Marie Munding hat in Winterlingen die "Villa Sukka" gegründet und hilft als Feng-Shui-Beraterin in vielen Situationen

Von Karina Eyrich

Winterlingen. Feng Shui – Wind und Wasser – ist die alte chinesische Lehre von der Harmonie des Wohnens und Lebens. Eine gebürtige Finnin, die lange in Spanien gelebt hat, hat sie im Schwarzwald erlernt und praktiziert sie auf der Schwäbischen Alb.

"Patentrezepte gibt es nicht – Feng Shui ist etwas Individuelles", betont Marie Munding. Als Feng Shui-Beraterin schreibt sie deshalb ihren Kunden nicht vor, wie diese sich einzurichten haben, sondern arbeitet mit ihnen zusammen, um herauszufinden, welche Veränderungen in deren Lebensumfeld sinnvoll sind, um Gesundheit, Wohlbefinden und persönlichen Erfolg des jeweiligen Kunden zu stärken. Feng Shui setzt Denkprozesse in Gang.

"Mit Mystik hat das nichts zu tun", betont Marie Munding. " Die Chinesen haben seit Jahrtausenden die Naturereignisse in Verbindung mit menschlichen Urbedürfnissen beobachtet – es war lebensnotwendig die zyklischen Abläufe der Natur zu kennen und mit ihnen zu leben. Vielmehr ist es die Akupunktur des Hauses", erklärt sie, wie die Regeln des Feng Shui entstanden sind.

In westlichen Kulturen, auch bei den alten Germanen habe es ähnliche Regeln gegeben. Zum Beispiel Klöster wurden an starken Kraftorten der fließenden Quellen gebaut – nach dem gleichen Wissen. "Im Westen ist jedoch viel altes Wissen durch Kriege vernichtet worden – in China finden wir die Schriften dagegen noch eins zu eins."

Zu den Urbedürfnissen des Menschen, die im Feng Shui berücksichtigt werden, gehörten unter anderem Rückendeckung, Wohlbefinden, Nahrung und natürliches Licht, erklärt die Inhaberin der "Villa Sukka" in Winterlingen, ein Wohnhaus, das der leidenschaftlichen Malerin auch als Atelier sowie als Gäste- und Seminarhaus für Workshops dient. Deshalb steht ihr Schreibtisch so, dass sie den Blick zur Tür richtet.

"Männer denken oft zuerst: Feng Shui sei totaler Humbug", hat sie erfahren. "Doch dann verstehen sie es sehr schnell weil sie logisch denken – und Feng Shui ist logisch." Männer und Frauen seien unterschiedlich gestrickt, nicht nur einrichtungstechnisch, weiß Marie Munding – und sieht das als Bereicherung: "Sie haben verschiedene Aufgaben in der Welt. Yin und Yang, das männliche und das weibliche Element, die sich ergänzen, nicht ohne einander existieren können und zusammen eine Vollkommenheit bilden – wie Tag und Nacht. Aus dieser Spannung kann vieles entstehen."

Wenn potenzielle Klienten sie anrufen, erkundet Marie Munding zuerst: warum. "Viele streben nach mehr Wohlstand – doch Reichtum ist etwas, was man erst säen müsse, um es ernten zu können und wenn der Samen keinen nahrhaften Boden habe, könne es nicht zu Wachstum kommen – ein Grundsatz, der nicht nur für das Geld gelte. "Man kann also von einem immer wiederkehrenden Zyklus sprechen, in dem jede Phase ihre Wichtigkeit hat."

Immer wieder verblüffend sei es, wie viele genaue Information die Wohnung und Grundriss über den Zustand/Situation der Bewohner lieferten. Marie Munding arbeitet nicht nach dem Drei-Türen-Bagua, sondern nach der Kompass-Schule. Die Himmelsrichtungen haben unterschiedliche Qualitäten, und der Mensch ist in ständiger Interaktion mit der Umwelt – ein positives Umfeld baue ihn auf und ein negatives Umfeld verbrauche seine Energie. Die Wechselwirkung mit Himmelsrichtungen dürfe nicht unbeachtet bleiben, denn nichts existiere isoliert.

