Zahlreiche Besucher waren gekommen, um sich über die Zukunft der Winterlinger Schullandschaft zu informieren. Foto: Retter Foto: Schwarzwälder-Bote

Politische Entscheidungsträger, Schulvertreter und Eltern diskutieren die Weiterentwicklung der Realschule

Von Anne Retter

Winterlingen. Bei der Veranstaltung zum Thema regionale Schulentwicklung haben zwei Schulamtsvertreter gemeinsam mit Bürgermeister Michael Maier die zahlreichen Besucher über die möglichen Optionen für eine Sekundarschule in Winterlingen informiert – Fazit: Die weiterentwickelte Realschule kommt. Und sie wird teuer.

Maier gab einen Überblick: An der Werkrealschule gibt es keine ausreichende Anzahl von neu angemeldeten Schülern in Klasse fünf. Eine neue Schulart ist daher einzuführen, wenn eine weiterführende Schule in Winterlingen vorhanden bleiben soll. Aufgrund politischer Veränderungen gibt es jetzt die weiterentwickelte Realschule, die in Baden-Württemberg zum Schuljahr 2016/2017 kommt.

Gernot Schultheiß vom staatlichen Schulamt Albstadt erläuterte, dass in der Werkrealschule in diesem Jahr zwölf Schüler angemeldet seien, für das nächste Schuljahr gebe es keine einzige Anmeldung. Das heiße für Winterlingen: 2019 gingen die Lichter in der Werkrealschule aus. An der Realschule sind die Anmeldezahlen auch nicht riesig – mit 19 Schülern bildet sie ganz knapp zwei Eingangsklassen. Schultheiß machte klar, dass im Interesse der Gemeinde eine dauerhaft stabile weiterführende Schule in Winterlingen erhalten bleiben solle. Er schlug daher vor, dass die Gemeinde den offiziellen Beschluss der Schließung der Schulverwaltung für die Werkrealschule abwarten solle. Außerdem sei ein Gemeinderatsbeschluss zu fassen, das neue Konzept für die erweiterte Realschule einzuführen. Ziel: dauerhaft zwei Eingangsklassen pro Jahr mit je etwa 20 Schülern. Das Vertrauen der Betriebe und der beruflichen Gymnasien in die Mittlere Reife dürfe nicht beschädigt werden.

Harald Schempp zeigte auf, was die Weiterentwicklung beinhaltet: mehr individualisierte Lernformen. In der Orientierungsstufe – Klasse fünf und sechs – gibt es keine Versetzung. Dann folgt die Einstufung in ein G-, M- oder E-Niveau. G ist das Grundniveau, M das mittlere und E das erweiterte Niveau. Die Kinder lernen in sieben und acht gemeinsam, jedoch mit unterschiedlichen Anforderungen. An Ende einer Klassenstufe ist es möglich, das Niveau zu wechseln. Nach Klasse neun können die Schüler einen Hauptschulabschluss machen. Die Schüler mit Niveau M lernen weiter und machen nach Klasse zehn ihren Abschluss. Das würde in Winterlingen erstmals 2020/ 2021 der Fall sein.

Die Realschule in ein Ganztagsmodell zu überführen, ist möglich, wenn mindestens 20 Schüler teilnehmen wollen und die sonstigen Rahmenbedingungen gegeben sind.

Alternative zur erweiterten Realschule ist eine Gesamtschule. Das Kostenargument schlägt eindeutig für die Gemeinschaftsschule aus: Das Land würde 1176 Euro pro Schüler pro Jahr zahlen, für Realschüler sind hingegen 582 Euro vorgesehen. Aufs Jahr gerechnet bedeutet das bei rund 270 Schülern, dass Winterlingen mit der Entscheidung für die Realschule mehr als 160 000 Euro an Zuwendungen weniger bekommt.

Wolfgang Ziemen brachte es auf den Punkt: "Es gibt genügend Realschulen in der Region. Eine Sekundarschule in Winterlingen muss, wenn sie Erfolg haben will, Leuchtturmcharakter haben."

Bürgermeister Maier sieht dafür gute Voraussetzungen – bessere Rahmenbedingungen als an der Realschule in Winterlingen gebe es wohl kaum. Fazit nach langer, emotionaler Diskussion: Der Schließungsbeschluss für die Werkrealschule wird kommen, und Winterlingen muss in der Region für seine weiterentwickelte Realschule werben.