Vor den Hausaufgaben dürfen die Kinder eine halbe Stunde frei spielen. Zudem haben sie kleine Aufgaben wie das Einräumen der Spülmaschine und das Gießen der Blumen: "Es ist wichtig, dass die Kinder bei lebensnahen Situationen etwas lernen für den Alltag", sagt Carolin Praster vom Haus Nazareth. Fotos: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Erweiterte verlässliche Grundschule in Winterlingen deckt steigenden Bedarf ab / Essen, Spielen, Hausaufgaben

Von Christoph Holbein

Winterlingen. Désirée gefällt es. Die Siebenjährige sitzt am Tisch und schiebt sich gerade die letzte Spaghetti in den Mund: Mittagsessenszeit bei der erweiterten verlässlichen Grundschule in Winterlingen. Bis 16.30 Uhr essen die Kinder miteinander, machen Hausaufgaben und spielen gemeinsam.

Das Angebot der erweiterten verlässlichen Grundschule besteht jeden Tag außer freitags, da endet die Betreuung um 13 Uhr. Für Désirée ist das "toll": "Meine Mama arbeitet den ganzen Tag bis abends und deswegen bin ich hier. Das ist eine gute Sache." Insgesamt acht Kinder kommen derzeit in das ehemalige Klassenzimmer im DRK-Gebäude, das die Betreuerinnen zusammen mit den Sprösslingen gestrichen und schön eingerichtet haben und das ausschließlich diesem Angebot zur Verfügung steht.

Der siebenjährige Lukas ist einer davon, auch seine Mutter ist den gesamten Tag beruflich beschäftigt: "Mir gefällt am besten, dass wir rausgehen und Fußball spielen." Von 11 bis 16.30 Uhr betreuen Carolin Praster von der Jugend- und Heimerziehung des Hauses Nazareth, das Träger dieser Einrichtung ist, und die Vorpraktikantin Jennifer Wingerter die Kinder, unterstützen sie bei den Hausaufgaben und spielen mit ihnen. Zielgruppe sind Kinder aus der ersten bis vierten Klasse, deren Eltern ganztägig berufstätig sind.

Seit September vergangenen Jahres gibt es die erweiterte verlässliche Grundschule. "Wir haben gute Erfahrungen gemacht", sagt Praster, "das Angebot ist regelmäßig täglich besucht." Das Mittagessen liefert die Körperbehindertenförderung (KBF). "Es schmeckt gut", bestätigt der sechsjährige Adrian, und der siebenjährige David findet alles "super". "Es ist ein sehr sinnvolles Angebot, das die berufstätigen Eltern, vor allem auch alleinerziehende Mütter und Väter, unterstützt", betont Praster.

Monatlich zahlen die Eltern dafür 95 Euro als Unkostenbeitrag, das Mittagessen kostet noch einmal 2,80 Euro pro Mahlzeit. Dafür sind die Kinder auch während der Ferien betreut: "Wir haben nur 30 Tage im Jahr zu." Die sechsjährige Nora ist jeden Tag da und spielt dabei vor allem gerne. Maximal können 15 bis 17 Kinder betreut werden.

Mit jährlich rund 30 000 Euro finanziert die Gemeinde Winterlingen das Angebot mit, informiert Kämmerin Margot Laib. "Es fließen auch Landeszuschüsse, sonst ließe sich das Angebot finanziell gar nicht bewerkstelligen", betont Bürgermeister Michael Maier, der die erweiterte verlässliche Grundschule als Zusatzangebot sieht in der "kinderfreundlichen Kommune Winterlingen", um Familie und Beruf "optimal" miteinander zu vereinbaren.

Auf die Zukunft gesehen will Maier mit der Schulleitung und dem Schulamt eine Ganztagesbetreuung als ein Angebot der Schule abklären. Kritisch bewertet er die neuen gesetzlichen Regelungen, weil danach um 15.30 Uhr "Feierabend" ist. Die Eltern aber bräuchten mindestens ein Ende der Betreuungszeit erst um 16.30 Uhr, "also werden wir ein Ergänzungsangebot machen müssen", was personell schwierig zu stemmen sei. Die Ganztagesbetreuung sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch verbesserungswürdig, vor allem weil sie in den Schulferien geschlossen sei.

Derweil steht die Vertragsverlängerung mit dem Haus Nazareth an. Parallel läuft der Betrieb der verlässlichen Grundschule in der alten Schule von 7 bis 13 Uhr mit 34 Kindern. Mit der erweiterten verlässlichen Grundschule in ihrer jetzigen Form sind Laib und Maier "sehr zufrieden": "Wir wollen, dass sich die Kinder hier wohl fühlen." Dafür sorgen auch eine neue Küche und ein neues Sofa.