Mitten unter den Schülern fühlt er sich am wohlsten: Harthausens Rektor Gottfried Wiehl geht in den Ruhestand. Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Grundschule Harthausen: Rektor Gottfried Wiehl geht in den Ruhestand / Verabschiedung am 24. Juli / Kooperativer Führungsstil

"Alles hat seine Zeit", sagt Gottfried Wiehl. Der Rektor der Grundschule Harthausen geht in den Ruhestand und freut sich darüber: "Ich bin immer gerne an die Schule gekommen, es gibt aber auch etwas danach." So warten "einige Baustellen" zu Hause auf den 63-Jährigen, die er anpacken möchte.

Winterlingen-Harthausen. Gottfried Wiehl hat es genossen, immer nur an kleinen Schulen tätig gewesen zu sein: "Das war übersichtlich." Vor allem die tägliche Begegnung mit den Schülern erfüllte ihn: "Es gab nie Probleme", auch nicht mit den Lehrern, die alle motiviert seien, gerade in Harthausen, wo alle Pädagogen hinter dem Montessori-Konzept stehen. "So etwas freut einen. Da gehst Du gerne in die Schule, wenn ein engagiertes Kollegium Dich mitnimmt", sagt der Rektor, der sich am 24. Juli in den Ruhestand verabschiedet.

Wiehls Lehrerlaufbahn begann mit dem Studium an der Pädagogischen Hochschule Weingarten von 1976 bis 1979. Nach seinem Vorbereitungsdienst an der Grundschule Langenenslingen war der heute 63-Jährige "vom ersten Tag ab" als Schulleiter eingesetzt, zunächst kommissarisch an der Grundschule in Benzingen, dann von 1988 bis Ende Juli 2000 regulär. Und seit 1. August 2000 bis heute ist Wiehl Rektor an der Grundschule Harthausen.

In Harthausen installierte er die "Verlässliche Grundschule", initiierte die Gründung eines Fördervereins für die Schule, entwickelte eine Internetseite der Schule in Zusammenarbeit mit der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und führte hin zur pädagogischen Neuausrichtung in Harthausen mit der Montessori-Pädagogik: "Das ist eine komplett andere Art des Unterrichts." Wiehls berufliche Rückschau fällt positiv aus: "Das liegt vor allem an den Kindern, die ich hauptsächlich in meinen studierten Fächern Mathematik und Sport unterrichten durfte." Schön am Amt des Schulleiters war für ihn, Schule zu gestalten.

Wiehl hat erlebt, dass in den vergangenen Jahren die Schüler anders geworden sind, "weil die Familienverhältnisse anders als früher sind". In der dörflichen Gemeinschaft allerdings sei das Zusammenleben noch intakt. Zwischen den Eltern und der Schule funktioniere die Erziehungspartnerschaft. Wichtig war Wiehl dabei stets, dass die Schüler an außerunterrichtlichen Angeboten teilnehmen, etwa den Bäcker besuchen und bei der Feuerwehr vorbeischauen. Wert legte er zudem auf die Teilnahme an sportlichen Wettbewerben im Bereich "Jugend trainiert für Olympia" in den Sportarten Fußball, Tennis und Turnen. Das manifestierte eine gute Kooperation zu den örtlichen Vereinen.

"Ein Kind muss sich in der Schule wohlfühlen", betont der 63-Jährige. Dabei seien Fördern und Fordern die Unterrichtsprinzipien. Wie es an der Grundschule Harthausen weitergeht, will Wiehl deshalb beobachten: "Aber ich werde mich zurückhalten und die Neuen machen lassen, denn jeder hat eine andere Handschrift."

Einen Wunsch hat er dennoch: "dass die Schule mit dem Montessori-Konzept gut weiterleben kann". Denn mancher Stein ist aus dem Weg zu räumen,etwa in Sachen Brandschutzauflagen und beengte räumliche Verhältnisse. Da hofft der Rektor auf eine "vernünftige Lösung" hinsichtlich eines zweiten Fluchtwegs, um die Hausgänge als Ausweichbereich nutzen zu dürfen, was die Möglichkeit eröffnet, die Kinder zu verteilen.

Ruhig wird es in Wiehls Ruhestand nicht werden: Enkelkind, Hobbys wie Fahrradfahren und Spazierengehen sowie handwerkliche Tätigkeiten – "da bin ich nicht unbegabt" – werden die Zeit ausfüllen. "Und Gartenarbeit ist immer sehr schön." Außerdem wollte der 63-Jährige mit dem Fahrrad über die Alpen radeln: "Mal sehen, ob ich das noch schaffe."

Keine Angst um die Zukunft der Bildungseinrichtung auf der Scher

Um die Zukunft der Grundschule Harthausen hat er keine Angst: "Wir haben Zulauf von allen Orten und steigende Schülerzahlen." 2017/2018 werden es knapp 80 Schüler sein.

Wiehl hinterlässt eine weitestgehend modernisierte Schule. Er hat als Rektor immer auf Teamarbeit und einen kooperativen Führungsstil Wert gelegt: "freundlich, aber bestimmt und gerecht" – mit Blick auf eine Ausbildung der Schüler, die neben der fachlichen auch die soziale Kompetenz der jungen Menschen auf dem Plan hat, um sie fit fürs Leben zu machen. Wiehl betont: "Das muss beides ineinander greifen."