Sie genießen die Stocherkahnfahrt in Tübingen: die Gäste aus der Winterlinger Partnergemeinde Izbica. Foto: Maag Foto: Schwarzwälder-Bote

Nach dem Besuch einer Delegation aus Izbica sind Winterlinger im August zum Erntedankfest eingeladen

Von Lorenz Hertle

Winterlingen. Mit einem Firmenbesuch ist gestern die Visite einer Delegation aus der Partnergemeinde Izbica in Winterlingen zu Ende gegangen.

Bevor die Besucher aus Polen den Rückweg in ihre Heimatstadt antraten, besichtigte die Gruppe noch die Firma Fischer-Draht, die in Izbica ein Werk mit 53 Beschäftigten eröffnet hat und dort noch 20 Mitarbeiter sucht.

Für Bürgermeister Michael Maier zeigt dies, dass die Partnerschaft zwischen Winterlingen und Izbica inzwischen auch wirtschaftliche Auswirkungen habe. Die Ansiedlung der Produktionsstätte des Drahtwarenherstellers im südöstlichen Polen mit 25 Prozent Arbeitslosen ist seiner Meinung nach auch durch die Partnerschaft zustande gekommen. Laut Hauptamtsleiter Ludwig Maag, der selbst schon mehrfach Gast in Izbica war, ist diese Region das "Armenhaus Polens". "Die jungen Leute wenden sich nach Warschau oder suchen ihr Glück in Westeuropa", so seine Beobachtung. Die Abnahme der Einwohnerzahl habe auch schon die Schließung des Gymnasiums in Izbica erzwungen.

Die Gruppe mit Piotr Dudek, dem Leiter der Stadtverwaltung von Izbica, zwei Stadträten, fünf Ortsvorsteherinnen und zwei Lehrerinnen absolvierte ein Besuchsprogramm mit, so Maag, einer Mischung von Information und Geselligkeit. Der im Dezember neu gewählte Bürgermeister Jerzy Lewczuk hatte nach Angaben des Hauptamtsleiters Wert darauf gelegt, dass Personen mitreisen sollten, die Winterlingen noch nicht besucht hatten.

Dem Festakt 50 Jahre Realschule Winterlingen, an dem die Gruppe aus Izbica teilnahm, folgte am Samstag eine Rundfahrt durch die Gemeinde Winterlingen und ihre Teilorte.

So stellte Rektor Gustav Kleiner die Realschule und das Hallenbad vor; die Gäste bewunderten das Naturfreibad, stiegen auf den Benzinger Wasserturm, schauten das Kaplaneihaus an und ließen sich von Harthausens Ortsvorsteher Emil Oswald und Erwin Seßler das Heimatmuseum im Rathaus zeigen. Dem schloss sich ein geselliger Abend mit Musik an. Bekräftigt wurde mehrfach, dass sich die Partnerschaft gefestigt habe. Unterwegs war die Gästegruppe am Sonntag. Sie fuhr nach Tübingen, ließ sich bei einer Führung die Altstadt zeigen und entspannte sich bei einer Stocherkahnfahrt. Anschließend wurde die Burg Hohenzollern besucht.

Zeitgleich läuft der Schüleraustausch zwischen Winterlingen und Izbica. So sind Schüler aus Polen noch bis Donnerstag zu Gast.

Auf dem Programm standen das Fest der Realschule und eine Fahrt zum Bodensee. "Für die Familien in Polen ist es oft ein Kraftakt, die Kosten des Schüleraustauschs zu tragen", berichtet Maag. Ein Zuschuss des Deutsch-Polnischen Jugendwerks decke die Kosten nicht.

Erfreulich für den Winterlinger Amtsleiter ist es, dass der neue Chef im Rathaus von Izbica, Jerzy Lewczuk, gleich nach der Wahl nach Winterlingen signalisiert habe, er stehe voll hinter der Partnerschaft. Die Winterlinger haben auch gleich eine Gegeneinladung erhalten. Sie sind am 15. August zum Erntedankfest – dem Höhepunkt des Jahres, so Maag – nach Izbica eingeladen und am folgenden Tag zum Erntedankfest des Kreises unter der Schirmherrschaft von Landrat Janusz Szpak.

Auch der Austausch von Hospitanten zwischen beiden Kommunalverwaltungen geht weiter. Vom 5. bis 15. Juli kommt eine Mitarbeiterin der Bücherei von Izbica nach Winterlingen, und im Gegenzug machen der Vorsitzende des Partnerschaftskomitees, Heiner Schuler, und sein Stellvertreter Bodo Erath, stellvertretender Kämmerer, im Oktober ein Praktikum in Polen. Sie sollen wie Maag und Kämmerin Margot Laib als Multiplikatoren die Partnerschaft voranbringen.