Gernot Schultheiß überreicht Peter Maerz den urkundlichen Beweis, dass sein Ruhestand beginnt – und der Schulchor singt dazu. Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Peter Maerz übergibt nach Jahren turbulenter Bildungspolitik die Grund- und Werkrealschule gut aufgestellt

Von Karina Eyrich

Winterlingen. Nur fünf Jahre lang war er Rektor der Grund- und Werkrealschule Winterlingen – doch was hat er in dieser Zeit alles mitgemacht: Peter Maerz’ Verdienste in Zeiten des Umbruchs werden bleiben, das ist bei seinem Abschied deutlich geworden.

"Sie sind erste Sahne!", schmettert der Schulchor zum Abschied für einen Rektor, der die Grund- und Werkrealschule in bewegten Zeiten gut geleitet hat, wie bei der gestrigen Feier deutlich wurde: Peter Maerz war – zeitgleich mit Bürgermeister Michael Maier – 2010 nach Winterlingen gekommen und von diesem und Kämmerin Margot Laib mit offenen Armen empfangen worden. Vor ihnen sollten fünf Jahre liegen, in denen die Bildungspolitik und der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung das Ende der Hauptschule einläuteten. Für Maerz war es nach acht Jahren als Konrektor und neun Jahren als Rektor an der Grund- und Hauptschule Herbertingen eine Herausforderung, nun die Grund-, Haupt- und Werkrealschule Winterlingen zukunftsfit zu machen, die damals 380 Schüler, 20 Klassen und 40 Lehrer hatte – heute sind es 260 Schüler, 15 Klassen und 25 Lehrer.

Dass es ihm gelungen ist, trotz mancher Widrigkeiten, bescheinigte ihm Gernot Schultheiß, Leiter des Staatlichen Schulamtes Albstadt. Als einer der Ersten habe Maerz die Möglichkeiten erkannt, die ein mittlerer Bildungsabschluss an der Haupt- und Werkrealschule biete. Die Liste positiver Eigenschaften, die Schultheiß ihm bescheinigte, war lang: Integrations- und Kommunikationsfähigkeit, eine engagierte, motivierte und vorbildliche Art – und den Mut, auch mal deutliche Worte der Kritik zu sprechen, wenn nötig. Maerz habe Bewährtes fortgeführt und neue Akzente gesetzt, die Schule für die Zukunft gut aufgestellt und sogar seinen Nachfolger gut eingearbeitet: Matthias Gayer, der zwei Jahre Maerz’ Konrektor war, wurde gestern eingesetzt.

44 Jahre, 111 Tage – und immer ein ruhiges Rückzugsgebiet

44 Jahre und 111 Tage als Lehrer in Mengen, als Konrektor und Rektor in Herbertingen und seit 1. August 2010 in Winterlingen seien "eine erfüllte Zeit mit vielen Hochs, schönen Momenten und nur wenigen Enttäuschungen" gewesen, bilanzierte Maerz und dankte zuerst seiner Frau und seinen vier Kindern, die ihm "Rückzugsgebiet" waren.

Indem Maerz sein Verständnis eines guten Schulleiters definierte, beschrieb er seine eigenen Herausforderungen: "Überzeugen, zuhören, Kompromisse finden, paktieren, gelassen, überzeugend und offen für Kritik sein, sich nicht verbiegen lassen, Grenzen erkennen und bereit sein, Umwege zu gehen" – dabei habe er stets die Unterstützung seiner Kollegen gehabt, von denen er Schulsekretärin Gerlinde Zeller besonders hervorhob: "Von allem, was ich Ihnen übergeben kann, ist sie das Wertvollste", sagte er zu seinem Nachfolger.

Verbales Daumenkino war Maerz’ Aufzählung seiner Stationen – sie zeigte, dass manche Probleme, etwa mit Schülern ohne Deutschkenntnisse, sich periodisch wiederholen: "Wir hatten das alles schon mal." Dann sprach er von der guten Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat, dessen Vorsitzenden Michael Reiß er selbst noch verabschiedete, nachdem der ihm mit besten Wünschen gedankt hatte, sowie vom "starken, positiven Eindruck", den er von den Verantwortlichen der Gemeinde gehabt habe, aber auch vom Einsatz der Projektpartner, örtlichen Firmen und anderer Förderer der Schüler.

Bürgermeister Maier gab das Lob zurück, schon weil Maerz noch die offene Ganztagsschule an der Grundschule auf den Weg gebracht habe, und dankte ihm für das vertrauensvolle Miteinander. Gustav Kleiner, Rektor der Realschule, sprach von der Enttäuschung über den Beschluss des Gemeinderats gegen eine Gemeinschaftsschule – er und Maerz hatten das pädagogische Konzept federführend erarbeitet – und lobte Maerz’ Qualitäten als Kapitän auf rauer See.

In den Ruhestand, in dem Peter Maerz nun mehr Zeit für seinen Sportverein, seinen Einsatz als Schöffe am Landgericht und Kreisrat hat, begleiten ihn viele Geschenke: Ein Korb voller Leckereien vom Elternbeirat, Karten für das Ray-Wilson-Konzert im Oktober von Michael Maier, Rotwein von Matthias Gayer, ein Reisegutschein und ein Bäumchen von den Kollegen – mit lauter Aktentaschen aus Papier daran, "vollgepackt" mit guten Wünschen, zu denen der Kollegenchor ein Lied schmetterte: "Pack’ die Aktentasche ein."

Was ihn ihm Ruhestand erwarten möge, transportierten Matthias Gayer mit herrlich rauchiger Louis-Armstrong-Stimme und Lehrer Paul Greiß mit seiner Trompete: "What a Wonderful World" – eine wunderbare Welt.