Katja Ortwein wird voraussichtlich Konrektorin der Winterlinger Grund- und Werkrealschule. Nach dem Abitur 2006 am Gymnasium in Ebingen folgte das Lehramtsstudium an der PH Weingarten. 2010 absolvierte sie in Winterlingen ihr Referendariat. Foto: Retter Foto: Schwarzwälder-Bote

Winterlinger Gemeinderat gibt grünes Licht für Konzeption / Unverständnis für lange Planungszeit

Von Anne Retter

Winterlingen. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat mit einer Enthaltung beschlossen, dass die Gemeinde die Grundschule mit der Erstellung eines pädagogischen Konzeptes für die Einführung der Ganztagsschule in offener Form beauftragt.

Der Antrag beim Schulamt soll zum 1. Oktober 2016 eingereicht werden, so dass ab dem Schuljahr 2017/2018 die Ganztagsschule ihre Tore öffnen kann.

Der zweite Teil der Beschlussfassung wurde mit zwei Enthaltungen und einer Gegenstimme verabschiedet. Es hatte in der Diskussion immer wieder Stimmen gegeben, die fragten, was wohl so viel Zeit in Anspruch nehme, wo es doch andernorts bereits funktionierende Ganztagsschulen gebe. Ja, hielten die Schulvertreter dagegen, die gibt es – ein Konzept muss aber ganz individuell auf die jeweilige Schule zugeschnitten werden.

Um den Antrag auf Einrichtung einer Ganztagsschule einreichen zu können, werden zwei Dinge benötigt: eine pädagogische Konzeption und mindestens 25 Interessensbekundungen von Eltern. Nach der Genehmigung sind 25 verbindliche Anmeldungen zur Inbetriebnahme notwendig.

Für Bürgermeister Michael Maier war es ausreichend, dass 16 Eltern im Anschluss signalisierten, Interesse am Ganztagesangebot zu haben. Auch der designierte Schulleiter Matthias Gayer und die sich in der Bewerbungsphase befindliche voraussichtliche Konrektorin Katja Ortwein zeigten sich zufrieden.

Die Schule wird laut Gayer und Ortwein drei Arbeitsgruppen gründen. Die erste soll sich mit den Zeiten und der Rhythmisierung des Stundenplans befassen, die zweite mit neuen Lernformen, der Raumnutzung und der Gestaltung des Schulhofs, die dritte mit Lernangeboten und Kooperationspartnern. Ortwein legte zwei exemplarische Wochenstundenpläne vor – die Tendenz geht hin zu Doppelstundenblöcken und einem immer gleich strukturierten Tagesablauf.

Angesichts der detaillierten Vorstellungen stellte sich nun manchem Gemeinderat erneut die Frage, warum die Ganztagesschule nicht bereits zum kommenden Schuljahr starten kann. Roland Heck beispielsweise, der erklärte, er sei bereit, über dieses Stöckchen zu springen, aber "mit geballter Faust in der Tasche". Sabine Froemel meinte hingegen, die Infoveranstaltung habe sie davon überzeugt, dass mehr Zeit notwendig sei: Eltern wollten konkret wissen, was sie und ihr Kind erwartet. "Wo sind denn die Eltern dann?" konterte Heck mit Verweis auf die höchstens 30 Teilnehmer bei 300 Einladungen.

Information auch in den Kindergärten

Anfang des kommenden Schuljahres wollen Gayer und Ortwein auch in den Kindergärten informieren. "Das Ganze muss wachsen", ist Gayer überzeugt, und Ortwein ergänzt: "Manche Dinge können wir so bereits einmal austesten, wie Wochenplanaufgaben anstelle einzelner Hausaufgaben. Dann haben wir den Eltern beim Start der Ganztagesschule fundierte Erfahrungswerte zu bieten statt bloßer Ideen."

Anton Blau stellte die Frage in den Raum, ob man nicht wertvolle Ressourcen vergeude, wenn möglicherweise keine 25 Kinder zusammen kommen. Für Ortwein ist klar: "Die Ganztagsschule kommt, sobald die notwendige Anzahl Interessierter erreicht ist." Isabelle Grüner-Blatt gab zu bedenken, dass die in die Planung investierte Zeit gut angelegt sei, weil sich in den Teilorten Änderungen an den Grundschulen ergeben könnten. Benzingen könne die Grundschule möglicherweise nicht weiterführen, und in Harthausen, wo über ein Montessori-Konzept nachgedacht werde, sei dies nicht für alle Familien die überzeugendere Alternative. Claudia Kißling-Praster stellte fest: "Abgewartet wird in Winterlingen ja immer gerne." Sie glaube, dass es die Ganztagsschule nach den ersten praktischen Erfahrungen leichter haben werde, Eltern und Kinder für sich zu gewinnen.