Jutta Klawuhn und Sabine Essich schalten auf Gleichstrom um. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Jutta Klawuhn und Sabine Essich informieren im K3 auch Männer über das weibliche Hormon-Phänomen

Von Beatrix Müller

Winterlingen. Noch nie interessierten sich so viele Männer wie die in Winterlingen für das Thema Wechseljahre, meinen zumindest Jutta Klawuhn und Sabine Essich. Ob’s stimmt?

Vielleicht liege es ja daran, dass es in Winterlingen keine Buchhandlung gebe? Jutta Klawuhn und Sabine Essich jedenfalls staunten nicht schlecht über die große Zahl der Männer im Publikum bei ihrem Auftritt auf der Kleinkunstbühne K3. Mancher Mann sei sogar ohne seine Frau da, damit er lerne, sie zu verstehen.

Mit Witz, Charme und Leichtigkeit servierten die Kabarettistinnen literarische Delikatessen, die es in sich haben: amüsante Ein- und Ausblicke in die Zeit, "wenn Frau von Wechselstrom auf Gleichstrom umschaltet". Dieser "Wechselstrom" findet auch auf der Bühne statt, indem Essich das von Klawuhn Gesprochene musikalisch mit der Gitarre, mit Trompetentönen mittels Mundmotorik, der Schruti-Box und ihrer unübertrefflichen Stimme rüberbringt. Ganz realistisch mit dem "Brigitte-Dossier" kamen gnadenlose Fakten auf den Tisch, die dann jedoch besänftigten, denn es handelt sich ja nur um Hitzewallungen, die nicht das Ende des Lebens bedeuten. Songs wie "Klimakterium", "I’m Flying", "Give Me Fever", "Ältere Damen brauchen Kühlung" schufen Lockerheit.

Frauen geben alles, meinen die Kabarettistinnen: sie veranstalteten für das ewig weiblich Schöne Maskeraden. Im Gegenzug dazu könne man bei Männern schon froh sein, "wenn sie im Frühling die langen Unterhosen weglassen."

Was für die einen die Faltentäler, seien für die anderen die Tränensäcke. Heilmittel der Männer für die Wechseljahre sei der Schrittzähler; hätten sie die "Symptome" der Frauen, würden diese derart gelöst, dass die Raumtemperatur in sämtlichen Gebäuden 16 Grad Celsius nicht übersteigen würde. Philosophisch gehen die beiden der Frage nach: "Warum stehen junge Männer auf ältere Frauen?" Vielleicht, weil verbotene Früchte süß sind und Unerreichbares begehrenswerter ist? Oder einfach, weil Frauen mit dem Alter interessanter werden? Nun ja, sie sind zum einen katastrophenerprobter, humorvoller, lächeln und schweigen – und kennen die Kunst des Genießens.

Geschichten und Zitate von Frauen wie Else Stratmann, Desiree Nick, Else Lasker-Schüler sowie der Dichterinnen Ulla Hahn und Miriam Frances beschreiben, wie die Frau "das ewige Kind in sich entdeckt, das mit Streichhölzern spielt". Obschon die Angleichung an die Eigenschaften der eigenen Eltern teilweise verzweifeln lässt, stellt sich die Frage: "Warum haben alle den selben Kurzhaarschnitt?". Überlegungen führen zu der Erkenntnis, dass "alt werden halt auch nichts ist", zumal klar sein muss: "Der Weg führt nirgendwo hin als ins Grab."

Jutta Klawuhn und Sabine Essich haben auch Tipps parat: dieses Thema nicht den Männern überlassen, in die Sauna gehen, Freundschaften pflegen und – das Wichtigste – das Ganze mit Humor angehen. Und zur Not: einfach den Mann wechseln.

Als Allheilmittel fürs Klimakterium gab es viele, viele bunte Smarties für die Besucher – besser als Pillen, denn jede Farbe steht für eine andere Krankheit, und das ohne Nebenwirkungen. Ein phantomimisch untermaltes Improlied als Zugabe zog nicht enden wollenden Applaus nach sich.