Ohne Computer ist die Büroarbeit nicht zu schaffen – auch nicht in Gemeinden. Das Finanzwesen soll umgestellt werden. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Kämmerer von der Alb warten auf Entscheidung der grün-roten Landesregierung in Sachen Doppik

Von Lorenz Hertle

Winterlingen/Bitz/Straßberg. Kommt sie oder kommt sie nicht? Gespannt warten derzeit die Kämmerer der Gemeinden, ob es bei der Einführung der "Doppik" 2016 bleibt – oder nicht. Mit dem neuen System sollten nach Meinung der alten CDU/FDP-Landesregierung die Haushalte transparenter werden.

Elemente aus der kaufmännischen Buchführung sollten im "Neuen Kommunalen Haushalts- und Rechnungswesen" flächendeckend eingeführt werden und die "Doppik", die doppelte Buchführung in Konten, die seit Jahrzehnten übliche Kameralistik ersetzen, die als unmodern angesehen wurde. Aus dem Verwaltungshaushalt mit den laufenden Ausgaben wird der Ergebnishaushalt, und aus dem Vermögenshaushalt, der die Investitionen auflistet, der Finanzhaushalt. Den Kommunen wurde der Stichtag 1. Januar 2016 verordnet.

Doch eine Überraschung bot der Koalitionsvertrag der neuen grün-roten Landesregierung: Da war die Rede von einer Wahlmöglichkeit zwischen beiden Systemen. Begründet wurde dies mit "erheblichen Problemen", die manche Kommunen bei der Umstellung hätten.

Während Stetten am kalten Markt als Pilotgemeinde längst auf Doppik umgestellt hat – mit Unterstützung der Stadtverwaltung Albstadt –, will Margot Laib, Kämmerin in Winterlingen, erst noch abwarten, was aus der Absichtserklärung im Koalitionsvertrag wird. Die technischen Vorarbeiten sieht sie als erledigt an: Winterlingen hat 2009 sein Finanzwesen vom Programm Fiwes-Classic auf SAP-Software umgestellt.

"Wir hoffen, dass uns die Wahlmöglichkeit geschenkt wird und wir bei der Kameralistik bleiben können", sagt ihre Straßberger Kollegin Jutta Seßler. Die Umstellung sei sehr personal- und finanzintensiv. Ein Problem ist für sie der Haushaltsausgleich: "Eine positive Zuführungsrate im kameralistischen Haushalt kann in Doppik einen Fehlbetrag ergeben." Bei der Tagung der Kämmerer in Winterlingen habe man sich über das neue Finanzwesen ausgetauscht. EDV-technisch ist Straßberg mit der Umstellung auf das Programm KIRP des kommunalen Zweckverbands KIRU gerüstet. Bitz will nach den Worten des Kämmerers Rolf-Dieter Koch die Doppik zum 1. Januar 2014 einführen. Doch auch er weiß nicht, was kommt: "Wir fühlen uns wie das Kaninchen vor der Schlange." Denn diese Umstellung bedinge auch, dass zuvor alle Gebäude, Straßen und öffentlichen Einrichtung wertmäßig erfasst werden. Dieser Wert gehe in die Bilanz ein. "Wie soll man eine Straße bewerten?", fragt sich nicht nur Koch. Sie interessiere die Bürger nur, wenn sie schadhaft sei. Ihm ist auch nicht klar, wie der Wertverlust, die Abschreibung, ausgeglichen werden soll. "Für Gemeinderäte ist es schwierig, das alles zu begreifen", so der Kämmerer.