Auf Bodo Erath kommt in Zusammenhang mit der Doppik viel Arbeit zu. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat stimmt der Einführung der Doppik zu / Bodo Erath zuversichtlich: "Wir stemmen das!"

Von Karina Eyrich

Winterlingen. Auf Kämmerin Margot Laib und ihren Stellvertreter Bodo Erath kommt eine ganze Menge Arbeit zu in den nächsten drei Jahren. Zuvor jedoch musste der Gemeinderat fleißig sein: Acht Punkte standen zu Abstimmung, damit der Weg frei ist für NKHR.

Was sich anhört wie die Abkürzung für einen russischen Geheimdienst, ist in Wahrheit das Kürzel für das Neue Kommunale Haushalts- und Rechnungswesen, auch "Doppik" – doppelte Buchführung in Konten – genannt. Für nicht wenige der Gemeinderäte ist das ein Buch mit sieben Siegeln, und dennoch müssen sie bis zum 1. Januar 2018 verstehen, wie NKHR funktioniert. Denn dann führt die Gemeinde Winterlingen – so hat es der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen – die Doppik ein und folgt damit einem Beschluss des Landtags von Baden-Württemberg. Die Räte fassten noch mehr Beschlüsse. Die wichtigsten: Der Gesamthaushalt wird dann in Teilhaushalte gegliedert, die Kämmerei erhält – befristet bis zum 30. September 2019 – mehr Personal, und zwar eine 0,7-Prozent-Stelle; die Gemeinde arbeitet zur Einführung der Doppik mit der Gemeinde Bitz zusammen, die dafür eine 0,3-Prozent-Stelle finanziert. Und sollte Bodo Erath seine Sache bei dem Mammut-Projekt gut machen, wird im die Amtsleitung der Kämmerei in Aussicht gestellt, sobald Margot Laib in den Ruhestand geht.

Eraths Chancen stehen bestens, wie Bürgermeister Michael Maier deutlich machte, denn er hat eine kaufmännische Ausbildung genossen und somit schon Erfahrung mit der doppelten Buchführung, wie sie auch für Bilanzen notwendig ist.

Die Vorteile und Herausforderungen der Doppik hat Erath den Gemeinderäten in ihrer Sitzung ausführlich erklärt. Der größte Stein, den er und seine Kollegen im Vorfeld bewegen müssen, ist dabei die Eröffnungsbilanz, die am 1. Januar 2018 stehen muss. Sie gibt Auskunft darüber, wie viel all das, was der Gemeinde gehört, wert ist: Straßen, Gebäude, Liegenschaften und vieles mehr. Anders als bei der Kameralistik setzt die Doppik auf Nachhaltigkeit. Ein Beispiel: Baut eine Gemeinde ein Haus, muss sie es abschreiben und somit Geld ansparen für erforderliche Sanierungen. So bleibe der Grundsatz der Generationengerechtigkeit gewahrt, wie die Sitzungsvorlage deutlich macht: "Der Ressourcenverbrauch einer Generation soll durch diese Generation selbst erwirtschaftet werden."

Zunächst einmal entstehen freilich Mehrkosten, denn für die nötige Computerausstattung und die dazugehörigen Schulungen muss die Gemeinde rund 60 000 Euro investieren – egal ob sie nun mit dem kommunalen Rechenzentrum Reutlingen-Ulm zusammenarbeitet oder einen anderen Dienstleister wählt.

Wichtig ist den Gemeinderäten, was Roland Heck in Worte fasste: Dass die Gemeinde "das hausintern abwickelt". Manche Gemeinden kauften die Dienstleistung doppische Haushaltsführung bei größeren Verwaltungen ein und seien damit "nicht sonderlich glücklich". Bodo Erath indes ist zuversichtlich, "dass wir dieses Projekt stemmen können", und er zählte auf, was er und seine Kollegen dazu brauchten: "Das Vertrauen des Gemeinderats, einen kompetenten Partner – das Rechenzentrum Reutlingen-Ulm –, ein engagiertes und motiviertes Team, finanzielle und personelle Mittel – und Zeit."