Frank Klaffle begleitet Sandra Jankowski bei ihren Chansons auf Deutsch. Nach China und Kanada hat es das Tübinger Duo NachtNomaden jüngst nach Winterlingen verschlagen. Foto: Fischer Foto: Schwarzwälder-Bote

NachtNomaden begeistern überschaubares Publikum auf der Winterlinger Kleinkunstbühne K3

Von Judith Fischer

Winterlingen. Mit neuen deutschen Chansons und tiefgründigen Texten hat das Tübinger Musiker- und Schauspielduo NachtNomaden das Publikum auf der Kleinkunstbühne K3 begeistert.

Roter Hut, kurzes violettes Kleid und eine zerrissene Strumpfhose, so tanzt Sandra ausgelassen über die Bühne. Man merkt, dass sich diese energiegeladene, etwas flippige Frau im Rampenlicht wohlfühlt. Frank sitzt ruhig in Anzug und Schirmmütze am Keyboard.

Es gibt viele Worte, mit denen man die "Nachtnomaden" beschreiben könnte, der Ausdruck "langweilig" gehört sicher nicht dazu. Die NachtNomaden – das ist das Tübinger Künstlerpaar Sandra Jankowski und Frank Klaffke. Ihre Musik ist eine interessante Kombination aus neuen deutsche Chansons gemischt mit Pop, Rap und Ballade. Als Musiker- und Schauspielduo sind die Zwei häufig unterwegs, zuletzt in China und Kenia. Nun verschlug es sie nach Winterlingen. Dort erwartete sie ein Publikum, das man beinahe an zwei Händen abzählen konnte. Sandra störte sich an diesem sehr "familiären" Kreis nicht, "ihr seid ungewöhnlich wenige, aber das ist doch ganz egal", stellte sie fest.

Jedes Lied der Nachtnomaden erzählt eine kleine Geschichte. Ihre selbst geschriebenen Texte sind scharfsinnig, berührend, poetisch und handeln von verschiedensten Themen. So singen sie über Frühlingsgefühle, den Schönheitswahn und den "Selbsthass beim Blick in den Spiegel", die dunkle Seite in jedem und warum man seine Träume verwirklichen sollte, die das "Feuer in unserem Leben sind".

Liebeslied auf Chinesisch und Frühlingsgefühle

Sandra rappte über ihre schwierige Jugendzeit als "Schlüsselkind" im Hochhausviertel und wie Kunst einem das Leben retten kann. Auch von ihrer Reise nach China brachten die Beiden drei Lieder und damit fernöstlichen Flair mit nach Winterlingen. Unter anderem beschrieben sie das Lebensgefühl der jungen Generation dort, die alles nur mögliche erreichen will, ein Leben auf einem Drahtseil "ohne Netz". Auch ein wunderschönes Liebeslied, das sie oft in den Straßen Chinas gehört hatten, trug Sandra in der Originalsprache vor, während Frank sie mit Klaviermusik begleitete.

Aber auch ernstere, kritische Lieder hatten die NachtNomaden im Gepäck. So sangen sie etwa über einen chinesischen Müllsammler, der ein hartes Leben in der Unterschicht führt und sich fragt: "Wann wird mein chinesischer Traum wahr?" Auch sonst ließen die Beiden es an Gesellschaftskritik nicht fehlen und erschufen pfiffige Bilder wie etwa das Leben als Schiff, in dem es sich eine kleine Gruppe Privilegierter oben auf dem Sonnendeck bequem macht und der Rest rudern muss.

Mit dabei hatten die Musiker ein Aquaphon, ein seltenes Musikinstrument, das aus vielen kleinen Metallröhrchen besteht und das, wenn Sandra mit dem Bogen darüber strich, ein etwas beklemmendes Gefühl bei dem Zuhörer auslöste. Passend dazu sprach Frank einen lyrischen Text über Nomaden in der heutigen Gesellschaft.

Die Zwei sind auch privat ein Paar, und wie in jeder Beziehung laufe es auch bei ihnen hin und wieder etwas "unrund", verrieten sie.

Über diese Momente, aber auch über die schönen Facetten ihrer Liebe sangen sie im Duett.

Die Texte steckten voller Ironie und schwarzem Humor, etwa wenn sie zu ihm sagt: "Wenn du schnarchst, ist es für mich für mich wie Poesie."