Mark Britton gastiert in der voll besetzten Kleinkunstbühne K3 / Fragen zur Midlifecrisis nicht dem Navi stellen

Von Beatrix Müller

Winterlingen. Mark Britton überwältigt die gespannten Besucher in der voll besetzten Kleinkunstbühne K3 allein durch seine bravouröse Körpersprache, hinzu kommt noch der geballte Humor und all das in einem atemlosen Tempo.

Trotz rinnender Schweißperlen verlangsamt der Engländer keineswegs sein Tempo, man könnte fast meinen, er ist erst schweißgebadet in seinem Element. Unter dem Motto "Ohne Sex geht’s auch (nicht)" dreht es sich um die Frage: Bin ich zu jung, um alt zu sein? Die pantomimisch dargestellte Haltung bei einem Bandscheibenvorfall und beim Sitzen ins heiße Wasser bringt eindeutig den Beweis: Der Mensch stammt vom Affen ab. Was für den "Mittelalter"-Mann Schach im Park mit 32 Männern ist, ist für die Frau das Powerwalking. Das gesunde Bahnenschwimmen – untermalt mit den entsprechenden Geräuschen – ist zwar gut, jedoch langweilig. Die Schildkröte stellt er mit erstaunlicher Genialität mimisch dar. Der Tanz seines Namens hat schon Ballettcharakter.

Die Frage an das Publikum, wer einen Teenager zu Hause sitzen habe, bleibt nahezu unbeantwortet, denn so Brittons Erfahrung, die Eltern von Teenagern verhielten sich so "wie Mitglieder anonymer Alkoholiker". Es entstünden unterschiedliche Welten zwischen den Pubertierenden und deren Eltern, wenn Mama und Papa abends extra aufblieben und warteten, obwohl der Nachwuchs ihnen keineswegs begegnen wolle.

Zwischen Mann und Frau trifte ein Streit oftmals ins Uferlose, denn Frauen sprängen von einem Thema zum anderen, wenn er frage: "Hast Du die Kühlschranktür offen gelassen", dann führe sie "die Gabi von 1933" ins Feld.

Für seinen 60-jährigen Freund Jürgen stehe eines fest, ein Leben ohne Sex sei möglich, aber nicht ohne Brille. Einzig beim Grillen sei der Mann noch ein Mann. Seien die Kinder aus dem Haus, kämen die Wechseljahre auch beim Mann. Die Haare wechselten den Ort.

Mit viel Feinsinn die Befindlichkeiten der Geschlechter aufgespürt

Der Luxuskrankheit Midlifecrisis geht der 56-Jährige auf die Spur und findet auch die Antwort darauf: "Es ist die Angst vor dem Tod." Beim Googeln des Wortes Midlifecrisis stellt er aufgrund der Symptome fest: "Jungs wir sind krank!" Dazu bringt er sein erstes deutsches Gedicht zu Gehör: "Wenn die Eier nicht mehr springen..."

Mit Feinsinn beleuchtet er die Befindlichkeitsunterschiede der Geschlechter, und allein das Vertauschen einer Silbe lasse ein Wort richtig schlimm klingen. So höre sich "Knochenschwand" viel schlimmer an als Knochenschwund. Als Zugabe demonstriert der Künstler den Unterschied von englischem und deutschem Humor. Ob es jedoch sinnvoll sei, sich auf die wesentlichen Fragen in der Lebensmitte an das Navi mit Frauenstimme zu wenden, beantworte sich von selbst. Als er die Frage stellt: "Affäre, was soll ich tun?", antwortet die Frauenstimme: "Bitte wenden." Für die Technik waren Leo Schlagenhauf und Basil Schaudt zuständig.