Kontakte und Kurioses beim Flohmarkt "Kunst und Krempel" / Von der Luftschutz-Hausapotheke bis zur Spinatpuddingform

Von Beatrix Müller

Winterlingen. Ausschließlich die heiligen drei Könige und Joseph bestechen mit ihren Blicken die Besucher des sechsten Flohmarkts "Kunst und Krempel" rund ums Rathaus, organisiert von der Gemeinde und vom Arbeitskreis Kunst und Kultur. Was fehlt sind die Maria, das Jesuskind und sämtliche Tiere.

Die strahlenden Besucher sind begeistert von Vielfalt Charme dieses kreisweit vielleicht schönsten Flohmarktes an diesem sonnigen Samstag. Ein 30 Jahre alter Vorwerk-Kobold liegt wartend da, gesäumt von etlichen Staubsaugerbeuteln, um seine Saugkraft erneut unter Beweis zu stellen. Noch älter sind die nostalgischen Blechwerbeschilder von Henkel für Persil und Pril, und sie wirken genauso magnetisch wie die fünf rosaroten Duracell-Häschen, die bekanntlich länger laufen.

Der Flohmarkt ist inzwischen so groß geworden, dass ein Rahmenprogramm einfach sein muss, und so sorgt der Chor "Cantus iuvenis" schon zum zweiten Mal für die musikalische Umrahmung. Die Topflappenschürze von Silit, bei der die Taschen praktischerweise sogleich als Topflappen dienen, zeugt von Erfindergeist. Der Dackel mit dem Wackelkopf findet ein neues Herrchen, obwohl – wie der Käufer betont – er weder einen Mercedes noch eine mit Hut umhäkelte Klopapierrolle besitzt, wie man sie oft neben Wackeldackeln findet. Der soll deshalb seinen Platz auf dem Schreibtisch bekommen.

Viel erzählen könnte das "Silberbrautglas" mit der eingravierten "25" und dem Goldrand von Maria Fuchs aus Tailfingen, mit dem sie einst von ihrem Mann beschenkt wurde. Die Rechenmaschine der 1960er Jahre löst ebenfalls Erstaunen aus bei den Mitgliedern der Computer- und Smartphone-Generation: Nur ein paar simple Umdrehungen sind notwendig, und trotzdem spuckt das Gerät die richtigen Ergebnisse aus.

Daneben zeugen ein Paradehelm, das Behältnis einer Gasmaske, eine Besitzurkunde über das Eiserne Kreuz und eine Luftschutz-Hausapotheke von den dunklen Seiten der deutschen Geschichte.

Interessant mutet dagegen die Spinatpuddingform, rund 100 Jahre alt, an, an die eine Passantin sich zwar erinnern kann – das passende Rezept dazu bringt sie allerdings nicht mehr zusammen. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt der Sicomatik, der mit Schraubklemmen verschlossen wurde. Aus dem Nähkästchen, noch sehr gut erhalten, am Stand von Helmut Röhms jung gebliebener Frau kann dieser plaudern, als er ein altes, schweres, großes, verrostetes Schloss in den Händen hält: "Das habe ich in der Sahara gefunden."

Eine nahezu neue Schnitzer-Getreidemühle findet samt Mehlsäcken und Haken neue Besitzer. Ein Junge will für die kleine Schwester einen Puppenwagen kaufen, allerdings fehlt noch einiges an Kleingeld, und die Verkäufer drücken schmunzelnd beide Augen zu – zur großen Freude des Jungen. Hingegen versteht er am "Männerstand" mit Schrauben- und Ringschlüsseln nicht, dass ein alter Gameboy viel teurer gehandelt wird als ein neuer. Manche Blechschüssel und Kaffeemühle wechselt ihre Besitzer. Immer wieder wird "Bückware" nachgelegt. Nur der nostalgische Vogelkäfig aus DDR-Zeiten "wird nicht verkauft", wie Röhm betont: Er soll weiterhin im Garten der Röhms seine bisherigen Dekozwecke erfüllen.