Der Kreis des Erfolges verrät sehr viel

Der "Circle of Success", der Kreis des Erfolges, gibt ihr Aufschluss darüber, aus welchem Lebensfeld ein Problem kommt, auch wenn es sich in einem anderen äußert: "Wenn es etwa in der Partnerschaft kriselt, kann die Ursache ganz woanders liegen.

Gibt es auch universale Regeln? "Ja", betont Marie Munding. "Zum Beispiel: Jeder sollte in der Wohnung einen Platz haben, an dem er sich entfalten kann." Ebenfalls wichtig: Entrümpelung. "Wenn man Platz schafft, kommen Dinge in Bewegung. Man wirft auch viel Ballast weg."

Besonders bedeutsam sei das etwa im Eingangsbereich eines Hauses: "Der ist die Visitenkarte – daher sollte die Garderobe nicht überfüllt sein", was auch für die Mitte einer Wohnung gelte. Nicht zuletzt sei Licht zu beachten. "Und Vorhänge sind sinnvoll, weil sonst die Energie flüchtet." Man kann auch Windspiele nutzen, wobei Marie Munding auf deren unterschiedliche Bedeutung in den Kulturen hinweist: "In China waren sie eine Art Alarmanlage. Wer sie mag, soll sie aufhängen – aber es müssen keine chinesischen sein."

Spiegel im Schlafzimmer seien nach Feng Shui komplett tabu – ebenso wie gegenüber einer Tür, "denn das Chi würde sofort zurückreflektiert". Wasseradern unter oder Sendemasten in der Nähe des Hauses spielten ebenfalls eine Rolle. Allerdings gibt die Fachfrau auch zu bedenken, dass Angst der falsche Ratgeber sei. "Jede Wohnung kann man förderlich gestalten", und das Ausprobieren sei durchaus sinnvoll, schließlich empfinde jeder Mensch anders. "Man sollte nicht so vieles so schnell verändern, damit die Seele sich mitentwickeln kann."

Grundsätzlich sei das Ziel von Feng Shui, das Chi, die Lebensenergie – die dem Prinzip der Aufmerksamkeit folgt –, im Fluss zu halten, was schon bei der Planung eines Hauses berücksichtigt werden könne. "Allerdings gibt es hierzulande wenige Architekten, die das praktizieren." Als Feng-Shui-Beraterin arbeitet sie deshalb gerne mit Architekten zusammen, wenn ein Bauherr das wünsche, auch mit Innen- und sogar mit Gartenarchitekten, gehöre doch der Garten ebenfalls zum Haus. Auch wenn Europa noch etwas hinterher hänge, seien doch schon viele private Häuser und sogar etliche führende Dax-Unternehmen und Firmenzentralen nach Feng-Shui-Erkenntnissen gebaut und eingerichtet.

Seit einigen Jahren beschäftigt sich Marie Munding außerdem mit Business-Feng-Shui und gibt Kurse, auch in Finnland und Spanien. Sprachlich kein Problem: Die gebürtige Finnin spricht neben ihrer Muttersprache, Englisch und Deutsch auch Spanisch und sogar Schwedisch.

Zuhause fühlt sie sich allerdings vor allem auf der Alb. Eine Zeit lang hatte sie in Nusplingen gelebt und nach ihren Jahren in Spanien und einem Intermezzo in Finnland "große Sehnsucht" nach der Alb. Ihr Haus in Winterlingen hat sie "Villa Sukka" genannt, was im Finnischen so viel wie "Wollsocke" heißt. Wenngleich sie "drei Mentalitäten in mir" hat – auch eine deutsche: "Hier bin ich strukturierter und disziplinierter" –, steckt die finnische noch in ihr: "Eine Sauna war das Erste, was ich hier eingebaut habe."

u Marie Munding, in Finnland geboren und aufgewachsen, hat unter anderem 15 Jahre in Spanien gelebt, in Deutschland Modedesign studiert. In Freiburg studierte sie am Deutschen Feng-Shui-Institut.

Weitere Informationen: unter www.villa-sukka.com