Vertritt seine Standpunkte mit Energie und Stimmgewalt: Ulrich Parzany Foto: Schwarzwälder-Bote

Beim Christustag in Winterlingen nimmt Ulrich Parzany kein Blatt vor den Mund und kritisiert auch führende Köpfe der Kirche

Von Karina Eyrich

Winterlingen. Gut organisiert hatten die Gastgeber – die evangelische Kirchengemeinde Winterlingen, die katholische Seelsorgeeinheit Straßberg und die Christusbewegung – den ersten ökumenischen Christustag in Baden-Württemberg, der gestern Hunderte Gläubige anzog.

"Auf 800 Metern Höhe – genau so hoch liegt Jerusalem" begrüßte Pfarrer Ernst Nestele aus Winterlingen gestern die Besucher des ersten ökumenischen Christustages – dazu wurde er zum einen durch die Veranstalter, die evangelische Kirchengemeinde Winterlingen, die katholische Seelsorgeeinheit Straßberg und die Christusbewegung, zum anderen durch die hervorragende, katholisch geprägte Band "Soli deo gloria" und die Redner, unter denen auch Weihbischof Thomas Maria Renz war, der diese Art der Zusammenkunft ausdrücklich begrüßte, brächten Feste wie diese die Christen beider Konfessionen doch näher zusammen als irgendwelche Erklärungen. Die Konfessionen ergänzten und brauchten einander, betonte Renz, der sich häufiger ökumenische Christustage wünscht.

Das derselbe diesmal in Winterlingen, nicht in Balingen stattfand, ist der Tatsache geschuldet, dass die dortigen Veranstalter den Deutschen Evangelischen Kirchentag besuchen wollten, der diesmal in Stuttgart stattfindet. Der eher konservativ ausgerichteten Christusbewegung ist das dortige Ereignis hingegen zu liberal, was schnell deutlich wurde, als Ulrich Parzany ans Mikrofon trat: Beim Gottesdienst am Vormittag ging er auf das Thema "Dein Wort macht mich klug" aus Psalm 119,104 ein, wo es weiter heißt: "Deshalb hasse ich alle falschen Wege".

Auf solche begäben sich nicht wenige Menschen, auch Christen und sogar führende Köpfe der Kirche, meint Parzany, wetterte gegen jene, die der Theologie "ein Update" verpassen wollten und angesichts von Terror im Namen der Religionen den Absolutheitsanspruch des Christentums aufgäben. "Es ist nicht mehr Zeit zum Kuscheln, sondern zum Kontern", mahnte der frühere Generalsekretär des CVJM-Hauptverbandes und appellierte an die Besucher, das Kreuz und seine Botschaft als Maßstab zu verwenden, um daran ihre Werte und somit ihre Orientierung auszurichten. Doch was sei mit jenen, die nicht an Jesus Christus glaubten? "Christus ist nicht nur für die Christen gestorben", so Parzany. "Lasst uns mit allem, was wir haben, hinweisen auf diesen Retter."

Die Homo-Ehe, die zu erlauben die Iren kürzlich befürwortet hatten, nahm Parzany sich am Nachmittag als Thema vor, kritisierte diesbezüglich Tolerante wie den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Theologin Margot Käßmann, und erklärte, dass die Bibel diese Art der Lebensform nicht befürworte. "Zum christlichen Lebensbild gehört die Polarität von Mann und Frau", sagte Parzany und rief die Zuhörer auf, sich am Kreuz zu orientieren anstatt am "Gefällt mir"-Daumen, auch wenn Facebook inzwischen mehr Anhänger weltweit habe als das Christentum.

In den Workshops am Mittag nahmen die Teilnehmer das Motto des Tages "Dein Wort macht mich klug..." genauer unter die Lupe – "...in der Schriftauslegung mit Landesbischof i. R. Gerhard Maier, "...in der Bedrängnis" mit Manfred Müller von der Hilfsaktion Märtyrerkirche. "... – ein Grundsatz evangelischen Glaubens" lautete das Thema von Tobias Eißler von der Hensoltshöhe Gunzenhausen, "...und zeigt mir deinen größten Schatz" das von Ernst Günter Wenzler vom Süddeutschen Gemeinschaftsverband Stuttgart. Bei Yassir Eric von der Akademie für Weltmission drehte sich alles um den Zusatz "...im Umgang mit fremden Kulturen".

Für die Kinder gab es ein eigenes Programm mit Jugendreferent Jörg Bartoß aus Bad Liebenzell und seinem Team.