Eine bunte Truppe sind die Freiwilligen, die in ihren Ferien helfen, Winterlingen noch schöner zu machen. Fotos: Retter Foto: Schwarzwälder-Bote

15 junge Menschen aus mehreren Ländern arbeiten im Winterlinger Workcamp und lernen Schwäbisch

Von Anne Retter

Winterlingen. Sie helfen dem Förster bei der Landschaftspflege, pflastern ein neu erworbenes Winkelchen, waren auch schon für Renovierungsarbeiten im Kindergarten Steigleweg – und das alles gegen ein kleines Taschengeld und Unterkunft im Kaplaneihaus.

Für die 15 Gäste aus aller Herren Länder geht es nicht um Geld – sie möchten helfen, etwas Sinnvolles tun, und dabei ihren Horizont erweitern. Ignacio kommt aus Spanien, Kate aus Hongkong in China. Jetzt streichen sie einträchtig weiße Farbe auf die Friedhofsmauer in Harthausen. "Wir wollten Deutschland und Menschen aus anderen Ländern kennen lernen", erklärt das Paar, das sich bei einem anderen Workcamp begegnet ist und sich verliebt hat. Gemeinsam entschieden sie sich für das neue Camp auf der Schwäbischen Alb.

Ihre Mitstreiter, meist Studierende Anfang 20, kommen aus den unterschiedlichsten Ecken des Globus‘ – aus Russland, Armenien, Mexiko, Südkorea und der Türkei beispielsweise. Die Gründe für diese Art der Feriengestaltung ähneln sich jedoch: deutsche und englische Sprachkenntnisse verbessern, Kontakte knüpfen, spannende Erfahrungen sammeln und mit gemeinnütziger Arbeit etwas Sinnvolles tun. Mancher kann auch für sein Studium gebrauchen, was er in Winterlingen lernt. Organisiert hat das Workcamp die "Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten e.V." mit Sitz in Stuttgart. Durch internationale Jugendgemeinschaftsdienste will die IBG einen Beitrag zu Frieden und Völkerverständigung leisten.

In Winterlingen trägt US-Amerikaner Ryan, der nach eigenem Bekunden recht gut "Deutsch, aber nicht Schwäbisch" kann, die organisatorische Verantwortung für seine bunt gemischte Gruppe. Derzeit kümmert sich vor allem der stellvertretende Bauhofleiter Paul Sorge um die jungen Leute, die den ganzen Vormittag über bis 14 Uhr für die Gemeinde arbeiten. "Wir verständigen uns auf Deutsch und Englisch, das klappt sehr gut", freut er sich.

Auch Bürgermeister Michael Maier ist zufrieden. Problematisch sei vor allem die Logistik, bekennt er: "Wir sind schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, und die jungen Leute müssen selbstständig anreisen." Für das Wochenende solle der Gruppe ein Leihwagen angeboten werden, damit sie ihre Einkäufe erledigen kann, denn verpflegen müssen sich die Freiwilligen selbst. Einige Privatpersonen haben leihweise auch ihre Fahrräder zur Verfügung gestellt.

Am Dienstagvormittag brachten die Workcamp-Teilnehmer die Friedhofsmauer in Harthausen auf Vordermann. Ortsvorsteher Emil Oswald dankte es ihnen mit belegten Brötchen – er hält die Aktion für eine gelungene Idee, die man weiter verfolgen sollte. Vielleicht möchte der eine oder die andere ja nicht nur wieder einmal zu Besuch kommen, sondern später auch in Deutschland leben?

"Die Bevölkerung nimmt das Ganze auch sehr positiv auf", sagt der Ortsvorsteher, "die Leute sind besorgt um die Freiwilligen, gerade, wenn es so heiß ist." Gestern beispielsweise hat eine Bürgerin Eis und Melone spendiert.

Die ausländischen Helfer freuen sich sehr über so viel Freundlichkeit. Man gibt sich aber auch von Seiten der Gemeinde Mühe, den jungen Frauen und Männern mehr vom Land zu zeigen: sei es der Besuch im Freibad, wo sie für ihren dreiwöchigen Aufenthalt freien Eintritt erhalten, die geplante Stocherkahnfahrt in Tübingen oder ein Konzert von Daniel Schuhmacher in Sigmaringen, für das ein Gemeinderat Freikarten organisiert hat. Eine Kneipentour durch Ebingen darf natürlich nicht fehlen, und die Hochschule Albstadt-Sigmaringen erklärte sich kurzfristig bereit, die ausländischen Studierenden mit ihrem Studienangebot vertraut zu machen.