In Winterlingen werden weiter Kinder musizieren. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Sieben zu sechs Stimmen: Gremium nach intensiver Diskussion geteilter Meinung / Heck spricht von Erpressung

Von Karina Eyrich

Winterlingen. Es ist der Rücktritt vom Rücktritt: Die Gemeinde Winterlingen bleibt Mitglied der Jugendmusikschule Zollernalb. Das Votum allerdings fiel denkbar knapp aus.

"Lug und Trug" sei es, so Rainer Pfersich, zu behaupten, dass Winterlingen finanziell besser dastehe als im Jahr 2012, als der Gemeinderat beschlossen hatte, die Mitgliedschaft in der Jugendmusikschule Zollernalb (JMS) zum Ende des Jahres 2014 zu kündigen – aus finanziellen Gründen. Mit Schreiben vom 13. Mai hat sich die JMS – Vorsitzende ist Bürgermeisterin Monique Adrian aus Dotternhausen, Schulleiter ist Sigurd Betschinger – darum gebeten, den Austritt zu überdenken und auf das "Schwenninger Modell" verwiesen. Es sieht vor, dass die Eltern einen Aufschlag auf das Unterrichtsentgeld in Höhe von fünf Euro pro Kurs und Monat direkt an die Gemeinde zahlen und damit deren Abmangel verringern. Dieser ist in den vergangenen Jahren sogar noch gestiegen und lag im Jahr 2013 bei 21 395 Euro – als Grund dafür nannte Bürgermeister Michael Maier den krankheitsbedingten Ausfall von Lehrkräften, die durch Honorarkräfte ersetzt werden mussten. 2014 werde sich der Abmangel auf 16 486 Euro reduzieren.

"Gewaltig geärgert" hat sich Gemeinderat Heiner Schuler über ein Schreiben Betschingers, ebenso wie sein Ratskollege Roland Heck, der gar von "Erpressung" sprach: "Mit jemandem, von dem man etwas will, geht man nicht so um", sagte Heck mit Blick auf die Ankündigung der JMS, Kooperationen zu stoppen und das Jahreskonzert in eine andere Trägergemeinde zu verlegen. Während Schuler seine "Wut nicht auf die jungen Leute", also die 61 Winterlinger Schüler der JMS, "übertragen wollte und den Antrag stellte, Mitglied der JMS zu bleiben – ohne das Schwenninger Modell zu übernehmen –, sprach Heck sich dafür aus, "zu prüfen, ob wir selbst eine Alternative stemmen können". Thomas Baumann stimmte ihm zu und wies auf die umfassende Ausbildung in den Blasmusikvereinen hin. Gitarren und Klavierunterricht könnten auch freie Musiklehrer in der Gemeinde geben. Sabine Froemel entgegnete, dass sie keine Zusatzangebote wie etwa Konzerte stemmen könnten.

Rainer Pfersich wies darauf hin, dass die Gemeinde den Musikunterricht für Familien subventioniere – allerdings nicht für sozial schwächere, da diese sich den Musikunterricht ohnehin nicht leisten könnten. Er beantragte, nur für den Fall in der JMS zu bleiben, wenn der Abmangel auf 10 000 Euro gesenkt werden könne.

Einen Widerspruch darin erkannte Roland Heck: Einen niedrigeren Abmangel zu fordern und gleichzeitig zu beklagen, dass zu wenig Kinder aus sozial schwachen Familien profitierten, passe nicht zusammen. Michael Maier freilich wies auf die Möglichkeit hin, beim Förderverein der Musikschule Unterstützung zu bekommen, und Renate Fischer-Kuhn gab zu bedenken, dass die Bildungsgutscheine für diese Zwecke kaum nachgefragt würden.

Zur Abstimmung über Rainer Pfersichs Antrag, die Kündigung um ein Jahr zu verschieben, kam es am Ende nicht mehr – Heiner Schuler hatte den weitergehenden Antrag gestellt und mit sieben zu sechs Stimmen bei Enthaltung des Bürgermeisters – seine beiden Kinder besuchen die JMS – durchgebracht: Winterlingen nimmt die Kündigung zurück, führt aber kein Schwenninger Modell ein.