Die Mitglieder des Winterlinger Gemeinderats besuchten den Wald und ließen sich von den Experten die Situation vor Ort erläutern. Foto: Retter Foto: Schwarzwälder-Bote

Waldbegang: Winterlinger Gemeinderäte schauen sich um / Stileichen und Kirschen für sicheren Verkehr

Von Anne Retter

Winterlingen. Von der Arbeit der Förster und Waldarbeiter haben sich die Winterlinger Gemeinderäte beim Waldbegang ein Bild gemacht. Auf dem Programm standen der Verkehrssicherungshieb an der Landesstraße 449, der Zustand von Nadelbäumen an zwei Standorten des Waldes sowie die spontane Inaugenscheinnahme einer möglichen Fläche für die Ausgleichspflanzung bezüglich geplanter Windkraftanlagen. Die Revierförster Wolfgang Maier (Winterlingen Süd und Straßberg) und Michael Schmid (Winterlingen Nord), Forstamtsleiter Klaus Richert sowie Eugen Seybold von der Holzverkaufsstelle in Albstadt waren mit von der Partie.

Im November hat Revierleiter Schmid mit der Firma Hohenzollernforst und den Besitzern des an die Landesstraße grenzenden Privatwaldes einen Verkehrssicherungshieb vorgenommen. Drei Hektar des Gemeindewaldes und einen Hektar Privatwald musste die Firma dafür mit einem Vollernter fällen. "Das hat das Unternehmen sehr gut erledigt – und günstiger als für 49 000 Euro ist das auch nicht zu machen", sagte Schmid. Das Holz aus dem Hieb brachte einen Reinerlös von mehr als 47 000 Euro. Nun wurden Stileichen und Kirschen gepflanzt: "Dank der Pfahlwurzel steht diese Baumart wesentlich fester", so der Forstamtsleiter. Bei der Neubepflanzung, die mit 11 000 Euro zu Buche schlug, musste nur die Hälfte der Fläche mit Setzlingen ausgestattet werden, da 50 Prozent durch verjüngte Bestände mit Bergahornbäumen bewachsen waren. Der Verdacht einiger Bitzer Bürger, dass der Hieb vorgenommen worden sei, um den Transport von Windkraftanlagen zu erleichtern, wies Schmid zurück.

An einem nahe gelegenen Standort erfuhr das Gremium, dass 830 Festmeter Holz geschlagen worden sind, die abzüglich der Kosten einen Erlös von 30 500 Euro einbrachten. Die bereits bestehende Naturverjüngung wurde durch die Bepflanzung mit kleinen Fichten ergänzt. Knapp 8000 Euro waren dafür notwendig. Nun ist es an den Jägern, für den Schutz der Setzlinge zu sorgen. Die Jäger haben begonnen, einen Hochsitz in der Nähe zu errichten. "Die Jäger müssen den Wildbestand gut kontrollieren, damit wir keine Verbissschäden bekommen."

Ein Stück weiter begutachteten die Gemeinderäte einen 2007 "Am Bergle" angelegten Fichtenbestand von acht Hektar. Ein Eichenhain soll entstehen. Als letzte Station besuchten die Räte spontan einen möglichen Standort im Gewann Bändle für die Ausgleichsfläche nach einem eventuellen Errichten der sieben geplanten Windkraftanlagen im Gemeindewald. "Die Fundamente dieser Windräder sind nicht ganz ohne. Außerdem müssen Waldwege ausgebaut werden, um die Anfahrt für den Aufbau zu ermöglichen", sagte Forstamtsleiter Richert. Mit 4,4 Hektar Flächenbedarf insgesamt rechnet die Gemeinde. Für diese Fläche muss nach Maßgabe des Regierungspräsidiums ein Ausgleich geschaffen werden. "Wir möchten gerne diese fünf Hektar Freifläche dafür anbieten", erklärte Richert, der gemeinsam mit den Förstern übereingekommen ist, auf der auf ein Jahr verpachteten Fläche eine Eichenkultur zu pflanzen.

Mit Tannen und Eiben soll an anderer Stelle zum Schutz eines Wildtierkorridors aufgeforstet werden, für den sich die Forstleute auch Warnschilder an der L 449 wünschen. Bezahlen muss das die Bürgerenergie als Betreiber der Windkraftanlagen, die Gewinne daraus gehören später der Gemeinde. Um die Windräder herum dürfen zudem wieder Bäume wachsen. "Wir forsten mehr und hochwertiger auf, als das Gesetz verlangt", sagte der stellvertretende Bürgermeister Roland Heck. Der Einschlag, der für die Windkraftanlagen gemacht werden müsse, gehe von der im Zehnjahresplan festgelegten Holzmenge ab. Ein sechsstelliger Betrag würde jährlich vom Betreiber der Windkraftanlagen in einen Naturschutzfonds fließen.