Mit 56 Jahren hat Michael Fitz sich neu erfunden und gefunden – sein Publikum nimmt er dabei mit. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Liedermacher Michael Fitz begeistert Zuhörer der ausverkauften Kleinkunstbühne K3 mit seinen Stücken

Winterlingen (müb). "Erfolg ist, wenn man sich auf den Weg macht, um sein Innerstes kennen zu lernen": Michael Fitz ist ein bayerischer Liedermacher, der singt und erzählt, was ihn belastet. Er regt die Zuhörer dazu an, sich selbst mit ihrem Seelenheil zu beschäftigen.

Seine Kompositionen und Lieder schreibt er selbst; 70 Prozent seines Programms präsentiert er in bayerischer Mundart. Mit seinem Programm "Erfolg" stellt Michael die "Likes" bei Facebook, das dicke Bankkonto, den Wunsch, berühmt und berüchtigt zu sein, in Frage. Und er zeigt: Es geht auch anders.

Völlig authentisch öffnet er sein Innerstes fühlbar für das Publikum vor der ausverkauften Kleinkunstbühne K3, untermalt vom Klang seiner bei jedem Stück wechselnden Akustikgitarren. Im Lied "Hinter meiner Stirn" besingt er kleine dicke Hausverwalter, die sich in seinem Hirn streiten. Er selbst bezeichnet sich als "Spätzünder" der bis 40 vieles gemacht habe, um sich für andere zu beweisen. Sein Vater hingegen sei nun 84 Jahre alt, auf dem Weg vom Altersstarrsinn zur Altersweisheit. Was die beiden mittlerweile verbinde: dass deren beider Leben wackeln. Er erinnert an dieses Grundgefühl im Stück "Sie sieht mich nicht".

Seine Pubertät habe bis 35 gedauert, sagt Fitz. Dann sei endlich die Lebensabschnittslangzeitgefährtin gekommen – da fange man an, jemanden zu lieben, den man gar nicht kenne.

Wer meine, nun sei die Chance da, endlich im Mittelpunkt zu stehen, irre, denn da stehe ja schon der Andere. Und man frage sich: "Bekomme ich genügend Aufmerksamkeit?" Bis man merke: "Du schaust mich gar nicht an, als wäre ich gar nicht da!" Nun, im Alter von 56 Jahren, werde ihm die Gnade des Vergessens zuteil, was ihn zum Schreiben des Liedes "Weiß nicht mehr" bewogen habe. Damit wird auch die Endlichkeit im Lied "So viel Zeit muss sein", deutlich, gefolgt von "Schleudersitz" und "D’r Deifel". Mit dem Lied "Hunger" bedient Fitz jene, die Sozialkritisches vermisst haben.

In der Lebensmitte angekommen, gibt Fitz für Menschen, die alles erreicht haben, den Blues "Therapeut" zum Besten. Er hingegen arbeite lieber selbst an sich, als dass er jemand anderen an sich arbeiten lasse. Dazu bedarf es der Ruhe, die er im Lied "Leise" besingt. Obschon er kein Freund von Sprichwörtern sei, zitiert er: "Wenn’s dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis", davon habe er sich negativ inspirieren lassen, denn er gehe nicht aufs Eis. Als Zugabe bringt ein Lied wie ein "Backenzahn", nämlich mit zwei Inspirationswurzeln; er nennt es "20.12.12", der Tag vor dem nicht statt gefundenen Weltuntergang, zumal gerade in dieser Zeit doch gar keiner für den Weltuntergang Zeit habe.

Die zweite Wurzel sei die Familie mit ihren Höhen und Tiefen; so durfte er mit erleben, wie seine Frau, die malt, genau an diesem Tag 120 Kilogramm blaue Farbe geliefert bekommen habe. Eines hat Fitz gewiss erreicht, nämlich dass die Gäste einen Zugang zu ihrem eigenen Innersten gefunden haben.