Forstamtsleiter Klaus Richert erklärt den Gemeinderäten, was in den nächsten zehn Jahren geplant ist. Foto: Retter Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat informiert sich über den aktuellen Stand zur Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion des Waldes

Von Anne Retter

Winterlingen. Alle zehn Jahre stellt sich die Frage neu, welche Ziele sich die Gemeinde im Waldbau setzen will. Was wurde in der zurückliegenden Beschlussfassung – Einrichtung genannt – angestrebt, wie ist der aktuelle Zustand des Waldes jetzt, und was soll in den kommenden zehn Jahren geschehen?

Vier Stunden lang dauerte die Sitzung, in welcher der Gemeinderat Winterlingen über Ziele und Pläne für den nächsten Forsteinrichtungszeitraum – er umfasst zehn Jahre – unterrichtet worden ist und in der Forsteinrichter Andreas Kaphegyi zusammen mit dem Revierförster Michael Schmid und Klaus Richert, dem Leiter des Forstamts Albstadt, durch den Winterlinger Wald führte.

In den vergangenen zehn Jahren waren sechs Ziele handlungsleitend gewesen: die Waldfläche zu erhalten, sowie die nachhaltige Nutzung und Förderung der Produktionsmöglichkeiten, die Gesunderhaltung des Waldes, der Erhalt seiner Schutzfunktionen, aber auch seiner sozialen Aufgaben – Erhalt der Arbeitsplätze und Unterstützung pädagogischer Ziele. Außerdem sollte ein Haushaltsüberschuss erwirtschaftet werden.

Kaphegyi zeigte anhand einer Karte auf, wie der Wald eingeteilt ist, und erläuterte dann detailliert, wie der Wald konkret gepflegt wird.

Der Winterlinger Wald umfasst etwas mehr als 1800 Hektar Fläche, unterteilt in vier Waldentwicklungstypen. Der Größte ist der Buchenwaldtyp mit 47 Prozent. 23 Prozent fallen unter den Typ "Fichte stabil", 26 Prozent unter "Fichte Risiko", vier Prozent werden als "Umbautyp" eingestuft. Während sich im Nordteil mehr Fichten finden, ist der Südteil von Buchen dominiert.

Um die Ziele zu erreichen wurden in den vergangenen zehn Jahren vier Schritte unternommen: Der hohe Bestand an alten Bäumen sollte abgebaut und ausgeglichen werden, der Nadelholz-Bestand erhalten, das Alt- und Totholzkonzept eingeführt werden. Auch das Eschentriebsterben beschäftigte die Forstexperten. Es wurden viele ältere Bäume gefällt und im Sinne der Nachhaltigkeit durch junge Bäume ersetzt.

Kaphegyi und seine Kollegen sind bestrebt, möglichst wenige Bäume zu pflanzen – das Schlüsselwort heißt Naturverjüngung. Es werden also nur die Bedingungen beeinflusst, die jungen Bäumen eine gute Entwicklung ermöglichen; den Rest erledigt der Wald selbst. Dieser darf dank des Alt- und Totholzkonzeptes auf drei Prozent seiner Fläche ungestört als Minibannwald wuchern. Außerdem werden kleine Altholzkomplexe als Habitatbaumgruppen im verjüngten Bestand erhalten.

Die Gemeindebekommt Ökopunktegutgeschrieben

Das, erklärte der Einrichter, sei nicht nur ökologisch sinnvoll: Für solche Flächen können der Gemeinde "Ökopunkte" gutgeschrieben werden, die an anderer Stelle dann ökonomisch sinnvoll wieder eingesetzt werden können, um andere Projekte zu verwirklichen.

Für das Eschentriebsterben haben allerdings auch die Forstexperten keine Lösung gefunden: Ein aus Asien stammender Pilz befällt die Eschen überall im Bundesgebiet – auch in Winterlingen. Die Bäume fallen unkontrolliert um, was nicht nur Probleme für die Arbeitssicherheit der Waldarbeiter mit sich bringt: Die Esche, die traditionell ein wunderbares Holz zur Herstellung verschiedenster Gebrauchsgegenstände liefert, wird aus dem Wald verschwinden. Nichts hilft bisher gegen den Pilz, und so werden nach Befürchtung der Fachleute bis zu 90 Prozent aller Eschen sterben. Durch den Ausfall der Esche ist eine wesentlich höhere Anbau- und Jungbestandspflegefläche als geplant notwendig. Alle anderen Ziele seien aber erreicht worden, es gebe keine Pflegerückstände.

Eugen Seyboldt, Büroleiter des Forstamtes Albstadt, konnte auch betriebswirtschaftlich erfreuliche Daten vorlegen. Pro Jahr und Hektar wurden 127 Euro erwirtschaftet – "ein sehr gutes Betriebsergebnis". Damit es auch zukünftig gute Nachrichten aus dem Wald gibt, sieht die Planung für die kommenden zehn Jahre vor, den Hiebsatz um zehn Prozent zu senken, also einige Bäume weniger zu fällen. Weiterhin Ziel sind der Abbau von Altholzvorräten und die Schaffung eines ausgeglichenen Altersklassenverhältnisses – somit muss in Zukunft nicht mehr ganz so intensiv gearbeitet werden. Der Nadelholzbestand soll weiter gesichert werden – hier ist vorgesehen, künftig vermehrt Tannen und Douglasien neben der Fichte einzubringen –, sowie die Naturverjüngung vorangetrieben werden.

Der Gemeinderat hat den Bericht über die zehnjährige Forsteinrichtung mit zwei Gegenstimmen zur Kenntnis genommen. Die Zustimmung zum Vollzug des Hieb- und Kulturplanes 2014 fiel einstimmig aus.