Kabarettist Nils Heinrich beleuchtet auf der Kleinkunstbühne K3 so manchen Missstand kritisch-humorvoll

Von Beatrix Müller

Winterlingen. "Kartoffeln zu machen, ist für den Schwaben wohl zu wenig Arbeit", sagt Kabarettist Nils Heinrich und serviert auf der Kleinkunstbühne K3 in Winterlingen unglaubliche Wahrheiten. Heinrich ist Missständen auf der Spur und beleuchtet siekritisch-humorvoll.

In seinem Programm "....weiß Bescheid" wandert der Kabarettist, der in Berlin lebt, von der einstigen DDR in den Harz und über Berlin bis nach Stuttgart. Dabei liest er aus seinem Buch "Wir hatten nix. Nur Umlaute" die Geschichte "Urlaub im Harz" vor. Mit seiner Luftgitarre – aus dem Rahmen eines Klappfahrrads gebaut – bringt er selbst geschriebene Schlager vom "Tatort am Sonntag", den Rap "Häuslebauer" und das Lied der "Twitternden Mädchen" zu Gehör.

Auf der Bühne des K3 macht sich der einstige DDR-Bürger stark für die Gleichbehandlung der Panik: Da müssten den Ebola-Meldungen schon auch die Nachrichten von den rund 40 Menschen gegenüber gestellt werden, die tagtäglich durch multiresistente Bakterien sterben müssten, beispielsweise durch den Verzehr von Hähnchenschnitzeln.

Der 43-Jährige relativiert die Aufregung um die 31 Millionen Euro teure Single-Wohnung des Bischofs von Limburg mit dem Blick auf den Berliner Flughafen, der monatlich 35 Millionen Euro verschlinge, obwohl er nicht mal in Betrieb sei. Bei seiner Tour durch die Provinz stößt er auf Ortsnamen, die sich wie eine Krankheit anhörten: "Dort, wo die Bundeswehr abgezogen ist, da komme ich." Dabei nächtige er in Hotels, die "Tatort-verdächtig" seien, – zumal auch die aktuellen Tatort-Folgen zu wünschen übrig ließen.

Die Gelassenheit des Alters treibe ihn in die Drogerien mit der Erkenntnis, dass ein Stück Kernseife länger halte als ein Smartphone. Bei so viel Wut im Bauch sei es auch nicht verwunderlich, wenn man sich entlang einer Gebrauchsanweisung aus dem Internet eine Atombombe baue.

Die Jungen beeindrucke er nicht nur damit, dass "er aus einem Land kommt, das es schon längst nicht mehr gibt", sondern auch mit seinem FDJ-Ausweis. In seiner Geschichte lässt er einen 70-Jährigen nach 20 Jahren Schlaf wieder aufwachen, mit dem Resultat, dass dieser lieber wieder einschlafen möchte. Heinrich hat eine Erklärung, warum keine einfachen Pellkartoffeln auf den Speisekarten stünden: Sie machten offenbar zu wenig Arbeit für den arbeitssamen Schwaben. Schon jetzt sei jedes fünfte Auto internetkompatibel: "Es grüßt all jene Autos mit Lichthupe, mit denen es auf ›facebook‹ befreundet ist."

In seiner Zugabe ernennt Nils Heinrich den Berliner Flughafen zum Weltkulturerbe und Til Schweiger zum neuen Traumschiffkapitän.