"Soll das ein Gehweg sein?", fragt Augustin Pfaff (links, in Schwarz). Foto: Eyrich

Gemeinde- und Ortschaftsräte staunen über hohen Sanierungsbedarf vieler Straßen in Benzingen und Harthausen.

Winterlingen - Wie schön es aussehen kann, wenn etwas neu gemacht ist, bekamen Gemeinde- und Ortschaftsräte gestern beim ersten mehrerer Ortstermine zu sehen. Danach sahen sie nur noch Baustellen respektive solche Stellen, die es noch werden sollen.

Volles Haus im wahrsten Sinne: Die bisherigen und die neu gewählten Gemeinde- und Ortschaftsräte waren gestern ins Vereinsheim des TSV Benzingen gekommen, von wo sie zu Ortsterminen in Benzingen und Harthausen starteten. Was sie am Startpunkt sahen, erfreute ihre Augen: Das Sportheim, das der Gemeinde gehört und in dem der TSV das Vereinslokal gepachtet hat, haben 42 Vereinsmitglieder unter der Bauleitung von Architekt Frank Hagg in 1600 Stunden komplett modernisiert, wie Bauamtsleiter Frank Maier und sein Kollege Peter Glöckler erklärten: Statt der alten Nachtspeicheröfen hat das Gebäude nun eine moderne Gas-Brennwert-Heizung, die Vorrichtung zum Erwärmen von Wasser durch die Sonne, neue Fenster, Türen und Böden. Die Wände sind gedämmt, Duschen und Umkleidekabinen modernisiert – 40 000 Euro hatte die Gemeinde für das Projekt im Haushalt eingestellt.

Weitere 13 000 Euro kostet die Sanierung des Parkplatzes, die in den nächsten Tagen abgeschlossen sein soll. Lob und bewundernde Blicke der Räte für die Leistung der TSV-Mitglieder um Hannes Stauß kamen en Gros.

Damit war es schnell vorbei, als sich die Räte auf Schlaglöchertour begaben, um sanierungsbedürftige Straßen zu besichtigen und damit zu sehen, was finanziell auf die Gemeinde zukommt. Das ist eine Menge: Das fehlende Stück eines Landwirtschaftsweges parallel zur Ortsdurchfahrt Benzingen Richtung Winterlingen soll gebaut werden, sobald die Gemeinde ein dafür notwendiges Grundstück – zwei Alternativen gibt es – erworben und das Geld eingeplant hat. 140 Meter Weg, 3,5 Meter breit – die Kosten sind laut Frank Maier überschaubar.

Unerwartet teuer kommt die Gemeinde aber die mehrfach aus Geldmangel vertagte Sanierung der Straße "In der Au", denn die Anwohner müssen nichts dazu zahlen – die Straße war schon einmal ausgebaut und abgerechnet gewesen. Mit 380 000 Euro rechnet Frank Maier für den Vollausbau.

Frank Maier: "Diese Straße ist ein Totalschaden"

Mit erledigt werden soll in diesem Zuge ein kurzes Stück auf der gegenüberliegenden Seite der Ortsdurchfahrt, die Zufahrt für drei Häuser samt Erschließung. 40 000 bis 45 000 Euro müssten dort verbaut werden. Danach führte Ortsvorsteher Walter Sieber noch in die Kreuzgasse, für die Frank Maier nur einen Kommentar übrig hatte: "Totalschaden". 2015 oder 2016 soll Geld dafür im Haushalt eingestellt werden.

Kein Gemeindeverbindungsweg nach Bitz ist die Straße auf Harthausener Gemarkung, zu der Ortsvorsteher Augustin Pfaff danach führte: Auf 1,2 Kilometern Länge müsste der Belag des landwirtschaftlichen Weges, den verbotswidrig auch viele Autofahrer benutzen, saniert werden, wobei – das ist laut Bürgermeister Michael Maier erst kürzlich entdeckt worden – rund 450 Meter über Privatgrundstücke verlaufen. Die Eigentümer müssten der Sanierung folglich zustimmen.

Ähnlich tiefe Löcher weist der Gemeindeverbindungsweg nach Freudenweiler auf, für dessen Sanierung Frank Maier drei Bauabschnitte vorschlägt. Kämmerin Margot Laib wies darauf hin, dass dafür mit 40 000 Euro aus dem Finanzausgleich zu rechnen sei. Augustin Pfaff ärgert sich allerdings, "dass sich der Fort Null Komma Null an den Kosten beteiligt", obwohl nicht wenige Forst-Fahrzeuge zu den Schäden beitrügen.

Richtig gefährlich – das leuchtete allen ein – ist der Gehweg neben der Einmündung der Juhe- in die Hauptstraße, der von vielen Kindern, Eltern mit Kinderwagen und Senioren mit Rollstühlen oder Rollatoren benutzt wird respektive benutzt werden sollte. Dass dort dringend Handlungsbedarf besteht, musste Pfaff nicht betonen.

Räte scherzen: Aufnahme ins Weltkulturerbe?

Bevor die Räte sich eine Pizza zum Abschluss verdient hatten, führte Pfaff sie noch zu einer Kuriosität – einige meinten gar, man solle dafür die Aufnahme auf die Liste der Weltkulturerbestätten vorschlagen: Eine längere Hecke am Friedhof Harthausen ist über die Grabsteine hinein gewachsen und nicht eben fachmännisch beschnitten worden. Geht es nach Augustin Pfaff, der nicht mehr für die beiden Gremien kandidiert hatte und nicht mehr lange Ortsvorsteher sein wird, wird die Hecke entfernt und durch eine Mauer ersetzt, wie sie auch den Rest des Friedhofs umspannt.