Die Eisglätte machte sogar den Räumfahrzeugen zu schaffen: In Lauterbach geriet ein Streufahrzeug ins Schleudern . Foto: Kupke

Autobahnen müssen gesperrt werden. Nahverkehr kapituliert. Unfälle verlaufen fast immer glimpflich.

Region - Wer am Sonntag im Südwesten Deutschlands etwas vorhatte, musste oft umplanen und blieb lieber zu Hause. Zentimeterdickes Blitzeis hat Autofahrer und Fußgänger kalt erwischt.

Zahlreiche Straßen waren nach dem leichtem Regen in der Nacht mit einer zentimeterdicken Eisschicht überzogen und machten das normale Laufen unmöglich: Kinder zogen zum Brötchenholen ihre Schlittschuhe an, Fußgänger hangelten sich an Hauswänden entlang oder nutzten Stöcke, um nicht zu stürzen.

Viele, die sich nach draußen wagten, hatten gegen die Glätte keine Chance: Die Polizei zählte Hunderte Unfälle, in den Krankenhäusern bildeten sich Schlangen verletzter Fußgänger. »Wir haben lange Wartezeiten«, sagte ein Arzt in der Notaufnahme des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses. Auch in Albstadt und Balingen im Zollernalbkreis waren die Ambulanzen überfüllt. In Balingen gab es Wartenzeiten von mehr als drei Stunden.

Aber auch diejenigen, die ihr Auto erreichten, mussten sich in Geduld üben: Mehrere Autobahnen im Südwesten wurden gesperrt, damit die Streudienste durchkamen. Größere Lastwagen erhielten Fahrverbot. Immerhin – die Unfälle im Land verliefen fast immer glimpflich. »Es gab bisher keine Schwerverletzten oder Tote«, sagte ein Sprecher des Lagezentrums im baden-württembergischen Innenministerium. Für die Verkehrsexperten war es ein Glück, dass das Blitzeis an einem verkehrsarmen Sonntag die Mobilität im Land beeinträchtigte. Im Berufsverkehr hätte das Blitzeis wohl schlimmere Folgen gehabt.

Unter dem Wetter litten auch Bahn- und Flugreisende. In Stuttgart waren Flüge verspätet oder mussten annulliert werden.

Auch der öffentliche Nahverkehr kapitulierte zeitweise in einigen Regionen. Busse fuhren nicht; Stadt- und Straßenbahnen waren zum Teil deutlich verspätet. Allenorts waren die Räumdienste und Feuerwehrleute im Einsatz. Im Landkreis Rottweil machte die Eisglätte sogar den Räumfahrzeugen zu schaffen. In Oberndorf, wo sich mehrere Glätteunfälle ereignete hatten, prallte ein Räumfahrzeug in ein Unfallauto.

In Geislingen-Erlaheim musste am Sonntag um 2 Uhr die Feuerwehr ausrücken, weil ein vollbesetzter Fastnachts-Bus mit Hästrägern von der eisglatten Fahrbahn abgekommen war und das Vordach eines Gebäudes gestreift hatte. Der Bus musste gesichert werden, verletzt wurde niemand, es entstand nur ein geringer Sachschaden. Im Schwarzwald-Baar-Kreis gab es ebenfalls mehrere Unfälle auf spiegelglatter Straßen – laut Polizei meist nur mit leichtem Sachschaden. Auch rund um St. Georgen, Königsfeld, Furtwangen und Raumschaft Triberg kam es zu zahlreichen Blechschäden.

In Lahr überschlugen sich bei zwei Unfällen Autos, wobei niemand ernsthaft verletzt wurde. Allerdings gestalteten sich die Bergungsarbeiten für die Abschleppdienste schwierig, da sie selbst mit den Straßenverhältnissen zu kämpfen hatten. Außerdem entstand in Offenburg bei Unfällen Schaden in Höhe von mehreren Tausend Euro.

Im Schwarzwald wurden mehrere abschüssige Strecken nach Unfällen gesperrt. Im Landkreis Tuttlingen stellten viele Taxi-Unternehmen und Busse den Dienst ein. Auch Abschleppdienste konnten nicht mehr arbeiten. Vier Streufahrzeuge waren dort in Unfälle verwickelt. Im Enzkreis kam ein Streufahrzeug von der Straße ab und kippte um. Dort wurden bei 55 Unfällen vier Menschen leicht verletzt. Blitzeis sorgte auch bei der Polizei, den Rettungskräften und den Streudiensten im Landkreis Freudenstadt für einen Dauereinsatz. Prekär war die Situation für eine Narrengruppe, deren Bus gegen 6.45 Uhr am Rauhen Stich in Horb (Kreis Freudenstadt) einen Hang hinabzurutschen drohte. Die Feuerwehr sicherte den Bus mit einem Seil an einem Baum, während die Straßenmeisterei so lange streute, bis der Bus wieder fahren konnte.