Wie die Doppik funktioniert, hat Patrizia von Briel in Winterlingen erklärt. Foto: Retter Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinde Winterlingen stellt auf das Neue kommunale Haushalts- und Rechnungswesen (NKHR) um

Von Anne Retter

Winterlingen. Über den Stand der Umstellung von der Kameralistik auf die kommunale Doppik hat Gemeindeinspektorin Patrizia von Briel in der jüngsten Gemeinderatssitzung berichtet.

Der Wechsel bringt nach ihren Worten hohe Kosten mit sich, jedoch zahle sich die früher getroffene Entscheidung für die Arbeit mit SAP-Produkten bei der Beschaffung der Software aus.

Bis 2020 müssen die Gemeinden in Baden-Württemberg den Wechsel zum doppischen System vollzogen haben, dem Neuen Kommunalen Haushalts- und Rechnungswesen (NHKR) – das Land selbst stellt seine eigene Buchführung allerdings nicht um und übernimmt auch die Kosten der Gemeinden für den Wechsel nicht.

Das sorgte im Gemeinderat nicht zum ersten Mal für Unmut – die Umstellung sei jedoch unumgänglich, erklärte Bürgermeister Michael Maier und fügte hinzu: "Die Gemeinden, die in der Hoffnung auf eine Änderung der Vorgaben zum jetzigen Zeitpunkt noch keine entsprechenden Schritte unternommen haben, werden in Schwierigkeiten geraten."

Winterlingen hat für die im Oktober 2014 beschlossene Umstellung einen Kooperationsvertrag mit der Gemeinde Bitz abgeschlossen. Die Zusammenarbeit funktioniere gut, bestätigte von Briel. Es sei vorgesehen, dass die theoretischen und formalen Vorarbeiten federführend in Winterlingen erarbeitet würden und bei Bedarf eine Feinabstimmung mit Bitz erfolge.

Praktische Arbeiten wie die Erfassung und Bewertung des beweglichen und unbeweglichen Vermögens sollen in der jeweiligen Gemeinde unabhängig vor Ort erfolgen. Es müssen dazu auch unzählige Barcodes geklebt werden. Immerhin: Ein neuer Satz Stühle für ein Klassenzimmer beispielsweise kann als eine Position aufgenommen werden; es muss nicht jedes einzelne Objekt inventarisiert werden.

Die Gemeindeinspektorin sprach sich dafür aus, dabei in beiden Gemeinden möglichst die gleichen Softwarelösungen zum Einsatz zu bringen. Für die Inventarisierung habe man sich für "HalloKai!" und für "Ankom2" als Bewertungssoftware entschieden. Zu einem späteren Zeitpunkt müsse dann im bereits vorhandenen SAP-System der Austausch von Benutzeroberflächen vorgenommen werden – es sei also an dieser Stelle keine grundlegende Veränderung notwendig. Das schont den Geldbeutel Winterlingens.

Neue Programmekosten Geld

Die Umstellung von der Kameralistik auf die Doppik bedeute dennoch einmalige Kosten in Höhe von 33 000 Euro sowie 32 810 Euro laufende Kosten pro Jahr. Allerdings, stellte der Bürgermeister klar, ersetzen diese laufenden Kosten die bisherigen laufenden Kosten für die kameralistischen Programme und "kommen nicht oben drauf".

Aktuell erarbeiten von Briel und ihr Team einen individualisierten Bewertungskatalog und legen Bewertungsgrundlagen fest. Außerdem erlässt die Gemeinde eine Inventurrichtlinie und legt eine Geringwertigkeitsgrenze fest, diese verläuft bei 1000 Euro. Für Gewerbebetriebe und kostenrechnende Gebührenhaushalte liegt sie bei 410 Euro. Das erste Halbjahr 2015 ist außerdem für die Klärung von kassenrechtlichen Altlasten vorgesehen, das Forderungsmanagement also. Die Gemeindeinspektorin zeigte sich zuversichtlich, diesbezüglich "im zeitlichen Planrahmen" zu bleiben. Im zweiten Halbjahr solle dann die eigentliche Erfassung und Bewertung des beweglichen und unbeweglichen Vermögens begonnen werden – zunächst müssen jedoch die Mitarbeitenden für den Einsatz der neuen Softwarelösungen geschult werden.

Kameralistik meint die einfache Buchführung mit Einnahmen- und Ausgabenrechnung. Doppik ist eine Abkürzung und steht für "Doppelte Buchführung in Kommunen/Körperschaften". Die Umstellung von der Kameralistik zur Doppik ist eine Angleichung an das in der Privatwirtschaft übliche System der doppelten Buchführung. Dabei wird jeder Geschäftsvorgang in zweifacher Weise erfasst; er wird vom "Soll" an "Haben" gebucht und damit auf verschiedenen Konten festgehalten.