Rechtzeitig in guter Form: der Baiersbronner Manuel Faißt. Foto: Hildenbrand

Nordische Kombination: Baiersbronner freut sich am Freitag auf seinen ersten WM-Einsatz in Lahti.

Aufgeregt oder nervös zu sein, das ist nicht seine Sache. Aber ein bisschen erleichtert klingt es schon, wenn Manuel Faißt sagt: "Ich bin froh, dass es bei meiner dritten WM endlich klappt."

Beim letzten Training zum Wettkampf der Nordischen Kombination (9.30/ 12.30 Uhr/ZDF und Eurosport) bei den Titelkämpfen in Lahti hieß es "Vinzenz oder ich", wie Faißt berichtet. Eine Situation, die nicht neu ist für den Baiersbronner, schon vor zwei Jahren in Falun musste er in die Team-interne "Ausscheidung" gegen Björn Kircheisen – und zog den Kürzeren.

Aber diesmal waren die Vorzeichen andere. "Die Laufleistungen waren sehr ähnlich", erklärt der Baiersbronner, "da haben die Trainer gesagt: Der Eindruck vom Springen zählt." Und da ließ Manuel Faißt nichts anbrennen: Platz 7, Platz 3, alles klar mit dem Startplatz.

Und doch: Beides war nicht selbstverständlich in dieser Saison, die gute Laufleistung und die jetzt gute Form auf der Schanze. Denn zu Saisonbeginn war der Wurm drin beim Springen. Die Anlaufgeschwindigkeit war zu gering, es fehlten die Meter, Faißt musste mit großem Rückstand in die Loipe. Eine Situation zum Verzweifeln. Eigentlich.

Denn der 24-Jährige zieht aus allem auch noch etwas Positives. "Wenn man weiter hinten ist, findet man schnell eine Gruppe, mit der man Tempo machen kann", hat er in den ersten Weltcup-Rennen zur Genüge erfahren. Und wenn man vorne steht, "dann muss man erst mal selbst schauen, dass man Tempo aufnimmt".

Also war die erste Saisonhälfte ein hervorragendes Training für die zweite Hälfte, in der es jetzt durch einige Umstellungen im Sprungschuh und bei der Aerodynamik des Anzugs auf der Schanze wieder viel weiter geht? "Mehr oder weniger", sagt Faißt und lächelt gequält, "ich hätte es aber gerne anders gehabt."

In Lahti lief es bisher bestens – ähnlich wie bei den davor liegenden Weltcups in Pyeongchang (Plätze 5 und 6), sowie Sapporo (Rang 3). Beim Training auf der Schanze ließ er bis auf den überragenden Johannes Rydzek alle Routiniers hinter sich, da kann man ja schon mal die Ziele nach oben schieben. "Also, erst mal will ich einfach genießen, dass ich dabei bin", versucht der Baiersbronner tiefzustapeln, lässt sich aber doch entlocken: "Eine Medaille wäre ein Traum, aber da müsste ganz viel zusammenpassen." Derzeit könnte man sagen: Das tut es!

Bundestrainer Hermann Weinbuch ist da ein bisschen skeptischer. "Die Bedingungen sind für den Manu im Langlauf nicht so ideal", befürchtet er. Assistent Ronny Ackermann erklärt: "Die Strecke ist ein bisschen weich, mehlig, da geht es nicht so leicht vom Fuß." Und für Faißt wäre es besser, "wenn es ein bisschen härter wäre", wie Weinbuch meint.

Dem Bundestrainer bereitet mehr Kopfzerbrechen, dass seine Topleute so eng beieinanderliegen, dass sie auf der Schanze alle direkt nacheinander dran sind. Wenn da die Bedingungen schlecht sind, sind gleich alle weg. "Und an der Ampel sitzt ein Norweger", sagt er lachend, "wenn es eng wird, müssen wir uns drauf einstellen, dass es nicht jedem gefällt, dass wir überragend sind."

Dass Manuel Faißt den Startplatz heute erhalten hat, sei kein Zeichen für die gesamte WM: "Das war eine ganz knappe Entscheidung", meint er, "für die restlichen Rennen ist alles offen." Deshalb sollte der 24-Jährige heute Fakten schaffen, an denen der Bundestrainer nicht vorbeikommt. Zum Beispiel ganz vorne rein zu laufen. "Ich erwarte, dass er gut springt und gut läuft", versuchte sich Weinbuch, der offenbar kurz vor einer Vertragsverlängerung beim DSV steht, als Spaßvogel, "aber bei ihm ist es schon sehr wichtig, dass er gute Bedingungen hat."

Das weiß auch der Baiersbronner selbst. Doch der nimmt es heute ohnehin, wie es kommt – und meint: "Ein bissel Glück ist immer dabei."