analyse abgenommen. Wieder einige Zeit später nehmen sie das Mittel nochmals ein, zudem die schon am Markt verfügbaren Pillen.

Anschließend erfolgt erneut eine Blutanalyse. 'Aus beiden Blutproben lassen sich Parameter ableiten, die Wechselwirkungen zeigen, sofern es sie gibt', sagt Lang. Die Daten der Blutplasma-Konzentrationen werden mit einem statistischen Modell verglichen. Lang hat die Struktur dafür vorgegeben, Kollegen haben die Anwendung nach seinen Vorgaben programmiert. 'Ich plane solche Untersuchungen, werte Daten aus und interpretiere die Ergebnisse', sagt Lang. Er ist einer von etwa 20 Wirtschaftsmathematikern seines Arbeitgebers am Standort Biberach. Lang hat an der Universität Ulm studiert. Dort gibt es den Studiengang seit 1977. 'Wir waren die Ersten in Deutschland', sagt Fachstudienberater Dr. Gerhard Baur.

Etwa 200 Studenten jährlich steigen in das Studium ein

Etwa 200 Studenten jährlich steigen in das Studium ein, die Hälfte bringt es zu Ende. 'Viele lassen sich blenden von dem Wort Wirtschaft. Die umfasst bei uns Statistik, Informatik, Finanzmathematik und Grundlagen in BWL und VWL.' Die andere Hälfte des Studiums ist reine Mathematik. Lang hat 2010 sein Studium abgeschlossen, damals noch mit Diplom. Jetzt gibt es Bachelor- und Masterabschlüsse. Ungefähr zwei Drittel der Ulmer Bachelorabsolventen hängen direkt einen Master an. 'Wirtschaftsmathematik ist ein integrierter Studiengang, der auf Breite in der Ausbildung setzt', sagt Baur.

In Ulm setzt sich die aus den Fächern Mathematik, Informatik, Statistik, Operations Research und Wirtschaftswissenschaften zusammen, mit Schwerpunkt Mathematik. An anderen Universitäten sind es die Wirtschaftswissenschaften. Etwa 30 Hochschulen in Deutschland bieten den Studiengang an, und der Ort der Ausbildung bestimmt auch jeweils die Intensität der Mathematik. 'Wer das Studium schafft, hat glänzende Berufsaussichten', so Baur. Die meisten Absolventen arbeiten in Banken, Versicherungen, Bausparkassen, und viele hängen später eine Zusatzausbildung als Aktuar an.

Andere arbeiten in der Industrie oder der Pharmazie, wie Lang, was eine durchaus typische Branche für Wirtschaftsmathematiker ist. Lang kam durch sein Interesse an Mathematik und durch Freunde zu seinem Beruf und Job bei Boehringer Ingelheim. Einer studierte das Fach und berichtete von den Inhalten, andere absolvierten ihre Praktika in dem Pharmaunternehmen oder arbeiteten dort bereits als Wirtschaftsmathematiker. 'Was sie mir von ihrer Arbeit erzählten, fand ich spannend.' Im Februar 2011 hat er als Statistiker in der Firma angefangen. Statistik und Operations Research waren seine Schwerpunktfächer im Studium. 'Für meinen Job brauche ich tiefes mathematisches Wissen.

Ich muss sehr genau arbeiten und brauche Team-, Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten.' Das deshalb, weil die Statistik bei klinischen Forschungen im Mittelpunkt steht und alle Beteiligten verbindet. 'Wir bekommen Informationen, verarbeiten sie und geben sie weiter.' Lang hat sich zum Ziel gesetzt, sein statistisches Methodenwissen in nächster Zeit weiter zu vertiefen.