Die Theaterknirpse der Kleinkunstbühne K3 beschäftigten sich bei ihrem Auftritt mit den Werken alter Literaten. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

K3: Theaterknirpse und alte Literaten

Winterlingen. Zu schön um wahr zu sein – das hätten sich weder Großeltern noch Eltern träumen lassen: Umwerfend und zugleich wider Erwarten zeigten die K3-Theaterknirpse, wie hervorragend sie der alten Sprache mächtig sind, wenn man sie nur darin fordert. Hier kann Schule noch abschauen, wie man es hinbekommt, dass die Jüngsten über sich hinauswachsen.

Die Kinder überzeugten mit geistreichen und zugleich sehr anspruchsvollen Werken, mit jenen beseitigten sie Bildungslücken oder füllten sie auf. Evelin Nolle-Rieder, Vorsitzende und Spielleiterin, will’s wissen und holt das Unglaubliche, ja das Letzte und zugleich das Beste aus ihren Theaterknirpsen heraus. Ihr liegt es am Herzen, dass die alten Balladen und geflügelte Worte unter dem gleichnamigen Motto neuen Aufwind bekommen, zur großen Freude der älteren Generation, die sie noch aus der Schulzeit kennen. Zum besseren Verständnis für die heutigen Eltern und deren Kinder werden gar manche in die heutige Sprache übersetzt. Wie kam es dazu? So manch alte Meisterwerke wie der "Zauberlehrling", von dem das Zitat herrührt "Die Geister die ich rief" wurden Mitte des Jahres bei einem Altennachmittag aufgeführt. Als Belohnung stellte Evelin Nolle-Rieder eine eigene Vorstellung in Aussicht. Die Kinder erkennen diese Chance, aber auch die große Herausforderung, die dahintersteckt, und meistern sie mit Bravour.

Es ist kein Leichtes, die sehr gewöhnungsbedürftige alte Sprache in Form von Balladen auswendig zu lernen. Voller Leichtigkeit aber führten elf Kinder im solistischen Nacheinander das Gedicht "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" auf.

Eine größere Herausforderung war hingegen "Schillers Glocke" im Wechsel mit Evelin Nolle-Rieder, Klaus Volk und Elenora Cuirar. Zur Erklärung der "Schwabenstreiche" diente "Der wackere Schwabe" von Ludwig Uhland mit der Passage "zur Rechten sieht man wie zur Linken, einen halben Türken heruntersinken". Die Kinder resümierten: "viel zu langweilig und zu gruselig" – lieber ist’s ihnen lustig und einfach.

Angenehmer geht es da schon beim Gedicht "Am Turme" von Annette von Droste-Hülshoff zu. Schillers "Handschuh" stellten die Kinder schauspielerisch dar. Gustav Schwabs "Der Reiter und der Bodensee" übersetzten die Kinder so in die Gegenwart: Der Reiter kennt den Weg nicht. Mit einer Landkarte oder einem Navigationsgerät wäre es einfacher gewesen. Er ist orientierungslos, es ist niemand da, den er fragen kann.

Evelin Nolle-Rieder interpretierte es so: "Das ist ein Mann, der fragt nicht nach dem Weg. Dann kommt er am anderen Ufer an, ohne es zu merken, stirbt und wird beerdigt." Wie gut, wenn zu Schillers "Taucher" Heinz Erhards "Taugenichts" als Pendant die Brücke zur Gegenwart schafft. Oder wenn er seinen "König Erl" dem "Erlkönig" Goethes gegenüberstellt. Diesen übersetzte Nolle-Rieder ganz salopp ins Schwäbische. Am Klavier erfreute Sarah Schiebel mit klassischen Stücken. Josef Lorenz sorgte für den Bühnenumbau.