BETRIFFT: " Pfarrerin Schoblocher wird gegangen" vom 10. August

"Was ist los in den evangelischen Gemeindekirchen?" muss man sich fragen. Im Balinger Fall soll die Pfarrerin zum Verzicht und zur Unterzeichnung eines Vertrages gedrängt worden sein. Als Krönung soll ihr ein Abschiedsgottesdienst verwehrt worden sein. Es dürfte spannend werden, wie dieser Vorgang von der örtlichen Kirchenleitung "verkauft" wird, oder ob er durch Aussitzen totgeschwiegen wird.

Der Fall zeigt Parallelen zum Winterlinger Fall des Mesners. 25 Jahre aufopfernden Mesmerdienst in der evangelischen Kirche, und dann das plötzliche Aus, ein Jahr vor der Rente. Im Gemeindebrief wird der Vorgang mit "beiderseitigem" Einvernehmen angepriesen. Das stellt sich allerdings anders dar. Dem Mesner wurde von einer Stunde zur anderen der Zugang zu seiner Wirkungsstätte mit drastischen Worten verwehrt. Aber es kommt noch bunter: Zuerst wird noch eine Art Unterform der geheuchelten Anerkennung abgedruckt. Wie sagte schon Augustinus? "Es lügt, wer täuschen will." Dann wird es ernst: Der Mesner wird öffentlich diskreditiert. Es hätten Kirche und Gemeindehaus geputzt, repariert, entrümpelt, aufgeräumt, entstaubt sowie kaputte Tische, Stühle und über Jahre angehäufte Abfallberge entsorgt werden müssen. Keinem Arbeitgeber ist es rechtlich zugestanden, einen ehemaligen Mitarbeiter öffentlich bloßzustellen. In der evangelischen Kirche Winterlingen ist dieses Rechtsverständnis offensichtlich unbekannt. Doch der Pfarrer krönt sein eigenartiges Personal- und Führungsverständnis mit einem Luther-Zitat: "Der Glaube bringt den Menschen zu Gott, die Liebe bringt ihn zu den Menschen". Dass derartige Phrasendrescherei zu Unglaubwürdigkeit und Kirchenverdrossenheit führt, ist ihm bislang wohl entgangen.

Albrecht W. Maier |

Winterlingen